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Die beste Welt: Roman (German Edition)

Die beste Welt: Roman (German Edition)

Titel: Die beste Welt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Lord
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Hohn, dennoch war es ein wertvoller Rat, immerhin etwas, woran man sich halten konnte, nachdem Naraldi seinerseits auf eine Mission gegangen und außerhalb jeder Kommunikationsreichweite war. Seine letzten Worte vielleicht? Nein, gewiss nicht. Naraldi würde nach einer sicheren Reise wohlbehalten zurückkehren, davon war Dllenahkh überzeugt. Kam es denn auf einen weiteren Strohhalm noch an?
    »Regierungsvertreterin Delarua ist anders, als ich erwartet hätte«, sinnierte Joral.
    Dllenahkh blieb über den Missionsplan gebeugt. Manchmal war es besser, nicht darauf einzugehen, wenn Joral wieder einmal laut nachdachte.
    »Sie hat mich geküsst.«
    Nun schaute Dllenahkh doch auf. An sich ein unverfänglicher Satz, aber diesen zerquälten, grüblerischen Ausdruck zeigte Joral immer nur dann, wenn von Frauen die Rede war.
    »Sie ist zu alt für dich«, erklärte Dllenahkh freundlich, aber entschieden. »Und nun sollten wir die Unterlagen für Acora, Sibon und Candirú noch einmal durchgehen. Ich möchte, dass wir perfekt vorbereitet sind, wenn wir unsere neuen Kollegen treffen.«

4
    EIN MITTEL ZU ANDEREN ZWECKEN
    »Wir haben eine Ärztin im Team«, knirschte ich.
    Dllenahkh hob kurz den Kopf und sah mich an. »Wir haben eine Missionsleiterin, die Anthropologin und Genetikerin ist. Solche Qualifikationen sind bei banalen Verletzungen nicht erforderlich.«
    Die einzige Qualifikation, die ich von Dr. Daniyel erwartete, war Verständnis dafür, dass ich hemmungslos schreien wollte, während man mir zentimeterlange Nadeln aus der Handfläche entfernte. Ich zischte und zuckte jedes Mal zusammen, wenn mir Dllenahkh seine Pinzette zu tief ins Fleisch bohrte. Endlich warf er mir einen müden Blick zu, klemmte sich mein Handgelenk zwischen seine Knie und drückte zu. Dann hielt er meine Fingerspitzen fest und setzte sein Werk entschlossen fort. Ich drehte mich auf meinem Stuhl zur Seite, drückte den Kopf in die Armbeuge meines unverletzten Arms und ließ ihn dort.
    »Sie können gerne schreien, wenn Ihnen das Linderung verschafft«, sagte er freundlich. »Problematisch waren nur die Bewegungen.«
    »Ich bin ganz brav«, wimmerte ich.
    Nach weiteren qualvollen Minuten legte Dllenahkh das antike Folterinstrument beiseite und führte einen modernen medizinischen Scanner über meine Hand. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Wunden tatsächlich von Verschmutzungen frei waren, griff er nach einem anderen Instrument und begann, die Risse und Einstiche zu verschließen. Als der Schmerz nachließ, tauchte ich mit einem Seufzer der Erleichterung wieder auf und machte langsam die Hand auf und zu.
    »Ich würde Ihnen empfehlen, sich in Zukunft von dieser Pflanze fern zuhalten.«
    »Keine Einwände«, erklärte ich.
    »Sie hat das bloß gemacht, um den Kahn nicht staken zu müssen«, sagte Lian lachend zu Joral. Die beiden waren hinten im Shuttle und luden die letzten Vorräte aus.
    »Natürlich. Dieses elegante Stolpern mit anschließendem Sturz war ganz und gar Teil meines raffinierten Plans«, scherzte ich zerstreut und strich vorsichtig mit den Fingern über die verheilten Wunden.
    Lian und Joral stiegen, eine Kiste zwischen sich, aus dem Shuttle. Wenige Minuten später ging auch Dllenahkh, nachdem er den Sanitätskasten wieder eingeräumt und verstaut hatte. Ich strich mir ein letztes Mal vorsichtig über meine Hand und wollte gerade hinterher, als Joral mit geheimnisvoller Miene in die Maschine zurückkehrte. Er ließ sich neben mir in den Sessel sinken, richtete sich entschlossen auf und legte die Hände flach auf seine Knie.
    »Regierungsvertreterin Delarua, ist Lian ein Mann oder eine Frau?«
    Zu Tode erschrocken sah ich ihn an. »Diese Frage sollten Sie niemand anderem als Lian stellen. Und wahrscheinlich nicht einmal ihm. Warum wollen Sie das überhaupt wissen?«
    »Lian ist hochintelligent und hat ein anziehendes Äußeres, aber ich weiß nicht, ob es angemessen wäre …«
    »Joral, müssen Sie wirklich jede Frau, der Sie begegnen, auf ihre Ehetauglichkeit prüfen?«
    Er war ein wenig verlegen geworden. »Früher hätte man mir solche Entscheidungen abgenommen, aber in meiner jetzigen Lage ist es nur vernünftig, alle Möglichkeiten in Betracht zu ziehen.« Er zählte die Optionen ab, indem er mit den Fingern auf die Knie klopfte. »Nasiha ist bereits gebunden, Sie sind zu alt – jedenfalls zu alt für mich –, Doktor Daniyel ist definitiv zu alt, und damit bleibt durch einfaches Ausschlussverfahren nur noch Lian übrig

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