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Die beste Welt: Roman (German Edition)

Die beste Welt: Roman (German Edition)

Titel: Die beste Welt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Lord
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vollkommen ungeeignet war; andere dachten, ich sei vernarrt in ihn und deshalb so versessen darauf, in seiner Nähe zu bleiben, dass ich es sogar auf mich nähme, in einer abgelegenen Siedlung zu versauern. Wieder andere waren der Meinung, er benutze mich, um sich als honoriger sadirischer Familienvater, Siedler und Regierungsvertreter zu präsentieren; und es kursierte auch die Überzeugung, ich benutze ihn, um meine eigene Karriere in der Privatwirtschaft voranzutreiben und meinen Ruf in Regierungs- und Wissenschaftskreisen allmählich wiederherzustellen. Ein Gerücht unterstellte uns schließlich sinngemäß, wir führten ein aufwendiges xenofetischistisches Experiment durch, das nur in Tränen enden könne.
    Ich hätte den Bedenken der Allgemeinheit noch ein paar eigene hinzufügen können. Hing er lediglich wegen der gemeinsamen Erlebnisse im Lauf der Mission an mir? Wurde er durch die mentale Verbindung, über die ich nicht sprechen konnte, und dadurch, dass ich ihm über seine Albträume hinweghalf, in unzulässiger Weise beeinflusst? Und wenn dem so war, würde dieser Einfluss schwinden, sobald er wieder in einer reinen Sadiri-Gemeinschaft mit der zugehörigen telepathischen Unterstützung lebte?
    »Ach Gilda, halt doch den Mund«, fuhr ich sie an. »Die Leute tun ja gerade so, als wollte ich den Mann heiraten.«
    Sie machte ein gekränktes Gesicht, doch bevor sie sich beklagen konnte, klingelte es, und ich konnte zu meiner Freude an die Tür gehen.
    »Entschuldigen Sie? Ms. Grace Delarua?«
    Es war ein Kurier der Regierung mit einem dieser sandfarbenen Kuverts, die mir schon so oft zum Verhängnis geworden waren. Sie stellten bestenfalls mein Leben auf den Kopf, schlimmstenfalls stürzten sie mich ins Elend. Mir wurde angst und bange.
    »Was ist das?«, fragte ich und nahm den Umschlag widerwillig entgegen.
    »Ministerium für Familienplanung und -betreuung. Bitte hier unterschreiben.«
    Ich unterschrieb und schloss erleichtert, aber auch verwirrt die Tür.
    »Familienplanung?«, fragte Gilda mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Ich habe mich registrieren lassen. Eine Augenblickslaune«, sagte ich. Tatsächlich hatte ich vor etwa drei Monaten, als wir uns gerade in einer Stadt mit halbwegs guten Kommunikationsverbindungen aufhielten, die nötigen Formalitäten erledigt. Nasiha hatte mir an jenem Tag ein Lob wegen meiner Fortschritte bei der Meditation ausgesprochen, und auch Dllenahkh hatte ein paar sehr schmeichelhafte Worte über einen Bericht verloren, den ich auf Sadirisch und auf Standard verfasst hatte. Aus irgendeinem Grund war mir das zu Kopf gestiegen und hatte mich dazu verleitet, mir mit allen Mitteln beweisen zu wollen, dass es in meinem Leben wirklich nichts gab, was nicht in bester Ordnung gewesen wäre.
    »Und warum nehmen sie nicht einfach über Kommunikator oder Terminal Kontakt zu dir auf? Aufmachen!«, befahl sie.
    Die Neugier war stärker als alle Vorsicht. Ich öffnete den Umschlag in ihrer Gegenwart und legte das amtliche Schreiben flach auf den Esszimmertisch. Wir starrten es an. Sie fluchte leise, dann lachte sie laut auf. Ich sagte nichts.
    »Und?«, drängte sie.
    Ich steckte das Schreiben in den Umschlag zurück. »Los, wir müssen fertig packen. Ich muss so schnell wie möglich hinaus zur Siedlung.«
    Selbst mit Navigationsgerät und Autopilot brauchte das Bodenfahrzeug nur knapp zwei Stunden bis zu Dllenahkhs Anwesen, und das reichte nicht, um meine Wut abzukühlen. Nachdem der Wagen das Haupttor passiert hatte, aber lange, bevor er die Wohnhäuser erreichte, bemerkte ich etwas auf einem Feld, was mich auf die Bremse treten ließ.
    Ich sah sie zum ersten Mal, aber es war nicht schwer zu erraten, was sie waren – Sadiri-Hunde. Es waren drei, etwas größer und stämmiger als die wilden Savannenhunde. An der Art, wie sie mit Luftsprüngen und langen Sätzen ihre neue Kraft und Schnelligkeit erprobten, war deutlich zu erkennen, dass sie an eine höhere Schwerkraft angepasst waren, als sie hier herrschte. Drei Männer rannten manchmal nebenher oder standen still und beobachteten sie aufmerksam. Ich dachte, sie spielten mit den Tieren, doch dann wurde mir klar, dass sie sie ausbildeten – ohne Leine, Peitsche oder Futter als Belohnung. Am anderen Ende des Feldes entdeckte ich eine kleine Pferdeherde auf einer eingezäunten Koppel.
    Dann sah ich, wie einer der Männer seinen Hund »Sitz!« machen ließ und auf die Koppel zuging. Die Pferde scheuten und wichen zurück, nur eines blieb

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