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Die bessere Hälfte - warum nur Frauen die Wirtschaft nach vorn bringen

Die bessere Hälfte - warum nur Frauen die Wirtschaft nach vorn bringen

Titel: Die bessere Hälfte - warum nur Frauen die Wirtschaft nach vorn bringen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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gewissenhaft Notizen zu machen.«
    Bei dem Meeting fiel ihr sofort ins Auge, wie feindselig die beiden verantwortlichen Geschäftsführer einander gegenüberstanden. Das kam in der Art, wie Dave die Augen rollte, wenn Bob sprach, ebenso zum Ausdruck wie in Bobs Weigerung, Daves Kommentare überhaupt anzuerkennen.
    Nach dem Meeting fragte Susans Vorgesetzter sie, was sie denn bemerkt hätte. Sie antwortete: »Mir ist aufgefallen, dass Dave und Bob einander nicht besonders zu mögen scheinen.«
    »Woher wollen sie denn das wissen?«, fragte ihr Chef.
    Susan las sich ihre Notizen durch und begann, ihm ihre Beobachtungen detaillierter darzulegen. Ihr Manager fiel ihr ins Wort: »Dafür waren Sie nicht dort.«
    »Ich dachte, ich sollte lediglich beobachten.«
    »Ja, und zwar die geschäftlichen Daten.«
    »Wie kann dieses Projekt erfolgreich verlaufen, wenn die Jungs, die es leiten, sich gegenseitig an die Gurgel gehen?«
    »Sie sind Strategieberaterin«, erklärte Susans Boss. »Die Beurteilung von Persönlichkeiten obliegt den Beratern der OE [Organisationsentwicklung]. Wenn Sie im Bereich Strategie |75| Erfolg haben wollen, müssen Sie vollkommen objektiv bleiben.«
    Susan befolgte diesen Rat und arbeitete weiterhin in diesem Projekt, aber der Widerstand, auf den sie gestoßen war, wirkte noch lange nach. Sie berichtet: »Nachdem ich ein paar Jahre in diesem Job tätig gewesen war, war mir meine Beobachtungsgabe förmlich abhandengekommen. Meine Fähigkeit, verbale Botschaften zu verstehen und in einen bestimmten Kontext einzuordnen, schien buchstäblich vertrocknet zu sein. Ich versuchte so sehr, objektiv zu sein, dass ich alle möglichen Informationen ausblendete und meine Perspektive absichtlich und gezielt verengte. Ich passte mich der männlichen Unternehmenskultur an, sodass mir meine größte Fähigkeit verloren ging. Ich brauchte Jahre, um sie zurückzuerlangen.«
    Eine weibliche Redenschreiberin in einer größeren Firma stellte bald fest, dass sie in der gleichen Situation war. Sie stieß auf einen ähnlichen Widerstand, allerdings nahm die Geschichte einen anderen Verlauf. Ihr CEO hatte ihr den Auftrag erteilt, an einem Brainstorming zu der Frage, wie die Firma gesellschaftlich höheres Ansehen erlangen könne, teilzunehmen. Am Abend zuvor hatte unsere Redenschreiberin mit ihrer Schwester gesprochen, die an einer High School als Lehrerin arbeitete und die sich darüber beklagte, wie wenig ihre Studenten über den Finanzmarkt wussten. Bei dem morgendlichen Meeting zitierte die Redenschreiberin diese Unterhaltung und schlug vor, dass ihre Firma doch eine Partnerschaft mit einer ortsansässigen Schule eingehen solle, um gemeinsam ein entsprechendes Curriculum zu diesem Thema zu entwickeln.
    |76| »Kein schlechter Gedanke«, sagte der CEO, der den Leiter der Kommunikationsabteilung damit beauftragte, ein Team zusammenzustellen, das sich näher mit dieser Aufgabe befasste.
    Die Redenschreiberin verließ das Meeting und war mit ihrem Beitrag sehr zufrieden. Kurz darauf nahm sie der Chef der Kommunikationsabteilung jedoch beiseite und schalt sie, weil sie die Sache überhaupt angesprochen hatte. Zum einen war er verärgert, weil sie ihm die Idee nicht vor dem Meeting vorgestellt hatte: Immerhin war er ihr Vorgesetzter, und Informationen sollten zunächst einmal grundsätzlich ihm vorgelegt werden. Aber vornehmlich regte er sich darüber auf, weil er ihren Vorschlag für unangemessen hielt.
    »Warum sollte der CEO dieses Unternehmens sich für Ihre Familiengespräche interessieren?«, verlangte er zu wissen.
    »Mir fiel einfach nur eine Verbindung zwischen dem, was meine Schwester sah und dem, was wir hier anstreben, auf«, antwortete sie.
    »Ich sehe keinerlei Verbindung«, antwortete er. »Und eine High School-Lehrerin in einer Vorstandssitzung zu zitieren ist wohl kaum eine beeindruckende Aktion. Damit haben Sie nur eines erreicht: Sie haben sich lächerlich gemacht.«
    Die heftige Reaktion ihres Chefs führte dazu, dass die Redenschreiberin den Wert ihrer Idee tatsächlich in Zweifel zog. Ernüchtert zog sie sich zurück, und das Thema wurde fallengelassen. Erst sechs Monate später, als ein Konkurrent ein Pilotprojekt für Schulen zur Förderung von Kenntnissen |77| über den Finanzmarkt voranbrachte, das landesweite Anerkennung erzielte, erkannte sie, dass ihre Idee eigentlich gut gewesen war. Ihre Firma konnte sie jedoch nicht umsetzen, denn ihr Vorgesetzter bestand darauf, Informationen weiterhin in einzelne

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