Die beste Welt: Roman (German Edition)
Tonfall einer enttäuschten Mutter. »Ich habe den Eindruck, Sie können die Sicherheit meines Teams nicht länger gewährleisten …«
»Wo ist Dllenahkh denn bloß?« Lian sah sich nervös um.
Auch ich konnte ihn nicht finden, und ich hatte keine Lust, mich in dieses Getümmel zu stürzen.
»Da!« Ich deutete zum Rand der Menge.
Er war auf einen niedrigen Balkon getreten und sprach mit zwei von den älteren Männern. Ihre Gesichter waren in wütender Verbitterung erstarrt, in seinen Zügen spiegelte sich tiefe Entschlossenheit, als glaubte er, die anderen mit reiner Willenskraft zu seiner Ansicht bekehren zu können. Ich rief mit dünner Stimme, die den Lärm kaum übertönte, seinen Namen, doch obwohl er mich hörte, streifte er mich nur mit einem abweisenden Blick und setzte sein Gespräch fort.
»Verdammt«, stöhnte ich.
»Lassen Sie mich mal machen«, sagte Lian grimmig.
Mit langen Soldatenschritten war Lian in Sekundenschnelle an Dllenahkhs Seite. Ich folgte dicht hinter ihm.
»Sie müssen mit uns kommen, Ratsherr Dllenahkh. Befehl der Missionsleiterin«, murmelte Lian schlicht.
»Noch nicht, Lian, ich muss …«
»Das ist keine Bitte, Ratsherr Dllenahkh«, mahnte Lian.
Erst als ich sah, wie Dllenahkh leicht zusammenzuckte, begriff ich, dass Lian ihm die Pistole in die Rippen gedrückt hatte. Seine Lippen wurden schmal, das einzige Zeichen der Verärgerung in einem Gesicht, dessen Züge auch jetzt nicht außer Kontrolle gerieten. »Soso«, mehr sagte er nicht.
»Gehen wir«, quiekte ich, angesteckt von der aufgeheizten Atmosphäre, und wir verließen mit raschen Schritten, ohne behelligt oder attackiert zu werden, den immer heftiger brodelnden Hexenkessel. Der Volkszorn richtete sich zum Glück nicht gegen uns.
Es war, als träten wir den Rückzug an. Obwohl wir streng nach Vorschrift handelten, kam es uns vor, als wären wir auf der Flucht. Lian setzte eine erste Meldung an den nächsten Außenposten der Regierung ab, damit die zuständigen Behörden das Geschehen überwachen konnten. Sobald wir das Shuttle erreichten, verfasste Dr. Daniyel einen ausführlicheren Bericht. Nasiha, Tarik und der arme Joral waren sichtlich erleichtert, und als wir die Sümpfe hinter uns ließen, besserte sich ihr Zustand noch weiter. Fergus war froh, dass der Evakuierungsdrill, auf dem er bestanden hatte, schon so bald zum Einsatz gekommen war und so gut geklappt hatte. Und Dllenahkh …
Dllenahkh wagte ich nicht anzusehen. Als ich während des Starts doch einen verstohlenen Seitenblick riskierte, schaute er teilnahmslos ins Leere, und seine Haltung war ruhig und beherrscht wie immer. Ich wusste, dass er meinen Blick spürte, aber er erwiderte ihn nicht.
Der Flug dauerte nur knapp eine Stunde, dann landeten wir unweit unseres nächsten Ziels, einer Savanne weiter im Süden. Fergus sicherte das Lager mit Alarmvorrichtungen, wir bauten lustlos unsere Unterkünfte auf und versuchten zu schlafen. Wir hatten alles richtig gemacht. Trotzdem war es, als hätten wir den Rückzug angetreten.
Am nächsten Morgen erwachten meine Gefühle noch vor meiner Erinnerung, und so war mein erster klarer Gedanke die Frage, ob ich einen Kater hätte, weil ich mich so elend fühlte. Als mir der vergangene Tag schließlich wieder einfiel, wurde mir erst richtig übel. Ich riss mich zusammen, machte mich frisch und ging nachsehen, ob Dr. Daniyel mich brauchte; Lian sagte mir jedoch, sie schlafe noch, und so begab ich mich ohne besonderen Grund auf die Suche nach Joral. Er saß in Meditationshaltung in der Tür der Behausung, die er mit Dllenahkh teilte. Ich zögerte, als ich ihn sah. Ich wollte ihn auf keinen Fall stören, schließlich hatte er einen heftigen inneren Aufruhr durchlebt. Aber meine Schritte waren wohl zu laut gewesen, denn er schlug die Augen auf und sah mich an.
»Regierungsvertreterin Delarua«, sagte er.
»Joral. Wie geht es Ihnen?«, fragte ich sehr förmlich auf Sadirisch.
»Es geht mir gut«, antwortete er mit fester Stimme. Als ich schon erleichtert aufatmen wollte, fuhr er fort. »Aber Ratsherr Dllenahkh will nicht aufstehen.«
»Wie bitte?«, fragte ich auf Standard, denn ich war mir tatsächlich nicht sicher, ob ich ihn richtig verstanden hatte.
Joral blieb beim Sadirischen, bemühte sich jedoch um eine präzisere Formulierung. »Es kann sein, dass er wach ist, aber er hat die Augen nicht geöffnet, er bewegt sich nicht, und sein Geist … Sein Geist ist verschlossen.«
Ich war völlig ratlos. »Und was
Weitere Kostenlose Bücher