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Die beste Welt: Roman (German Edition)

Die beste Welt: Roman (German Edition)

Titel: Die beste Welt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Lord
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oder geeignete Frauen zu ermutigen, sich in unserer Kolonie hier in Tlaxce niederzulassen.« Dllenahkh sank nie so tief, dass er selbstgefällig wurde, aber sein selbstsicherer Tonfall ließ ahnen, dass er sich schon für eine Option entschieden hatte.
    Er warf einen letzten Blick auf die Karte, dann kehrte er hinter seinen Schreibtisch zurück.
    »Die Erste Biotechnikerin in Ihrer Abteilung ist ein Jahr jünger als Sie und wird vermutlich noch mindestens weitere fünf Jahre auf diesem Posten bleiben. Die Leiterin wird frühestens in zwölf Jahren in Ruhestand gehen. Alle höheren Positionen in Ihrer Behörde erfordern mehr Führungserfahrung und weniger technische Qualifikationen. Demzufolge hielt ich es für wenig wahrscheinlich, dass Ihre Laufbahn Schaden nehmen könnte, und … mir ist aufgefallen, dass Ihnen unsere Exkursionen in gewissem Maße Freude bereiten. Ich hoffe, mit dieser Einschätzung nicht falsch zu liegen.« Ich entdeckte in seinem Blick einen kaum wahrnehmbaren Anflug von Unsicherheit und Besorgnis.
    Ich zuckte die Achseln. »Tut mir leid, dass ich so lästerlich geflucht habe. Es war ein ziemlicher Schock. Aber ich denke, es wird schon gut gehen.«
    Er nickte. »Ausgezeichnet. Dann lassen Sie uns losfahren, und unterwegs werde ich Ihnen erzählen, wer sonst noch an der Mission beteiligt sein wird.«
    Mir wäre lieber gewesen, er hätte mir den Namen des hohen Tiers verraten, dem es gelungen war, meine Chefin mit Freyda Mar zu ködern und die Grübchen in ihren Wangen noch tiefer werden zu lassen! Denn glauben Sie mir, dieser Person wäre ich gern um den Hals gefallen. Wir waren schon im Vorfeld von der Ehre hin und weg und hätten sie begeistert empfangen, selbst wenn sie die exzentrischste, zerstreuteste Professorin gewesen wäre, die die Universität von Tlaxce jemals hervorgebracht hatte – von dem Typ, der Kniestrümpfe trägt und Portwein trinkt. Aber Freyda Mar kleidete sich ganz normal, trank Wasser, hatte ein gutes Gedächtnis und … na schön, ein bisschen exzentrisch war sie tatsächlich, aber auf eine Art, mit der wir uns alle anfreunden konnten.
    Sie war hochgewachsen und nicht mehr ganz jung und sah genauso aus wie die Böse Hexe des Westens aus dem Zauberer von Oz – nur war sie natürlich nicht grün. Ein paar Tage vor unserer ersten Exkursion betrachtete ich ihr langes, welliges schwarzes Haar und fragte nur: »Sind Sie sicher?« Sie warf einen Blick auf meine Kurzhaarfrisur und antwortete: »Ich glaube, Sie haben recht.« Daraufhin ging ich hinaus, um uns für die Frühstückspause eine Tasse Kaffee zu besorgen, und als ich zurückkam, lag die Schere aus der Schublade auf dem Schreibtisch, und aus dem Papierkorb quollen Unmengen von Haaren. Mir fiel wirklich und wahrhaftig die Kinnlade herunter, aber sie lachte bloß und nahm mir die Tassen aus der Hand, bevor ich sie fallen ließ.
    Gleichwohl hatte sie offenbar gewisse Bedenken, was die Zusammenarbeit mit den Sadiri anging, also gab ich ihr rasch ein paar Tipps, und sie machte sich nervös Notizen auf ihrem Terminal. »Glauben Sie mir, die werden von Ihnen begeistert sein. Oberflächliche Konversation lehnen sie ab, aber ihr Geist verlangt ständig nach Nahrung, Sie können also ohne Bedenken ausführlich von Ihren Forschungen erzählen. Die schweren Arbeiten dürfen Sie ruhig ihnen überlassen – ihr Körper ist auf hohe Schwerkraft eingerichtet, und sie prahlen gern mit ihren Kräften. Kein Händeschütteln. Und berühren Sie sie niemals am Kopf, besonders nicht die Haare. Das ist strengstens verboten.«
    »Ist das bei ihnen nicht Brauch? Oder hat es besondere Gründe?«, fragte sie und hörte mittendrin zu tippen auf.
    »Gute Frage«, lobte ich. »Ich weiß es nicht mit Sicherheit, aber ich glaube, es könnte etwas mit Telepathie zu tun haben.«
    Sie nickte nachdenklich und wirkte mit einem Mal viel weniger angespannt. »Vor Jahren habe ich eine Weile an einer Universität im Punartam-System geforscht. Dort habe ich einen sadirischen Mentalschiffpiloten kennengelernt. Er trug immer Handschuhe, hielt stets den Kopf bedeckt. Damals dachte ich, es hätte was mit ihrer Kultur zu tun, aber vielleicht steckt doch mehr dahinter.«
    Es war offensichtlich, Freyda war Wissenschaftlerin durch und durch. Verlangte man von ihr, sich willkürliche Anstandsregeln einer fremden Rasse einzuprägen, wurde sie nervös. Doch kaum lieferte man ihr eine denkbare Erklärung für irgendein soziales Verhalten, schon fühlte sie sich

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