Die beste Welt: Roman (German Edition)
veranlasst.
»Das ist nicht meine Wohnung«, erklärte ich entrüstet.
»Nein, Sie haben recht. Wir sind im Konsulat«, antwortete Dllenahkh.
»Und warum hat er …?« Ich runzelte die Stirn und versuchte mich zu erinnern. »Was ist geschehen? Ich dachte, die Sache endet mit einer alkoholischen Amnesie.« Die letzten beiden Worte klangen etwas entstellt. Ich presste die Finger auf mein Gesicht, um die tauben Stellen aufzuwecken.
»Wir machten uns Sorgen, als wir nichts von Ihnen hörten, deshalb hat Naraldi Kontakt zu Sayr aufgenommen. Nachdem Sayr uns die Lage geschildert hatte, riet ihm Naraldi davon ab, das Problem mit einer Überdosis Alkohol zu lösen. Ich empfahl ihm stattdessen, Sie möglichst bald hierher zubringen. Sie brauchen nur den Arm um meine Taille zu legen. So. Und jetzt hier entlang … nein … die andere Richtung …«
Das erklärte, warum Sayr immer wieder so verbissen vor sich hingemurmelt hatte. Ich hatte gedacht, er hätte den Sherry verflucht.
»Wohin gehen wir denn jetzt?«, fragte ich nach einer Weile.
»Zur Regierungszentrale. Der Rest des Teams erwartet uns dort.«
»Wo ist der Konsul?«, flüsterte ich, während er mich durch die Korridore lotste. »Ich würde ihn gern aufsuchen, bevor wir gehen. Um mich zu bedanken.«
»Er ist in seinem Büro und hat zu tun, aber ich glaube, er hätte nichts dagegen, Sie zu empfangen«, antwortete Dllenahkh. »Versuchen Sie, sich zu konzentrieren. Das mildert die Wirkung des Alkohols, und Sie können deutlicher sprechen.«
Ich atmete tief ein, um mich in den Griff zu bekommen, wie ich es bei Nasiha gelernt hatte, und trat fester auf. Als wir den Korridor zum Büro des Konsuls erreichten, konnte ich halbwegs überzeugend Nüchternheit vortäuschen. »Ich bin bereit«, erklärte ich.
Dllenahkh lächelte amüsiert. »Lassen Sie sich Zeit. Warten Sie hier.«
Er ging ein paar Meter weiter zu einer Tür und drückte dagegen. Die Tür gab nach und fiel auch nicht wieder zu, sodass ich alles hören konnte.
»Ah, Dllenahkh. Wir hatten eben von dir gesprochen. Alles in Ordnung?«
»Jawohl, Naraldi. Ich habe den Rettungsdienst angerufen, und dort konnte man mir bestätigen, dass sowohl Lian wie auch Joral mit ihrer vollständigen Genesung rechnen können. Ich bin auf dem Weg zur Regierungszentrale, um mich dort mit den übrigen Angehörigen des Missionsteams zu treffen, aber Ms. Delarua hat den Wunsch geäußert, sich zuvor bei dir persönlich zu bedanken. Sie wartet draußen.«
Naraldi kam sofort zur Tür und schaute heraus, forderte mich aber nicht zum Eintreten auf. Ich richtete mich auf und bemühte mich um ein professionelles Auftreten. Meine Hände mit der Flasche versteckte ich diskret hinter dem Rücken.
»Exzellenz«, sagte ich mit einer sehr kleinen, sehr vorsichtigen Verbeugung. »Sie haben uns sehr geholfen, ich danke Ihnen vielmals.«
Er ging auf mich zu, Dllenahkh folgte ihm. »Ms. Delarua. Ich sehe mit großer Freude, wie gut Sie sich auf Ihrem Posten bewährt haben. Ich habe Ihnen zu danken. Sie sind zu mir gekommen und haben mich darauf gebracht, eine Bitte zu äußern, an die ich selbst nie gedacht hätte. Das Glück ist offenbar dem Kühnen hold.«
Dllenahkh trat neben mich und strahlte so viel Zufriedenheit aus, als hätten die Worte des Konsuls ihm gegolten. »Ms. Delarua ist seit Langem eine Bereicherung für unsere Kolonie. Sie hat eine besondere Begabung, einfühlsame Lösungen für unvorhergesehene Probleme zu entwickeln.«
Der Konsul sah uns fest an, und unter diesem Blick rückte ich unauffällig von Dllenahkh ab, bis ein etwas angemessenerer Abstand hergestellt war.
»Verstehe. Sicher ist das auch der Grund, warum du sie vor mentalen Eingriffen schützt? Damit diese Begabung unvermindert erhalten bleibt?« Er schüttelte in gespieltem Bedauern den Kopf, und mir wurde mit einem Schlag klar, dass er Dllenahkhs Lian war, der eine Mensch, dem nie entging, wenn man Kajal aufgetragen hatte, und der nichts lieber tat, als einem das unter die Nase zu reiben.
»Ich wünsche euch alles Gute«, fuhr er lächelnd im Plural fort und nickte jedem von uns zu.
Wir erwiderten die guten Wünsche, dann erhob ich, immer noch mit dem Mut des Alkohols, meine Stimme und rief dem stummen Besucher im Büro des Konsuls »Vielen Dank, Sayr!« zu.
Es wurde kurz still, dann antwortete eine zurückhaltende Stimme: »Gern geschehen!«
Der Konsul betrachtete mich mit einer Mischung aus Erheiterung und leisem Tadel.
»Dank auch Ihnen,
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