Die beste Welt: Roman (German Edition)
Bezugsperson?«
»Vermutlich mein Hausvater. Wieso?« Er war ein wenig misstrauisch geworden. »Bring mich bloß nicht in Verlegenheit.«
Ich sah ihn kopfschüttelnd an. »Wann wäre ich mal nicht cool gewesen? Kehr jetzt bloß nicht den Teenager raus. Ich habe nur eine Frage. Magst du Elefanten immer noch?«
Ein kurzes Gespräch mit dem Hausvater genügte, um für die nächsten Semesterferien für Rafi und einen Mitschüler eine Bildungsexkursion in die Bergwälder im Norden zu vereinbaren.
»Man kann sich nicht nur auf eine Art beliebt machen, mein Junge«, sagte ich zum Abschied. »Elefanten sind cool. Und exzentrische Tanten, die dich und einen anderen Glückspilz zum Elefantenreiten schicken, sind ebenfalls cool. Du kannst froh sein, dass ich in diesem Jahr noch keinen Anlass hatte, meine Urlaubskasse anzugreifen. Allzu oft kann ich mir so etwas nicht erlauben. Aber eine solche Aktion sollte auch genügen, um dir einen Ruf zu verschaffen.«
Er strahlte mich an. Ihm war klar, dass hinter dem Geschenk mehr stecken musste, aber er hatte genug Vertrauen zu mir, um sich erst einmal auf die Reise zu freuen.
»Und übrigens«, fügte ich hinzu, »würde ich an deiner Stelle da draußen meine telepathischen Fähigkeiten trainieren. Und zwar laut. Ferien sind kein Grund, alles schleifen zu lassen.«
Nachdem ich den Mietvertrag für meine Wohnung auf meine Schwester übertragen und spontan eine so große Summe ausgegeben hatte, musste ich mir früher als erwartet Gedanken über meine Zukunft machen. Und so überfiel ich am dritten Tag, nachdem sich der Konsul meinetwegen so weit aus dem Fenster gelehnt hatte, Nasiha im Sadiri-Konsulat, wo sie vorübergehend ein Büro hatte, und fragte rundheraus: »Wollen Sie mit mir zusammenarbeiten?«
Sie zog eine Augenbraue hoch. »Sie haben offenbar schon gewisse Vorstellungen, was meine Zukunftspläne angeht.«
»Vielleicht möchte ich auch Einfluss darauf nehmen.«
Das entlockte ihr immerhin ein winziges Lächeln. »Mir ist nicht entgangen, dass es Ihnen, obwohl Sie wegen Ihres Verstoßes gegen den c ygnischen Wissenschaftskodex von empirischen Forschungen ausgeschlossen wurden, irgendwie gelungen ist, andere Personen zu wissenschaftlichen Arbeiten anzuregen. Ich würde es begrüßen, wenn wir unsere Beziehung in einem unternehmerischen Kontext fortsetzen könnten und ich Gelegenheit bekäme, dieses Phänomen genauer zu untersuchen.«
»Tarik?«, fragte ich. Ich stellte mit Interesse fest, dass ich neuerdings Gespräche im Telegrammstil führte. Ich lebte endlich einmal so, als hätte ich keine Zeit zu vergeuden.
Nasihas Blick wurde weich, und ich erinnerte mich, wie sehr die beiden sich liebten – auch wenn sie das sicherlich anders formuliert hätten. »Wir haben verschiedene Standorte in Bezug auf Sicherheit, Stabilität und Netzwerke zur Familienunterstützung abgeklopft. Daraufhin haben wir beschlossen, uns mindestens für ein Jahr in der Sadiri-Kolonie von Tlaxce niederzulassen, damit unser Kind dort zur Welt kommen kann. Danach wird Tarik wohl in den Wissenschaftsrat zurückkehren, während ich mich in den ersten sieben Jahren hauptberuflich um die Erziehung kümmere. Nach Ablauf dieser sieben Jahre … wer weiß? Vielleicht übernimmt er dann die Erziehung, und ich arbeite wieder im Wissenschaftsrat mit. Oder wir kehren alle nach Neu-Sadira zurück oder werden auf einen anderen Planeten entsandt. Das ist noch Zukunftsmusik.«
Ich lächelte. »Tarik ist ein guter Ehemann und wird ein ausgezeichneter Vater werden.« Er liebt dich so sehr.
Nasiha sah mich belustigt an. »Natürlich.« Und ich liebe ihn auch.
Danach vermied ich es zwei Tage lang, die Welt retten oder die Probleme meiner Mitmenschen lösen zu wollen. Ich saß zu Hause und arbeitete fleißig an meinen Berichten. Das Angebot, im Sadiri-Konsulat ein Büro zu beziehen, hatte ich sicherheitshalber ausgeschlagen. Bei allem, was gerade im Gang war, traute ich meiner professionellen Einstellung nicht sehr weit. Zu Hause konnte ich wenigstens hin und wieder von meinem Schreibtisch aufstehen, einen Blick auf den Kalender werfen und in das Kissen heulen, das ich mir zu diesem Zweck bereitgelegt hatte.
Dann bekam ich einen Anruf von Dr. Freyda Mar höchstpersönlich.
»Ich hatte schon gehört, dass du wieder da bist, aber ich hielt es für besser, noch ein wenig zu warten. Es tut mir so leid«, sagte sie.
»Freyda, wie schön, deine Stimme zu hören.« Trotz allem musste ich lächeln. »Im Moment sieht
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