Die beste Frau der Space Force
bildeten jetzt ein regelmäßiges Muster, mit einer einzigen Ausnahme mathematisch perfekt über den gesamten Globus verteilt. Aber dieses geometrische Netz aus fünfhundertundelf drei Meter durchmessenden, fliegenden Bomben existierte in dieser Form nur eine halbe Sekunde lang. Dann explodierte es.
12. Dezember 1998
Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit war es wie ein Schritt in eine andere Welt, als sich die Lifttüren vor ihr und Stone öffneten. Nur dass es diesmal eine Welt war, die ihr nicht behagte und ihr niemals behagt hatte; die summende, leise hektische Welt einer militärischen Kampfstation, die sich in höchster Alarmbereitschaft befand. Und das, obwohl es ja eigentlich ihre Welt war. Aber es gab einen Unterschied - sie hatte niemals zu den Knopfdrückern und Computer-Strategen gehört, und sie hatte auch niemals einen besonderen Hehl daraus gemacht, dass sie sie im Grunde verachtete, obgleich sie natürlich wusste, dass sie nötig waren. Charity war zu einer Zeit in die Space Force eingetreten, in der die Möglichkeit eines Krieges längst in die Größenordnung hypothetischer Hochrechnungen geraten war; mit einer Wahrscheinlichkeit sehr weit rechts hinter dem Komma. Und sie hatte es auch nicht getan, weil sie Spaß an Kriegsspielen hatte, sondern weil eine militärische Laufbahn ihr so etwas wie einen Hauch von Abenteuer versprochen hatte, auch wenn dieses Abenteuer zu neunundneunzig Prozent aus Drill und Disziplin und nicht zuletzt Langeweile bestand. Trotzdem entschädigte sie der kleine verbliebene Rest für vieles andere. Charity war - ihrer eigenen Meinung nach - um mehrere hundert Jahre zu spät geboren worden. Sie ertrug es nicht, in einer Welt zu leben, in der das aufregenste Erlebnis eine Fahrt mit achtzig Meilen in der Stunde über den Highway war, und sie hatte sich niemals für Senso-Spiele oder andere elektronische Ersatzbefriedigungen begeistern können. Deshalb trug sie seit elf Jahren die schwarzgrüne Uniform der US-Space Force, und wahrscheinlich lebte sie auch deshalb noch. Ohne ihre Spezialausbildung hätte sie den Weg hierher niemals geschafft. Wahrscheinlich wäre sie nicht einmal aus New York herausgekommen. Charity wartete, bis Stone in den Lift getreten war und die Türen sich geschlossen hatten, dann trat sie mit einem Schritt über die erste der beiden feuerroten Linien, die einen weitgeschwungenen, doppelten Halbkreis vor dem Aufzug bildeten, schloss für einen Moment die Augen und betete, dass die Class-ACodierung in ihrer Hundemarke den Weg von New York hierher ebenso unbeschadet überstanden hatte wie sie. Aber allein die Tatsache, dass sie diesen Gedanken überhaupt denken konnte, bewies schon, dass es so war - wäre sie mit einer beschädigten oder falsch klassifizierten ID-Marke über die erste dieser beiden harmlosen Linien getreten, hätte sie jetzt schon herausgefunden, wie sich ein Hähnchen in einem Mikrowellenherd fühlte. Trotzdem wartete sie die vorgeschriebenen zehn Sekunden, bis das rote Licht vor ihr auf Grün wechselte, ehe sie es wieder wagte, zu atmen und schließlich weiterzugehen. Die beiden Wachsoldaten, die mit lässig geschulterten Maschinenpistolen jenseits der zweiten roten Linie standen, nickten ihr freundlich zu. Einer stieß einen leisen Pfiff aus, als Charity an ihm vorüberging, und grinste. Charity erwiderte sein Lächeln, öffnete die durchsichtige Kunststofftür am anderen Ende des Raumes und trat ins Allerheiligste der Station. Es war das sechste Mal, dass sie hier war, und das sechste Mal, dass der Anblick sie tief genug beeindruckte, um sie einen Moment verharren zu lassen. Die Tür führte auf eine schmale, um den ganzen gewaltigen Raum herumlaufende Empore hinaus. Unter ihr lag ein riesiger Saal, kreisrund und in der Mitte leicht ansteigend, so dass der Sessel des Kommandanten samt seiner halbrunden Computerkonsole den Raum um Mannshöhe überragte. Zahllose Computertische, auf denen Hunderte von kleinen und großen Monitoraugen flimmerten, bildeten ein scheinbares Durcheinander, in dem nur das Auge eines Kundigen eine komplizierte, sehr klug durchdachte Ordnung ausmachen konnte. Fast die gesamte gegenüberliegende Wand wurde von einem gigantischen Bildschirm eingenommen, der im Moment die farbige Holografie einer überdimensionalen Weltkarte zeigte. Zwischen all diesen Computern und Schalttafeln und Monitoren wirkte das halbe Hundert blauuniformierter Stabssoldaten beinahe verloren. Die ganze Anlage war im Grunde
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