Die beste Welt: Roman (German Edition)
gewöhnlich eine kleinere Behausung für mich allein bekommen. Nach dem Gedächtnis-Reset hatten sich meine Träume nie mehr ganz von Dllenahkhs Gedanken – ob er nun wachte oder schlief – gelöst, und er hatte festgestellt, dass ich mindestens so hilfreich wie eine Stunde Meditation war, wenn es darum ging, dem Albtraum vom Absturz ein Ende zu setzen, bevor er außer Kontrolle geriet. Körperliche Nähe verstärke die Wirkung, hatte er mir erklärt, um dann ganz unbefangen zu fragen, ob er nicht von Zeit zu Zeit diskret in meine Unterkunft kommen dürfe, um ein paar Stunden Ruhe zu finden. Ich hatte ohne großes Aufhebens zugestimmt und buchstäblich eine volle Stunde gebraucht, bis ich starr vor Entsetzen begriffen hatte, was das bedeutete.
Gilda brauchte nicht so lange. Sie schüttelte langsam den Kopf und schaute mich an, als hätte sie mich noch nie gesehen. »Typisch Mann. Stille Wasser …«
Ihr Blick wurde unruhig, richtete sich auf etwas hinter mir, und ihr schuldbewusster Gesichtsausdruck verriet mir, dass Dllenahkh sich näherte. Ich drehte mich um und lächelte ihn an. »Ratsherr?«
»Ms. Delarua«, antwortete er und nickte Gilda höflich zu. »Könnte ich Sie kurz sprechen?«
Wir entfernten uns ein paar Schritte, um eine Stelle zu finden, wo wir ungestört waren. Da der Empfang gut besucht war, mussten wir uns in eine der Balkonnischen zurückziehen. Einer Journalistin gelang ein Holo von uns beiden im Gespräch, die Nische wie ein Bilderrahmen, dahinter die Verandatür mit Blick auf den Abendhimmel. Ich hatte von der Aufnahme nichts bemerkt, aber eine Kopie des Holos steht jetzt auf meinem Schreibtisch.
»Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen«, begann er. »Ihre Wohnung in Tlaxce City liegt nicht mehr günstig für die Arbeit, die Sie verrichten sollen. Auch die Lage meiner bisherigen Bleibe ist nach meiner beruflichen Veränderung nicht mehr optimal. Man hat mir jedoch ein größeres Anwesen mit guter Verkehrsanbindung nach Tlaxce City und zum Sitz des Kolonie-Rats angeboten. Natürlich ist es für mich allein zu groß, aber ich habe ein Arrangement im Sinn, das zum Modell für künftige Siedlungsgemeinschaften werden könnte. Doktor Mar und Lanuri wollen nächsten Monat heiraten. Dass Nasiha und Tarik für längere Zeit auf Cygnus Beta bleiben werden, ist Ihnen wohl bereits bekannt. Zwei Kollegen von mir aus dem Rat, Istevel und Kamir, wollen sich aus der Regierungsarbeit zurückziehen und sich auf einen Siedlungsposten versetzen lassen, bis sie vom Ministerium geeignete Partnerinnen zugewiesen bekommen, und Joral hat den gleichen Antrag gestellt. Hätten Sie Lust, sich uns anzuschließen?«
»Wie bitte?« Ich hatte mich so auf Namen und Neuigkeiten konzentriert, dass ich die Einladung, die so beiläufig hintendrangehängt war, zunächst gar nicht mitbekam.
»Möchten Sie zu uns in die Siedlung ziehen? Es würde Ihre Beratertätigkeit in Zusammenarbeit mit Kommandantin Nasiha sehr erleichtern.«
Ich brachte das rasende Karussell meiner Gedanken zum Stillstand, um für einen Moment klar denken zu können. »Das muss ja ein ziemlich großes Anwesen sein, um so viele Menschen aufnehmen zu können.«
»Das ist richtig.«
Ich überlegte. Nasiha, Joral, Tarik, Freyda – eine ganze Reihe von meinen Lieblingsmenschen an einem Ort. Das hörte sich richtig cool an, besonders, wenn die Siedlung groß genug war, um ein Gleichgewicht von Unabhängigkeit und aufeinander Angewiesensein gewährleisten zu können. Ich schüttelte den Kopf und musste innerlich über mich lachen. Mit Sadiri arbeiten, mit Sadiri zusammenleben, überwiegend Sadirisch sprechen – in meinem Leben waren die Sadiri aus dem Kampf der Kulturen offenbar als klare Sieger hervorgegangen. Dllenahkh selbst spielte natürlich eine wichtige Rolle. In diesem Augenblick gestand ich mir offen ein, dass ich nicht bereit war, ihm Lebewohl zu sagen. Niemals.
»Der Vorschlag erscheint mir sehr vernünftig«, entschied ich und schaute lächelnd zu ihm auf. »Ich komme gerne. Vielen Dank, Dllenahkh.«
Nachdem ich Dllenahkhs Angebot zugestimmt hatte, mit in seine Siedlung zu ziehen, fand ich noch reichlich Gelegenheit, meine Entscheidung wieder infrage zu stellen. Als Gilda mir einige Tage später half, die letzten Reste meines Lebens in Tlaxce City zusammenzupacken, klärte sie mich darüber auf, was die Leute redeten. Einige glaubten, Dllenahkh sei vernarrt in mich, obwohl ich ganz eindeutig keine taSadiri und deshalb als Ehefrau
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