Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die bessere Hälfte - warum nur Frauen die Wirtschaft nach vorn bringen

Die bessere Hälfte - warum nur Frauen die Wirtschaft nach vorn bringen

Titel: Die bessere Hälfte - warum nur Frauen die Wirtschaft nach vorn bringen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
Vom Netzwerk:
wissen musste, Menschen
nicht
zu motivieren. Als ich also mein eigenes Unternehmen gründete, versuchte ich, genau das Gegenteil zu tun. Ich wollte eine Umgebung schaffen, in der die Menschen das Gefühl haben, dass ihr Beitrag gewürdigt |115| wird. Ich glaubte, dass dies die beste Methode sei, um die Leute bei der Stange zu halten.«
    Obwohl Heffernan ihre Forschung in einer Zeit betrieb, in der viele Unternehmer versuchten, sich so schnell wie möglich eine Firma aufzubauen, fand sie viele erfolgreiche Unternehmerinnen, die ähnliche Ziele verfolgten. Eine formulierte es folgendermaßen: »Warum ich mich selbstständig gemacht habe? Ich habe diese Firma gegründet, damit ich einen Ort habe, an dem
ich
gern arbeite.« Ihre Haupttriebfeder ist also nicht der Gewinn, sondern die Zufriedenheit.
    Heffernan zitiert in diesem Zusammenhang Nancy Peretsman, die als leitende Investmentbankerin bei Allen & Company arbeitet. In ihrer Eigenschaft als Investorin wird sie ständig mit Firmengründungsideen konfrontiert. Sie sagt: »Die Männer kommen her und sagen: ›Mein Ziel besteht darin, einen Gewinn von X Dollar zu machen.‹ oder ›Diese Firma wird in X Jahren über 200 Millionen Dollar wert sein.‹ Das einzige, was sie interessiert, ist der finanzielle Ertrag, die Zahlen.« Im Gegensatz dazu haben die Frauen, die Peretsman ihre unternehmerischen Visionen vorstellen, eine deutlich breitere Perspektive. »Sie betrachten Geld zwar durchaus als Produkt ihres Erfolges. Aber es ist nicht das einzige Produkt.«
    Die Frauen, die Heffernan untersuchte, bauten sich ein Unternehmen auf, um auf lange Sicht eine ganze Reihe von Ambitionen und Zielen zu befriedigen. Im Vordergrund stand der Wunsch, ihren Familien und ihren Angestellten materielle Sicherheit zu bieten, weshalb es ihnen fernlag, immer noch »größer, größer und größer« werden zu wollen. Die Lebensqualität, die sie sich durch ein eigenes |116| Unternehmen schaffen konnten, war ihnen erheblich wichtiger als das rein finanzielle Ausmaß ihres Erfolges.
    Heffernans Probandinnen behielten ihre Zahlen gewissenhaft im Blick, aber sie maßen ihren Erfolg nicht daran. Sie konzentrieren sich darauf, für Klienten und Kunden eine befriedigende Situation zu schaffen, weshalb sie schnellem Wachstum skeptisch gegenüberstanden. Deshalb – und weil ihre schlechten Erfahrungen in den alten Firmen in ihnen die Sehnsucht nach Kontrolle und Flexibilität geweckt hatte – wirtschafteten sie konservativ und neigten dazu, Überschuldung konsequent zu vermeiden. In dieser Hinsicht standen sie in starkem Kontrast zu der Geschäftspraxis der Aufschwungsjahre vor der Finanzkrise, bei der es zum guten Ton gehörte, Schulden aufzunehmen, um finanziell zu expandieren und die Zahlen in die Höhe zu treiben, bevor man Konkurs machte.
    Die Werte, die Unternehmerinnen in ihre Unternehmen einbringen, sind vielleicht der Schlüssel zum Verständnis des Paradoxons, das dem Wachstum von Firmen in weiblicher Hand zugrunde liegt. Zum einen bleiben die Unternehmen zweimal so häufig bestehen wie jene, die von Männern gegründet werden. Unternehmen farbiger Frauen haben im Übrigen sogar eine
viermal
so hohe Überlebenschance. 18 Außerdem pflegen Unternehmerinnen ihre Darlehen deutlich schneller zurückzuzahlen. Trotzdem bleiben Firmen in weiblicher Hand zumeist klein, wenn man sie mit denen der Männer vergleicht, teilweise deshalb, weil sie im Vergleich zu männlich dominierten Firmen in hohem Maße unterkapitalisiert sind. 19 Weniger als zehn Prozent des Risikokapitals fließt in von Frauen geleitete Unternehmen. |117| Wenn überhaupt Geld investiert wird, dann sind es deutlich geringere Summen als bei den Männern.
    Diese Kluft wurde gemeinhin gern der Beharrlichkeit von Alt-Herren-Netzwerken und der männlichen Vorliebe, Geld nur an andere Männer zu verleihen, zugeschrieben. Heffernan, die im Bereich Venture-Capital gearbeitet hat, glaubt, dass das Problem eher auf fehlende Fantasie als auf Feindseligkeit oder Vorurteile zurückzuführen ist. Sie legt dar, dass viele männliche Venture-Capitalists fast keine Erfahrung im Umgang mit Frauen haben und nicht wissen, wie sie deren Beitrag am Verhandlungstisch bewerten sollen. Außerdem bemerkt sie, dass Frauen, die kapitalintensive Unternehmen gründen – beispielsweise auf dem Technologiesektor, der durch einen höheren Männeranteil geprägt ist – häufig eher Außengeld schöpfen.
    Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass viele

Weitere Kostenlose Bücher