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Die Beste Zum Schluss

Titel: Die Beste Zum Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbæk
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vielleicht wie ein sehr kopflastiger Flirt. Und wer weiß? Vielleicht hat Vanessa tatsächlich eine komplizierte Art zu flirten? Vielleicht hat sie Verlustängste und will mich an sie binden, indem sie mich erst arbeitslos macht, um anschließend als Versorger zu glänzen? Vielleicht sollte ich auf Bier umsteigen, bevor mich die Hurricanes komplett wegwehen.
    Ich schnappe mir die Gläser und marschiere zu einem Stehtisch neben der Tanzfläche, auf der Elvis-Lars Rene dümmlich grinsend antanzt. Er sieht aus wie ein debiler Terminator auf Starkstrom, aber Rene hat Spaß. Himmel, ich muss aufpassen, sonst nimmt sie ihn nachher noch aus Mitleid mit. Gib dieser Frau eine Stunde tanzbare Musik, und sie würde mit Satan schmusen.
    Die Nonne tanzt auch noch in ihrer Ecke. In ihrer Nähe haben sich ein paar Typen eingefunden, die dringend konvertieren wollen. Unsere Blicke treffen sich. Mein Magen macht einen Salto. Ob es ihr auch so geht?
    Gegen drei wird die Musik nett . Die Tänzer geben nicht mehr alles, und in der Luft liegt nichts, wofür es sich aufzuregen lohnt. Viele beschließen nun aufzubrechen, obwohl es noch verhältnismäßig früh ist. Vielleicht liegt es an der Erwartungshaltung. Nach letztem Jahr haben alle wieder eine Wahnsinnsparty erwartet, doch egal wie viel Geld ausgegeben wird: Party ist immer noch das, was wir selber machen, und dieses Jahr macht keiner was. Die meisten stehen rum und warten, dass etwas passiert. Der Raum leert sich. Uns zieht es zur Theke.
    »Tequila, por favor!«
    »Kein Schnaps«, sage ich.
    »Hey, wenn wir schon mal auf einer Party sind …«
    »Kein Schnaps.«
    »Machen Sie acht Tequila!«, ruft sie dem Barmann zu, doch der winkt ab.
    »Feierabend!«
    Rene schaut ihn an, als hätte er sie aufgefordert, sich grün anzumalen.
    »Es ist erst drei !«
    Er wendet ihr den Rücken zu. Rene schaut mich fassungslos an.
    »Sag mal, auf was für Partys schleppst du mich eigentlich?«
    »Doofe?«
    Sie zaubert von irgendwo einen Schein hervor und wedelt damit rum.
    »Was bekomme ich für zehn Euro?«
    Der Barmann ignoriert sie.
    » he y !«, brüllt sie. » has t d u ei n proble m mi t nutte n ?!«
    Ich bedecke mein Gesicht mit beiden Händen. Nach ein paar weiteren, taktisch ungünstigen Formulierungen, die die Fronten eher verhärten, zupft Rene an mir.
    »Der Typ ist tot. Komm, wir gehen woandershin.«
    »In vier Stunden stehen die Kinder auf.«
    »Welche Kinder?«, fragt sie.
    »Du wirst den ganzen Tag in den Seilen hängen«, warne ich sie lachend.
    Ihr Gesicht wird ernst.
    »Mads. Süßer. So geht das nicht. Erst schleppst du mich vor die Tür, dann gibt’s hier nur Perverse, und jetzt willst du mich nüchtern ins Bett schicken? Entweder gehen wir noch woandershin, oder ich frage den King, ob er und sein kleiner Elvis mit zu uns nach Hause kommen wollen, und dann schwängert er mich und …«
    Ich reiße beschwichtigend die Hände hoch.
    »Überredet!«
    »Geht doch«, grinst sie. »Aber erst muss ich für kleine Mädchen. Versuch in der Zwischenzeit, nicht einzuschlafen.«
    »Jawoll!«, schnarre ich und schlage die Hacken zusammen.
    Sie zieht leicht schwankend in Richtung Toilette. Mehrere alkoholgeschwängerte Blicke folgen ihr. Zwei Meter neben mir stellt sich die Nonne an die Theke und versucht, den Barmann auf sich aufmerksam zu machen. Er ignoriert sie. Sie winkt noch mal. Gleiches Ergebnis.
    »Nutten mag er auch nicht«, sage ich.
    Sie wendet mir ihr blasses Gesicht zu. Aus der Nähe ist der Kontrast zwischen ihrer weißen Haut und den dunklen Augen fast hypnotisch. Mein Magen dreht eine Ehrenrunde. Sie mustert mich einen Moment, dann schaut sie wieder zum Barmann, der schwer damit beschäftigt ist, beschäftigt zu wirken.
    »Hallo? Bedienen Sie mich?«
    Er dreht ihr den Rücken zu. Sie mustert ihn regungslos. Vielleicht überlegt sie sich, ob sie ihm ihr Kreuz ins Hirn rammen soll. Vielleicht ist sie auch bloß so verschossen in mich, dass sie kein Wort rausbekommt.
    »Entschuldige, kann ich dich was fragen?«
    Sie schaut mich ausdruckslos an.
    »Kommt in der Frage ›heiraten‹, ›Feuerwehrschlauch‹ oder ›kielholen‹ vor?«
    Ich grinse. Also hat t r schon sein Glück versucht.
    »Weder noch.«
    Sie betrachtet mich, ohne eine Miene zu verziehen.
    »›Kannst du mir deine Telefonnummer leihen, ich habe meine verloren?‹«
    »Auch nicht«, lache ich. »Klingt, als hättest du heute Abend eine Menge durchgemacht.«
    Sie nickt langsam und nachdrücklich. Echt lustig. An

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