Die beste Welt: Roman (German Edition)
stehen und tänzelte, möglicherweise von einer unhörbaren Ermunterung angelockt, auf den Zaun zu. Der Mann legte ihm sanft die Hand auf die Schulter und strich ihm über die Nase, um es zu beruhigen. Das Pferd wirkte entspannt und zufrieden, als mit einem Mal der Hund angetrottet kam und es erschreckte. Es schlug mit dem Kopf und jagte davon. Der angehende Pferdeflüsterer stand unglücklicherweise so dicht daneben, dass er von dem harten Pferdeschädel ins Gesicht getroffen wurde. Er verlor das Gleichgewicht und landete auf dem Hinterteil. Der Hund beschnupperte ihn fürsorglich, indes die beiden Kollegen des Mannes zu allem Übel in schallendes Gelächter ausbrachen.
»Guten Tag. Sind Sie Ms. Grace Delarua?« Ein junger Mann stand neben dem Wagen und schaute mit einer Mischung aus Schüchternheit und Neugier, die mich an Joral erinnerte, durch das Beifahrerfenster. Seine Hose und sein Hemd waren aus dickem Baumwollstoff, geeignet für grobe, schmutzige Arbeiten. Über seiner Schulter hing eine Tasche aus Segeltuch, in der es immer wieder klirrte, wenn er sich bewegte.
Überrascht, weil ich ihn nicht hatte kommen hören, stellte ich den Motor ab. »Ja, das bin ich. Guten Tag.«
Er begrüßte mich mit einer höflichen Verbeugung. »Mein Name ist Kamir. Wie ich sehe, haben Sie die Tiertrainer bereits bemerkt. Das sind unsere neuen Hunde, eine kleinere Rasse, die wir irgendwann mit den hier heimischen Savannenhunden kreuzen wollen.« Stolz und Aufregung klangen aus seiner Stimme.
»Ich dachte, Kreuzungen wären nur auf Neu-Sadira zugelassen«, sagte ich.
»Die Politik hat sich geändert. Hybridzüchtungen sind inzwischen sehr beliebt.« Für meine empfindlichen Ohren hörte sich das an, als machte er sich über mich lustig.
Ich musterte ihn mit strengem Blick. »Wo ist Dllenahkh?«
Er richtete sich auf und deutete die Straße hinunter. »Er arbeitet mit Istevel in der Schmiede, ungefähr fünfhundert Meter weiter.«
»Danke«, sagte ich besonders höflich und ließ den Wagen wieder an. »Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.«
Die Schmiede war leicht zu finden – ein langgestrecktes, niedriges Gebäude, über dem die unverwechselbare Schüssel eines Solarschmelzofens aufragte. Die breiten Doppeltüren standen halb offen, damit die Luft einströmen konnte, und dahinter waren zwei Gestalten zu erkennen. Ein Mann hatte mit einer Zange einen Gegenstand gefasst und bewegte ihn langsam unter einem Strahl aus konzentriertem Sonnenlicht hin und her. Ein zweiter stand daneben und wollte offenbar nur dem anderen zusehen. Beide schützten Gesicht und Augen mit einem reflektierenden Visier, das mich an Sayrs Helm erinnerte, alles andere war umweltschonende und wartungsarme Technik, ausgerichtet auf autarkes Arbeiten.
Ich zögerte. Männer in einer Schmiede – selbst wenn es eine Solarschmiede ist – haben etwas sehr Poetisches an sich; an jedem anderen Tag hätte ich die Idylle genossen, doch jetzt hatte ich Wichtigeres zu tun. Ich schaltete den Motor aus, schnappte mir den Umschlag und steuerte auf die zwei Schmiede los. Dem ersten nickte ich kurz zu, dann fasste ich den zweiten ins Auge.
»Sie sind der umständlichste Mensch, der mir jemals begegnet ist«, fuhr ich ihn an.
Dllenahkh klappte sein Visier nach oben und blinzelte mich an. »Das verstehe ich nicht.«
Ich schwenkte ungeduldig das amtliche Schreiben.
»Ach so.« Er nickte Istevel zu, streifte die Schutzhandschuhe von den Händen, nahm den Gesichtsschutz ab und trat vorsichtig näher. »Könnten wir das vielleicht anderswo besprechen?«
Etwa hundert Meter weiter fiel das Gelände ab. Ich ließ mich im Schatten einiger Bäume nieder und schaute unverwandt nach vorne. Leises Rascheln von trockenem Laub und Gras verriet mir, dass Dllenahkh sich neben mich setzte.
»Darf ich?«, fragte er und nahm mir das Dokument aus der Hand.
Ich schaute verstohlen zu ihm hinüber. Beim Abnehmen des Gesichtsschutzes hatte er sich das Haar zerzaust, nun hingen ihm die sonnengebleichten braunen Locken unordentlich in die Stirn. Nach einem Jahr im Freien war seine Haut leicht gebräunt. Wie ein Blitz traf mich die Erkenntnis, dass er mehr wie ein Cygnier als wie ein Sadiri aussah.
Er sah sich das Dokument eingehend an. »Das Ministerium teilt Ihnen mit, dass mein Antrag, als Ihr Lebenspartner eingetragen zu werden, genehmigt wurde. Zum Abschluss des Verfahrens sind nur noch unsere Unterschriften und die Unterschrift eines Zeugen erforderlich.«
»So weit hab’
Weitere Kostenlose Bücher