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Die beste Welt: Roman (German Edition)

Die beste Welt: Roman (German Edition)

Titel: Die beste Welt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Lord
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uns allein und schalteten die Navigation und den Autopiloten ein.
    Bald kamen wir ins Reden. Ich gestand ihr, dass ich die Mission im Grunde genommen für Zeitverschwendung hielt, aber immerhin dafür bezahlt würde, ein Jahr in der Weltgeschichte herumzugondeln, und die Sadiri sich hinterher sagen könnten, sie hätten jede Möglichkeit ausgelotet. Sie gestand mir, sie habe die Universität sattgehabt, ein Forschungsjahr zu nehmen, um ein Buch zu schreiben, sei ihr aber zu fantasielos erschienen. Mit der jetzigen Tätigkeit bekäme sie ein Jahr Auszeit und hätte trotzdem noch Anspruch auf das Forschungsjahr zum Schreiben, sie könnte der Universität also nicht nur für ein, sondern für zwei Jahre fernbleiben.
    Der Likör rann weiter durch unsere Kehlen. Ich entdeckte, dass sie eine ganze Menge taSadiri in ihrer Ahnenreihe hatte. Sie stellte fest, dass ich gerade so viel Ntshune in mir hatte, um andere zu hemmungslosen Lachanfällen zu provozieren. Haben Sie schon mal den Ausdruck »ansteckendes Lachen« gehört? Nun, viele Cygnier ntshunischer Abstammung verstehen es, andere so zum Kichern zu bringen, dass sie nicht mehr aufhören können, wahrscheinlich eine ungewollte emotionale Rückkopplung.
    Bei der nächsten Inspektion mussten wir uns sehr beherrschen, um nicht ständig loszuwiehern, was uns von den Sadiri ratlose Blicke eintrug.
    Auf der anschließenden Fahrt ging es ernsthafter zu. Sie erzählte mir, sie sei verlobt gewesen, sie und ihr Partner hätten sich aber einvernehmlich gegen eine Ehe entschieden, als ihre Universitätskarriere in Schwung kam, was sie zwang, in die Stadt zu ziehen, während er auch weiterhin als Siedler leben wollte. Ich gestand, auch ich sei verlobt gewesen und hätte ebenfalls eine einvernehmliche Trennung, wenn auch bei Weitem keine so glanzvolle berufliche Entwicklung hinter mir.
    »Sie haben ja noch Zeit«, tröstete sie mich.
    Ich dachte zuerst, sie spräche von meiner Karriere, und fühlte mich geschmeichelt. Als mir jedoch aufging, dass sie meinte, ich hätte noch Zeit, eine Familie zu gründen, war ich über die Bemerkung nicht mehr ganz so glücklich.
    »Und was ist mit Ihnen? Haben Sie je daran gedacht, sich vorzeitig pensionieren zu lassen und wieder als Hausfrau in einer Siedlung zu leben?«
    Sie wurde verlegen. »Vermutlich könnte ich mich beim Ministerium für Familienplanung registrieren lassen, aber ich verliebe mich immer in die falschen Männer, was dann regelmäßig zu nichts führt.«
    Das war ganz allgemein gesprochen, doch dann glitt ein schuldbewusster Ausdruck über ihr Gesicht, und ich stieß atemlos hervor: »Lanuri?«
    Zum ersten Mal klang ihr Lachen bitter. »Ich hoffe doch, dass ich nicht so leicht zu durchschauen bin.«
    »Nein! Nein, ganz bestimmt nicht. Es ist nur … nun ja, man hat den Eindruck, dass Sie sich recht gut verstehen, und … hmm … wie zeigt ein Sadiri eigentlich, dass er Gefühle hegt?«
    Sie schob sich die ungleichmäßig geschnittenen Stirnfransen aus dem Gesicht und sah mich finster an. »Auf jeden Fall nicht dadurch, dass er andauernd erwähnt, wie schön, intelligent und vollkommen unersetzlich seine verstorbene Frau ist!«
    »Oh!«, sagte ich mitleidig.
    »Ja, ich bin wirklich zu bedauern. Krank vor Eifersucht auf eine Frau, die beim größten Völkermord seit – nun, seit der Gründung von Cygnus Beta ums Leben kam. Und wehe, du wagst es, auch nur ein einziges Wort von diesem Gespräch verlauten zu lassen …«, schloss sie drohend … und dann war es Zeit für einen Themenwechsel.
    Wir kamen etwas früher zurück als die beiden anderen, und anstatt draußen zu warten, überredeten wir Joral, uns in Dllenahkhs Büro zu lassen, damit wir die Abschiedsparty dort fortsetzen konnten. Sonst war niemand mehr im Haus – unsere Inspektionstouren endeten oft erst nach den üblichen Dienstzeiten –, also ließen wir die Tür offen, legten in einer Art von Rebellion gegen alle sadirischen Empfindlichkeiten die Füße auf seinen Schreibtisch und machten uns über den Rest der Flasche her.
    Die nächste halbe Stunde verging wie im Flug, dann drang Jorals leise Stimme durch die offene Tür. »Doktor Mar und Zweite Biotechnikerin Delarua vollziehen offenbar so etwas wie ein Bindungsritual zwischen Frauen.«
    »In meinem Büro?«, fragte Dllenahkh verwirrt. Wahrscheinlich malten wir uns beide seinen Gesichtsausdruck aus, denn wir begannen einmal mehr haltlos zu kichern, und damit war es auch um den letzten Anschein von Professionalität

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