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Die Beschützerin

Die Beschützerin

Titel: Die Beschützerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kliem
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wieder in Ordnung?«
    Â»Ja, die Beschwerden sind fast weg. Ich sitze in der U-Bahn. Bin gleich da.«
    Mein Postfach quoll über vor Mails, das Telefon stand nicht still. Es war wie jedes Jahr, wenn die Planung des Smiling Kids Day in die Endphase trat. Auch der Agent von Miranda Glass wartete dringend auf meinen Rückruf, ich sollte vermitteln, weil die PR -Abteilung auf seine Vorstellungen nicht eingehen wollte.
    Gegen Mittag saß ich mit den Unternehmensberatern in meinem Büro zusammen. Wir besprachen die Einschätzungen der Mitarbeiter im Einzelnen. Mark Winter gingen meine Beurteilungen nicht weit genug, und er stellte viele Detailfragen, die ich nicht beantworten konnte.
    Â»Frau Amelung, Ihre Loyalität und Vorsicht den anderen gegenüber in allen Ehren, aber Sie müssen schon etwas deutlicher werden. Nur Mut! Das, was Sie uns sagen, wird diese vier Wände nicht verlassen. Wir sind die Einzigen, die Zugang zu den Papieren haben, und nach Abschluss des Gutachtens wird jede einzelne Seite geschreddert.«
    Michaela brachte uns frischen Kaffee.
    Vanessa Ott gähnte, reckte die Arme über den Kopf und streckte sich. »Ich brauche Sauerstoff«, sagte sie, ging zum Fenster und öffnete es. »Pause?«
    Â»Ja, gern«, seufzte ich.
    Mark Winter blickte uns missbilligend an, stand auf und ging aus dem Zimmer.
    Â»Janne, hast du einen Moment Zeit?«, fragte Michaela. » Ulla ist unten in der Eingangshalle.«
    Ich sah sie erstaunt an.
    Â»Gehen Sie nur, wir unterbrechen ja für ein paar Minuten«, sagte Vanessa Ott.
    Ich rief den Pförtner an und bat ihn, Ulla raufzuschicken. Sie lehnte sich in der Teeküche an den Schrank und sah abgespannt und gehetzt aus. »Ich hatte hier um die Ecke einen Termin, da dachte ich, ich schau kurz rein. Hab gar nicht damit gerechnet, dass du Zeit hast.«
    Ich drückte ihr eine Tasse Kaffee in die Hand. »Was ist los?«
    Â»Neuigkeiten«, sagte Ulla. »Ich soll für eine Nachrichtenagentur Politiktermine übernehmen. Ich muss gleich zu einer Pressekonferenz bei der SPD.«
    Â»Gratuliere«, warf ich ein.
    Â»Außerdem … und jetzt halt dich fest, hat Tom vorhin angerufen. Der Abendkurier will, dass ich über diesen Prozess gegen die Hells Angels berichte. Tom tut so, als hätte er das eingefädelt.«
    Â»Der putzige kleine Tom, sieh mal an.«
    Â»Vielleicht hab ich ihn unterschätzt. Er hat irgendeinen Draht zum Redaktionsleiter. Oder er geht mit dem weiblichen Teil der Geschäftsführung ins Bett.«
    Â»Na, aber für dich sind das doch gute Nachrichten«, meinte ich vorsichtig. »Oder nicht?«
    Ulla verzog den Mund. »Der Prozess wird hochspannend. Und ich könnte das Geld wirklich brauchen. Aber ich fürchte, ich bin zu stolz. Die haben mich rausgeschmissen mit einer lächerlichen Abfindung, und nun soll ich für das halbe Geld als Freie ran.«
    Â»Und du bist auch zu stolz, von Tom Hilfe anzunehmen.«
    Sie antwortete nicht.
    Â»Aber dir bleibt ja das Politikressort?«
    Ulla seufzte. »Klar, das ist eine Chance. Aber ich hab keine Ahnung von dem Kram. Ich muss mich erst einarbeiten.« Sie stieß sich von der Wand ab. »Was soll’s. Ich kann es mir nicht mehr aussuchen. Muss nehmen, was ich kriege. Also, frisch ans Werk.« Sie grinste zynisch. »Wie läuft’s bei dir?«
    Â»Ich war gestern Nacht doch noch bei Gregor.«
    Â»War er sauer?«
    Â»Ein bisschen. In letzter Zeit …« Ich brach ab, weil ich an der Tür eine Bewegung wahrnahm.
    Vanessa Ott stand im Türrahmen. Sie hielt ihre leere Tasse hoch. »Gibt es noch mal Nachschub? Ich brauche dringend mehr Koffein.« Sie lächelte Ulla an.
    Â»Einen Moment.« Ich nahm ihr die Tasse ab, stellte sie unter die Maschine, wartete, bis sie gefüllt war, und reichte sie ihr zurück.
    Â»Danke. Kommen Sie rüber? Wir sollten weitermachen.«
    Â»Sofort«, sagte ich.
    Vanessa Ott lief über den Gang zu meinem Büro.
    Â»Das ist sie«, sagte ich zu Ulla.
    Ulla runzelte die Stirn. »Dachte ich mir. Ist die magersüchtig?«
    Â»Hab ich mich auch schon gefragt.«
    Â»Sie wirkt wie eine dieser typischen Karrierefrauen. Nur Job, Geld und Markenklamotten im Kopf. Na ja …« Ulla griff nach ihrer Tasche, die sie auf einem Sideboard abgestellt hatte. »… in ein paar Tagen bist du sie hoffentlich los …« In der Tür blieb sie

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