Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Beschützerin

Die Beschützerin

Titel: Die Beschützerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kliem
Vom Netzwerk:
Büro.«
    Sie blieb in der Tür stehen. »Was ist?«
    Â»In den Ordnern fehlen Angebote zum Smiling Kids Day. Zum Beispiel die von Sound & Light vom letzten und vorletzten Jahr. Hast du die rausgenommen?«
    Â»Nein, warum sollte ich?«
    Â»Jemand hat die gleichen Dokumente in meinem Computer gelöscht. Weißt du etwas darüber?«
    Ihre Augen wurden schmal. »Ich lösche nichts in deinem Computer. Und diese Ordner habe ich seit über einem Jahr nicht mehr angerührt.«
    Â»Okay, danke. Das war’s schon.« Es gab keinen Grund, ihr nicht zu glauben. Was Vanessa Ott anfing, machte sie gründlich.
    Ich blickte Michaela nach, wie sie über den Flur ging. Mein Puls raste. Ich musste etwas unternehmen. Sofort. Meine Unschuld beweisen. Mich von diesen infamen Vorwürfen reinwaschen. Nur wie?
    Es gab einen Menschen, der mich beraten konnte. Der auch in dieser Situation eine Lösung wusste. Ich wählte Oderthals Nummer. Es war doch ganz einfach! Er würde mit Lehner sprechen und die bösen Gerüchte aus der Welt räumen.
    Nach dem dritten Klingeln hob er ab. »Oderthal?«
    Ich war so erleichtert, seine Stimme zu hören, dass mir die Tränen in die Augen traten. »Hier ist Janne Amelung.«
    Â»Janne. Was gibt es? Ich habe gerade wenig Zeit.«
    Ich schluckte. Kein »Wie schön, dass du dich meldest!« Seine Stimme klang kühl. Er freute sich nicht über meinen Anruf.
    Â»Ich möchte nicht stören, aber haben Sie vielleicht doch ein paar Minuten? Es wäre sehr wichtig für mich. Ich stecke ziemlich in Schwierigkeiten und …«
    Â»Falls du von dieser Bestechungsgeschichte redest …«, begann er.
    Er wusste davon! Aber wie konnte das sein?
    Â»â€¦ dann muss ich dir sagen, dass mich das maßlos enttäuscht hat. War es das wert? Dem Sender zu schaden, die Menschen, die dir Verantwortung übertragen und Budgets anvertraut haben, zu täuschen? Um sich selbst zu bereichern? Ich muss sagen, es gibt kaum etwas, das ich mehr verabscheue als Gier. Egal, in welcher Form. Korruption, Steuerhinterziehung, Betrug. Ich dachte, ich kenne dich, Janne. Du wirkst so loyal, so ehrlich. Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich mich so getäuscht haben soll.«
    Â»Ich verstehe nicht, wie Sie das so einfach glauben können. Ich habe mich nicht bestechen lassen. Es ist alles frei erfunden.«
    Â»Hier auf meinem Esstisch liegt eine Kopie dieses Briefes. Lehner hat sie mir geschickt. Er war ja genauso sprachlos. Aber die Zahlen sprechen für sich. Ich hab zwanzig Jahre bei Alfa.Sat im Controlling gearbeitet. Ich weiß, wovon ich rede. Was hier drinsteht, klingt absolut plausibel und keineswegs frei erfunden. Das konnte nur jemand schreiben, der internen Einblick besitzt. Jemand, der diese Machenschaften nicht länger decken wollte.«
    Â»Diese Frau von Bloomsdale Consulting. Sie erinnern sich doch? Sie war auf Ihrem Abschiedsempfang und stand auf einmal bei uns. Sie steckt dahinter!« Meine Stimme überschlug sich, fast hätte ich geschrien. »Sie versucht systematisch, mir zu schaden. Sie hat diesen Brief geschrieben, damit ich gekündigt werde. Und das ist längst nicht alles, was sie mir angetan hat. Sie …«
    Â»Moment«, Oderthal klang eisig. »Ich habe Frau Ott in den letzten zwei Wochen recht gut kennengelernt. Sie hat mich mehrfach um Rat gefragt, unter anderem zu deiner Abteilung. Das freut einen alten Rentner wie mich, der sonst kaum noch was mitbekommt. Sie hält mich hier auf dem Laufenden. Und sie hat mir erzählt, dass du nur noch eines im Kopf hast: von Hirtens Job, die Abteilungsleitung. Sie war die ganze Zeit sehr besorgt, weil dir deine Mitarbeiter offenbar egal sind. Jeder ihrer Versuche, sich für die Abteilung stark zu machen, wurde ja von dir torpediert.« Er holte tief Luft. »Sie hat mir sogar angekündigt, dass ich mit diesem Anruf von dir rechnen muss. Sie leidet sehr darunter, dass du überall verbreitest, sie würde dir schaden wollen. Das liegt ihr fern, das kannst du mir glauben.«
    Â»Sie hat Sie manipuliert, genau wie alle anderen. Sie ist es, die die Lügen verbreitet.«
    Â»Es tut mir leid, wir müssen auflegen. Mir läuft die Zeit davon.«
    Â»Stellen Sie sich vor, mir auch.« Ich legte auf und starrte den Telefonhörer an. Er war voller Fingerabdrücke, oberhalb der Sprechmuschel klebte ein Make-up-Rest. Vielleicht stammte

Weitere Kostenlose Bücher