Die beste Welt: Roman (German Edition)
Hügelkuppe, während sie die Geräte hin und her bewegten, und kauerten uns nieder, als sie uns mit hektischen Gesten dazu aufforderten. Ich spähte durch das derbe Gras am Rand der brüchigen Felskante, und dann sah ich sie: ein kleines Rudel Hunde, die sich in einer schmalen Spalte im Gelände zusammendrängten wie in einer behaglichen Höhle, die ihnen Sicherheit und Geborgenheit bot.
»Nein«, sagte Dllenahkh.
Seine Stimme klang so sonderbar, dass ich prompt fürchtete, er würde wieder in diese depressive Starre abgleiten, und ihn scharf ansah. Er spürte meinen besorgten Blick und wandte sich zu mir.
»Nein«, wiederholte er mit einem so strahlenden Lächeln, wie ich es auf einem Sadiri-Gesicht niemals für möglich gehalten hätte. »Kein Savannenhund – ein Sadiri. Sehen Sie nur.«
Er schaute gespannt ins Tal hinab, und die Hunde, die entspannt hechelnd dagelegen hatten, richteten sich einer nach dem anderen wachsam auf, zuerst die alten, dann auch die Welpen. Die Kiefer klappten zu, die Nasen reckten sich forschend in die Luft – Wer da? Wer da? Dann entdeckten sie Dllenahkh und richteten den Blick durch all das Gestrüpp und Gras hindurch geradewegs auf ihn. Die Unterkiefer sanken wieder herab wie zu einem freudigen Grinsen, die kurzen Peitschenschwänze klopften wie zum Gruß auf den Boden, und das Gras schwang langsam und vorsichtig hin und her, als wollte es seine Zustimmung kundtun.
»Sadiri-Hunde, so fern von zu Hause«, murmelte Dllenahkh. »Die taSadiri müssen sie mitgebracht haben. Sie sind so selten geworden. Der Wissenschaftsrat hat sie unter Artenschutz gestellt.«
Nasiha und Tarik wandten den Blick nicht von der Szene, und sie legten auch die Biosensoren nicht ab, reichten sich aber die freien Hände und drückten sie mit einer stummen Begeisterung, die wie ein Versprechen war. In Jorals Zügen spiegelten sich widerstreitende Gefühle; feine Schattierungen von Zorn und Trauer mischten sich mit Ehrfurcht und Dankbarkeit. Dllenahkh … sein Lächeln war matter geworden, gedämpft von Trauer und Resignation, aber es war immer noch da.
Ich weiß nicht, wie lange das Team auf dem Hügel blieb – die Cygnier beobachteten die Sadiri, die Sadiri beobachteten die Hunde. Ich schlich mich davon und machte einen kurzen Spaziergang, um mich auszuweinen, bevor ich ins Lager zurückkehrte. Ich wollte die Erste sein, die Dr. Daniyel von dem Erlebnis erzählte, wenn sie aufwachte.
5
FAMILIENGLÜCK
»Also«, begann ich, »ich habe da einen Freund …«
Qeturah lächelte mich an. Es war die klassische Eröffnung bei jeder Therapiesitzung. »Weiter«, ermunterte sie mich.
»Nun, dieser Freund hat ziemlich strenge ethische Grundsätze in Bereichen wie … Telepathie, Kontrolle von Emotionen und so weiter. Die Sache ist nun, dass er in eine Situation geraten ist, in der ein anderer gegen diese Grundsätze verstoßen hat.«
»Verstehe«, sagte sie. »Hat sich Ihr Freund in dieser Situation angreifbar gefühlt?«
»Das könnte sein. Vielleicht hielt er sich für stark genug, mit einem direkten Angriff fertigzuwerden. Ich glaube aber, schlimmer ist noch, dass er sich für andere verantwortlich fühlte, die von dem Angreifer hätten verletzt werden können.«
»Von der Person ohne ethische Prinzipien«, vergewisserte sie sich.
»Genau. Sonst hatte nämlich niemand am Verhalten dieser Person etwas auszusetzen. Vielleicht hatten die anderen das Problem einfach nicht erkannt, oder sie hielten es für normal. Ich weiß es nicht. Und irgendwie traue ich mich auch nicht nachzufragen.«
»Was wünschen Sie sich für Ihren Freund?«, fragte sie ruhig.
»Ich wünsche mir, dass er nicht ständig das Gefühl hat … für andere Verantwortung übernehmen zu müssen. Dass es kein Problem ist, wenn er nicht immer stark ist. Dass es vielleicht sogar richtig sein kann, sich Hilfe zu holen.«
Sie schwieg eine Weile. Dann sagte sie bedächtig: »Sie können Ihren Freund wissen lassen, dass ich ihm jederzeit gerne zuhören werde, sollte er jemals Hilfe in Anspruch nehmen wollen. Ich werde nicht richten, und ich kann allerlei erreichen, ohne vertrauliche Informationen preiszugeben.«
Ich schluckte, die Kehle war mir eng geworden. »Ich danke Ihnen, Ma’am. Hoffentlich kann ich meinen Freund dazu bewegen, sich selbst an Sie zu wenden.«
Man könnte es seltsam finden, wenn eine Vorgesetzte zugleich auch die eigene Ärztin und Psychiaterin ist, aber wir waren ein kleines Team, und Qeturah machte ihre Sache als
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