Die beste Frau der Space Force
missbilligend anblickte. »Was hast du vor?« fragte er. »Willst du das Ding in die Luft sprengen?« Er klang nicht sehr begeistert. Charity antwortete nicht, sondern scheuchte ihn und die beiden anderen mit einer befehlenden Handbewegung zurück, ehe sie sich wieder dem Ring zuwandte. Sie war nicht sicher - aber für einen Moment glaubte sie, dass das Wogen und Wabern darin stärker geworden sei. »Verschwindet«, sagte sie. »Wartet draußen auf mich.« Mike wollte widersprechen, doch ihr Blick brachte ihn zum Verstummen. Wortlos drehte er sich herum und beeilte sich, Niles und dem Soldaten zu folgen, die keine Sekunde gezögert hatten, Charitys Befehl nachzukommen. Auch Charity zog sich aus dem Raum zurück, blieb aber in der Tür stehen und ging in die Hocke. Vorsichtig wechselte sie die MP von der rechten in die linke Hand, zog mit den Zähnen den Sicherungsring der Granate heraus und konzentrierte all ihre Aufmerksamkeit darauf, den Zündhebel niederzuhalten. Dann wartete sie. Ihre Geduld wurde nicht lange strapaziert. Sie hatte sich nicht getäuscht - das Gleiten und Wogen im Inneren des Ringes hatte sich verändert. Sie hatte jetzt eher den Eindruck, in einen unendlich langen, von nichts anderem als Schwärze erfüllten Korridor zu blicken. Sie betete, dass ihre Vermutung richtig war, nämlich die, dass der Spinnengliedrige die Tür zum Sternenschiff hinter sich zugeworfen hatte, als er vor ihr floh, und nicht etwa, dass dieses Tor nur in einer Richtung funktionierte. Für einen Moment war sie noch einmal versucht, auf die wispernde Stimme hinter ihrer Stirn zu hören, die ihr riet, wegzulaufen, solange sie es noch konnte. Aber dann dachte sie wieder an die beiden toten Kinder, die sie gesehen hatte, und blieb. Und es wäre wahrscheinlich ohnehin zu spät gewesen. In der Schwärze entstanden jetzt Dinge, die dunkel, aber nicht schwarz waren und ganz und gar nicht körperlos. Ein gigantischer Insektenschädel mit fürchterlichen Mandibeln bildete sich, faustgroße, regenbogenfarbig schimmernde Facettenaugen starrten aus einem Gewirr hart glänzender Gliedmaßen auf sie herab - - und Charity warf die Granate. Sie beschrieb einen perfekten, beinahe langsamen Bogen, verfehlte den riesigen Insektenschädel um eine Handbreit und verschwand in der lebendigen Schwärze des Transmittertores. Sie rannte los, ehe die drei Sekunden vorbei waren, die der chemische Zünder ihr noch gewährte. Als sie den Hausflur erreichte, erscholl hinter ihr ein dumpfes, sonderbar weiches Krachen. Das Haus begann zu zittern. Eine zweite, etwas heftigere Explosion erfolgte, als sie durch die Tür stürmte, und plötzlich sah sie den Widerschein eines unerträglich hellen, weißen Lichtes, das sich hinter ihr aus dem Nichts heraus in die Eingeweide des Hauses fraß. Das Gebäude brach in einer Wolke aus Rauch und Flammen und wirbelnden Trümmerstücken zusammen, noch ehe sie Mike und die anderen erreicht hatte.
12. Dezember 1998
Die Behälter waren riesig und silberfarben und sahen wirklich wie sorgsam polierte Treibstofftanks aus, wie sie so auf ihren spindeldürren Metallbeinen standen, eingewoben in ein ganzes Nest von Ver- und Entsorgungsleitungen, Kabeln und Drähten und Computeranschlüssen. Die dünne Schicht aus Goldstaub, die jede Korrision verhindern sollte, ließ sie sehr geheimnisvoll wirken, ein Eindruck, der von den blinkenden Kontrolleuchten am Ende der sechs zylinderförmigen Stahlsärge noch verstärkt wurde. Charity war ziemlich mulmig zumute. Der Anblick machte ihr angst, und allein der Gedanke, sich in eines dieser Dinger zu legen und lebendig begraben zu lassen, ließ sie schaudern. Man musste schon ziemlich verrückt sein, um sich töten zu lassen, nur um am Leben zu bleiben. »Das kommt ganz darauf an, wie sehr man am Leben hängt, nicht wahr?« Charity fuhr erschrocken zusammen, drehte sich herum und blickte direkt in Stones Gesicht. Mit einem deutlichen Gefühl der Verlegenheit begriff sie, dass sie ihren letzten Gedanken laut ausgesprochen hatte. »Wenn man das da...« Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf die Tanks. »...Leben nennen will«, antwortete sie. »Ich verstehe etwas anderes darunter.« Stone machte eine vage Handbewegung. »Wenn Sie recht hätten, hätte man sich das Geld für diesen Bunker sparen können, finden Sie nicht?« »Möglich«, antwortete Charity verwirrt. Erst dann fiel ihr der erste Gedanke wieder ein, der ihr bei Stones Anblick gekommen war. »Was tun Sie hier
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