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Die Beste Zum Schluss

Titel: Die Beste Zum Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbæk
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fest und mustert mich eindringlich.
    »Was ist?«
    »Was soll sein?«
    »Eben hattest du noch gute Laune.«
    »Da hatte mich Gerd noch nicht wie einen Vollidioten behandelt.«
    Ich will losgehen. Sie hält mich fest.
    »Erzähl.«
    »Ach, egal, der Job kotzt mich nur manchmal an. Wenn ich Promiarsch-Knutschen machen wollte, wäre ich zum Fernsehen gegangen.«
    »Du verdienst einen Haufen Kohle damit.«
    »Geld ist nicht alles.«
    Sie grinst schief.
    »Oh Junge, glaub mir, das sagst du nur, weil du es hast.«
    Sie betrachtet mich, und ich weiß, dass sie kurz abschätzt, ob ich vielleicht kündigen und uns alle in Turbulenzen stürzen werde.
    Sie verpasst meiner Hand einen leichten Klaps und lächelt.
    »Nimm das alles nicht so ernst, heute wird erst mal gefeiert. Apropos …« Sie macht eine Kopfbewegung. »Wie ist denn der King?«
    Ich folge ihrem Blick und entdecke Lars aus der Anzeigenleitung, mit dem ich vor drei Monaten zum ersten und letzten Mal Tennis spielen war. Einer der grobmotorischsten Menschen, den ich je auf einem Sportplatz gesehen habe. Heute trägt er ein Elviskostüm und eine überdimensionale Schmalztolle. Als er merkt, dass wir ihn beobachten, versucht er einen lasziven Hüftschwung. Fast springt mir eine Plombe raus.
    »Lars ist Single. Soll ich spekulieren, warum?«
    »Ja, bitte.«
    »Er spricht bayrisch, bewegt sich furchtbar, ist ein Fan von Naturbehaarung und hat noch nicht verstanden, dass man Hornhaut entfernen kann.«
    »Uh«, macht sie und zeigt auf einen Clown. »Und der?«
    Ich brauche einen Augenblick, bevor ich hinter der Clownsbemalung Felix aus der Presseabteilung erkenne. Er steht neben der Tanzfläche, beglotzt Frauen und versucht, dabei lässig zu wirken, was in dem Kostüm so gut wie unmöglich ist.
    »Hat er dich angefasst? Desinfizieren und Tetanusspritze. Ach, was sag ich, ruf das Gesundheitsamt! Die sollen mit ’ner Sondereinheit anrücken!«
    »So schlimm?«, fragt sie lachend.
    »Man munkelt, er lässt sich anpinkeln.«
    »Puh!«
    »Nicht zwingend von Menschen …«
    »Ihhhh!« Sie zieht eine Grimasse und presst sich die Hände auf die Ohren. »Warum erzählst du mir so was?«
    »Um dich zu schützen.«
    Und mich. Felix ist in Wahrheit nicht ganz so tierlieb, aber das fehlt mir noch, dass Rene etwas mit einem meiner Kollegen anfängt. Eigentlich bin ich mir nicht sicher, ob sie überhaupt mit irgendjemandem etwas anfangen soll, denn das würde unser Leben verändern, und unser Leben gefällt mir so, wie es ist. Gottlob verschreckt sie die meisten Interessenten schon beim ersten Date, aber man muss ja kein unnötiges Risiko eingehen.
    »Wie zum Teufel soll ich hier jemanden kennenlernen, wenn du schon alles über jeden weißt?! Gibt es hier denn keinen einzigen Mann, der normal ist?«
    Ich hebe die Augenbrauen.
    »Du willst einen normalen Mann?«
    »Ja.«
    »Und geilen, hemmungslosen Sex, ganz ohne Tiere?«
    »Ja!«
    »Dann fang nichts mit meinen Kollegen an.«
    In den nächsten Minuten informiere ich sie über die fkk s der Kollegen: Familienstand, Körper, krankhafte Neigungen. Ich warne sie vor Extremfällen und natürlich auch vor t r . Schließlich schaut sie enttäuscht zu Lars rüber.
    »Da ist der King ja noch das kleinere Übel.«
    Lars sieht, dass Rene ihn anschaut. Sein Gesicht hellt sich auf wie eine Glühlampe, und er macht eine Bewegung, die wie ein Wadenkrampf aussieht.
    »Dann nicht«, seufzt sie. »Ich gehe tanzen, du holst was zu trinken.«
    »Was willst du?«
    »So viel wie möglich«, sagt sie und bringt mich zum Lachen.
    Sie eilt zur Tanzfläche. Vanessa starrt immer noch rüber. Ob sie das mit Gerd eben mitbekommen hat? Mist, jetzt schafft sie es wirklich, mich mit diesem Scheiß zu verunsichern. Wieso lege ich sie nicht um und sage vor Gericht: Ein kleiner Schritt für mich, ein großer für die Menschheit?
    Ihr Gesicht wird ein bisschen maskenhafter, als ich auf sie zugehe und mich neben ihr an die Theke quetsche. Der Barmann kommt. Ich ordere zwei Hurricanes und drücke meine Schulter gegen Vanessas, damit sie sich zurückzieht. Tut sie nicht. Also wende ich ihr mein Gesicht zu und schaue sie aus der Nähe an.
    »Ich soll dich von Britta grüßen.«
    Sie lächelt und zeigt ihre perfekten Zähne.
    »Ich hoffe, sie findet was anderes.«
    Wir starren uns an. An ihren Augen erkenne ich, dass sie überzeugt ist, im Recht zu sein. Wie macht sie das?
    Der Barmann bringt die Getränke, ohne dass wir unseren Blickkontakt unterbrechen. Für ihn wirkt das

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