Die bessere Hälfte - warum nur Frauen die Wirtschaft nach vorn bringen
Müdigkeit und Langeweile; jemand, der sich in diesem Zustand befindet, |112| lässt sich nicht so leicht motivieren und leicht ablenken. Wenn die Kurve auf der linken Seite ansteigt, wird das Gehirn aktiver. Am oberen Ende der Kurve befindet es sich in einem Zustand optimaler Erregung – einige Psychologen bezeichnen das als
flow
– in dem das Individuum gleichzeitig entspannt, aber auch aufmerksam und vollkommen bei der Sache ist. Aber je intensiver das geistige Engagement wird, umso mehr Druck beginnt sich aufzubauen und die Kurve geht in eine Abwärtsbewegung und in einen Stresszustand über. 15
Wenn, wie Arnstens Forschungen nahelegen, Männer an einem niedrigeren Punkt der Kurve beginnen, ist es durchaus nachvollziehbar, dass sie leichter gelangweilt sind als Frauen und mehr Stimulation benötigen, um weiterhin bei der Sache zu bleiben. Da Frauen an einem höheren Punkt auf der Kurve angesiedelt sind, benötigen sie weniger Motivation, um die optimale Erregung zu erreichen, geraten aber auch viel leichter in Stress.
Wir glauben, dass diese Erkenntnisse weitreichende Konsequenzen für Frauen und für Unternehmen haben. Die meisten Firmen investieren einiges, um ihre Angestellten zu motivieren. Sie versuchen, sie zu immer größeren Höchstleistungen anzuspornen, indem sie entweder drohen (Wettbewerbsstatistiken sind hier ein nützliches Instrumentarium) oder indem sie Gratifikationen in Aussicht stellen. Derlei Motivatoren wurden bislang als wichtige Voraussetzung für Leistung betrachtet, was nicht überrascht, denn bis vor kurzem konzentrierten sich Firmen darauf, vornehmlich qualifizierte Männer an sich zu binden. Aber was in der Vergangenheit vielleicht wirkungsvoll war, mag in Zukunft |113| nicht die optimale Methode sein, um auch qualifizierte und talentierte Frauen im Unternehmen zu halten.
Die meisten Organisationen konzentrieren ihre Ressourcen auf den Versuch, ihre Mitarbeiter zu motivieren. Wenige bemühen sich um die Minimierung von Stress. Doch die soeben zitierte Untersuchung legt nahe, dass dieser Ansatz die weibliche Arbeitskraft unterminiert. Unterschiedlichste Unternehmensformen, die sowohl bei ihren weiblichen als auch bei ihren männlichen Mitarbeitern Bestleistungen erzielen wollen, müssen sich darum bemühen, eine Unternehmenskultur zu schaffen, in der die Menschen weder gelangweilt, noch gestresst sind, sondern sich vielmehr
gewürdigt
fühlen.
Quod erat demonstrandum: Aussagen von Unternehmerinnen
Während der letzten beiden Jahrzehnte stieg die Anzahl von Unternehmerinnen stetig. In Puncto Unternehmensgründung konnten sie die Männer mittlerweile sogar überflügeln. 16 Ein Blick auf das, was ihre Entscheidungen motiviert, kann uns verstehen helfen, wann talentierte Frauen glauben, dass es »der Mühe wert« ist.
In ihrer aufschlussreichen Untersuchung
How She Does It
untersuchte Margaret Heffernan eine Reihe von Unternehmerinnen. Ihre Ergebnisse ergänzen und stützen das, was wir in unserer Zufriedenheitsstudie herausfanden. 17 |114| Die Frauen, die Heffernan vorstellte, hatten allesamt Mainstream-Unternehmen verlassen, um sich selbstständig zu machen. Der Grund für diesen Schritt war keineswegs primär das Geld, obwohl der finanzielle Aspekt ihnen durchaus wichtig war, zumal ein nicht unbeträchtlicher Anteil von ihnen der Hauptverdiener in ihren Familien war.
Vielmehr erstrebten Heffernans Frauen mehr Flexibilität und mehr Autonomie. Sie wollten ihr Leben und ihre Arbeit stärker miteinander vernetzen und eine breitere Basis für starke Beziehungen schaffen. Sie wollten ihre Zeit selbst kontrollieren und eine Unternehmenskultur schaffen, die keinen »unnötigen Druck« auf sie selbst und die Menschen, die für sie arbeiteten, ausübte. Viele erwähnten ausdrücklich, dass sie sich eine produktive Umgebung wünschten, in der talentierte Frauen – Frauen, die die gleichen Werte hatten wie sie selbst – sich entfalten konnten. Sie waren der Überzeugung, dadurch sogar einen Wettbewerbsvorteil erzielen zu können, und dass die Arbeit allen Beteiligten deutlich mehr Freude bereiten würde.
Eine Anzahl von Frauen, die Heffernan untersuchte, waren explizit von dem Wunsch beseelt, eine Unternehmenskultur zu schaffen, die sich von der bisher gewohnten unterschied. Eine erfolgreiche Unternehmerin, die früher als leitende Angestellte in der Ölindustrie tätig gewesen war, fasste es folgendermaßen zusammen: »In meiner alten Firma lernte ich alles, was ich über die Kunst
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