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Die beste Welt: Roman (German Edition)

Die beste Welt: Roman (German Edition)

Titel: Die beste Welt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Lord
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Sache zu bereinigen.«
    Ich packte Fergus’ sehnigen Arm. In der Menge blitzte Metall auf – da, noch einmal, eine Klinge in einer Hand, ein Speer in einer anderen.
    »Ich habe es gesehen«, knurrte Fergus und wechselte einen Blick mit Lian. Beide öffneten die Schnallen ihrer Halfter und stellten den Wirkungsgrad ihrer Pistolen auf einen hohen, aber nicht tödlichen Wert ein.
    Darithiven hatte es bemerkt. Sein Gesichtsausdruck verriet Resignation, aber auch Zustimmung. »Sie haben eigene Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Das ist klug. Ich muss Sie nun verlassen. Die Menschen sind sehr aufgebracht, und ihr Zorn muss in angemessene Bahnen gelenkt werden. In letzter Zeit häufen sich die Übergriffe auf unsere Gewässer, nun gilt es, die Schuldigen streng zu bestrafen.«
    »Man kann solche Dinge auch mit anderen, zivilisierten Methoden regeln«, drängte Dllenahkh.
    Darithiven sah ihn mitleidig an. »Dann haben wir hier eben keine Zivilisation in Ihrem Sinne.«
    Damit schritt er auf die wachsende Menschenansammlung zu.
    Nasiha atmete hörbar ein und begann, mit Tarik zu tuscheln. Die beiden hatten bisher entspannt dagesessen, nun richteten sie sich verteidigungsbereit auf und rückten näher zusammen.
    »Was ist?«, wollte ich wissen. Ihr Verhalten irritierte mich. Vielleicht lag es daran, dass sie Ehepartner und Kollegen zugleich waren, auf jeden Fall wirkten sie wie eine aufreizend kompakte, verschworene Einheit. Meine Sadiri, wie ich Dllenahkh und Joral bei mir nannte, begriffen immerhin, dass es einfach ein Gebot der Höflichkeit war, von Zeit zu Zeit eine Erklärung abzugeben.
    »Sie heizen sich gegenseitig auf«, murmelte Dllenahkh tief beunruhigt und betrachtete die Menge, die immer größer wurde. »Sie haben ihre mentalen Abschirmungen geöffnet, projizieren den Wunsch zu kämpfen und zu töten und verstärken ihn zugleich.«
    Plötzlich fuhr er zu Joral herum, der steif dastand, schwer atmete, und krampfhaft die herabhängenden Fäuste ballte. »Joral! Erinnere dich, was du gelernt hast!«
    »Es … fällt mir schwer, Ratsherr Dllenahkh«, gestand Joral.
    »Stell dich zu Kommandantin Nasiha und Leutnant Tarik«, befahl Dllenahkh.
    Bevor ich ihn fragen konnte, warum er seinen Rat nicht selbst befolgte, setzte er sich in Bewegung, ging auf die Menge zu und erklärte: »Ich muss dem ein Ende machen.«
    »Nein!«, rief Dr. Daniyel.
    Zu meinem Entsetzen ging Dllenahkh weiter, ohne sie zu beachten. Ich zauderte, sah zu ihr hin und hoffte auf eine, wenn auch noch so dezent übermittelte, Erlaubnis, ihm zu folgen. Doch sie blieb besonnen und hielt sich streng an das Missionsprotokoll. »Lian, Fergus, Sie verladen alles Wichtige in die Kähne. Wir müssen möglichst schnell aufbruchbereit sein. Delarua, Sie suchen Darithiven. Ich habe ihm einiges zu sagen.«
    Ich bemerkte, dass sie Tarik und Nasiha keine Anweisungen gab, dafür aber einen ihrer berüchtigten Blicke in ihre Richtung schickte. Der Blick war offenbar scharf genug, um den Kokon der beiden zu durchdringen, denn sie begannen, Lian und Fergus zur Hand zu gehen, und nahmen auch Joral unter ihre Fittiche. Er wirkte angeschlagen, folgte ihnen aber wie ein Lämmchen.
    Ich wusste bereits, wo ich Darithiven zu suchen hatte, und stürmte den Weg entlang. Weit brauchte ich nicht zu laufen. Er stand auf dem Balkon seines Wohnhauses und betrachtete die Szene unter sich mit einem Gesichtsausdruck, der mich bestürzte. Nicht direkt selbstzufrieden, aber … voller Genugtuung? Als würden lang gehegte Pläne nun endlich Wirklichkeit? Ich blieb auf halber Höhe auf der Treppe stehen, und er schaute von oben auf mich herab wie auf ein kleines, unbedeutendes Etwas, das seine Ruhe stören wollte. Ich starrte zurück. Welche Stellung er hier in diesem Sumpfloch auch bekleiden mochte, ich würde ihn nicht vergessen lassen, dass Dr. Daniyel und ich die Regierung vertraten, der er diese Stellung zu verdanken hatte.
    »Die Missionsleiterin möchte Sie sprechen«, fauchte ich. »Sofort.«
    Dr. Daniyel erwartete ihn in nachdenklicher Haltung auf der zentralen Plattform. Sie hatte die Arme verschränkt, hielt den Kopf leicht gesenkt und wirkte ruhig und entschlossen. Ich wusste, dass sie müde war.
    »Regierungsvertreterin Delarua, ich danke Ihnen. Bitte informieren Sie Ratsherrn Dllenahkh, dass wir zum Aufbruch bereit sind. Lian, Sie begleiten Delarua.«
    Wir eilten davon, und ich hörte hinter mir, wie sie sich Darithiven vorknöpfte. Sie sprach langsam und im vorwurfsvollen

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