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Die Beste Zum Schluss

Titel: Die Beste Zum Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbæk
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vielleicht heute noch zusammen. Schwein gehabt. Der Fußballer allerdings nicht. Er verletzte sich schwer, und Isa verließ ihn. Heute ist sie mit einem Zahnarzt verheiratet und hat drei Kinder. Sie meint es nicht böse, sie ist nur eine dieser Frauen, die von dem weißen Ritter und einer perfekten Ehe träumen, und wenn irgendwas diesen Traum stört, laufen sie. Nichts macht mir mehr Angst, als dass ich je wieder an so eine Märchenbraut gerate, die mich verlässt, sobald ich nicht perfekt bin. Darum fühle ich mich zu Hause so wohl. Rene und die Kinder lieben mich, wie ich bin. Auch das ist Freiheit.
    Ich werfe noch einen Blick zu der Nonne rüber. Als unsere Augen sich treffen, springt mein Magen ansatzlos von einem Hochhausdach. Echt, ich liebe die Natur, aber als Partnervermittler ist sie eine Niete. Ich meine, der Raum ist voller attraktiver Frauen, was hat die Nonne, was die anderen nicht haben? Welche Kriterien sind für die Natur relevant? He, vielleicht liegt es ja an unseren Sternzeichen ! Vielleicht ist es ja Schicksal ! Vielleicht möchte die Natur aber auch nur, dass eine Ordensschwester mal wieder so richtig durchgeorgelt wird, hehe.
    Sie nickt plötzlich, als wüsste sie, was ich denke, was sie natürlich nicht tut. Niemand weiß, wie viel Müll ich denke. Zumindest hoffe ich das.
    Der Barmann bringt den Drink. Ich nehme einen kräftigen Schluck. Etwas berührt meinen Arm. Neben mir steht ein ehemaliger Redakteur der Allegra in einem zu großen Dreißigerjahre-Al-Capone-Anzug. Hermann war der perfekte Angestellte: zuverlässig, loyal, frei von höheren Ambitionen. Doch dann wurde die Allegra eingestellt. Seitdem muss er als Freiberufler Jobs akquirieren und erinnert an einen Hamster, der sich plötzlich in der Savanne wiederfindet. Mit großen Augen mustert er seine Umgebung, als könnte jeden Moment irgendwas aus dem Gebüsch springen und ihn fressen. Nicht jeder ist für Freiheit geschaffen.
    Wir reden ein bisschen über die guten alten Zeiten, während ich am Glas nippe und die Nonne aus den Augenwinkeln mustere. Zorro redet immer noch auf sie ein. Sie wirkt dabei weder einladend noch abweisend, lässt es einfach über sich ergehen. Schließlich wünscht Hermann mir Gesundheit, ein langes Leben und viele Kinder, bevor er weiterschlurft, um auf Futtersuche zu gehen. Als ich wieder zur anderen Thekenseite schaue, hat sich die Nonne in Luft aufgelöst. Vielleicht ist sie kurz austreten. Aus der Kirche. Haha. Jesses, der Cocktail hat es in sich.
    Ich ordere schnell einen weiteren und beobachte meine Mitbewohnerin, die sich auf der Tanzfläche zu Eurythmics Missionary Man bewegt. Um sie herum hat sich ein Ring aus Tänzern formiert. Planet Venus umgeben von notgeilen Meteoriten. Schätze, wenn ich nicht aufpasse, werde ich morgen mit einem Kollegen frühstücken. Im selben Augenblick entdecke ich die Nonne. Sie tanzt in einer Tanzflächenecke vor sich hin. Von Zorro keine Spur. Man könnte das als Zeichen interpretieren. Aber »Zeichen« steht gleich hinter »Verliebtheit« auf der Arschlochliste.
    »Landratten an Bord!«, schreit mir jemand ins Ohr. »Captain Sparrow macht disch platt!«
    Vor mir fuchtelt ein Pirat mit seinem Schwert herum. Unter Kopftuch, Perücke und Augenklappe erkenne ich t r , den Fotografen, den ich für die Reportage über Rupert Neudeck angefragt hatte.
    »Isch töte disch und vergewaltige disch!«
    »Mann, ich hoffe bloß, die Reihenfolge stimmt.«
    Er lacht und sticht mir in den Bauch.
    »Eh, zeig Respekt, sonst lasse isch disch kielholen.«
    »Nach Kiel holen? Lieber tot. Und was soll der bescheuerte Dialekt? Hat Johnny Depp neuerdings einen Migrationshintergrund?«
    »Ach, irgendwo sind wir doch alle Fremde.«
    Ich ziehe eine Grimasse. Er lässt das Schwert sinken.
    »Was war denn mit Neudeck?«
    »Zu intelligent für uns. Aber mach dir keine Sorgen, wir haben schon einen neuen Auftrag.«
    »Ich weiß«, sagt er. »Die Geilste. Da kommt Freude auf.« Er wirft einen Blick zur Tanzfläche. »Apropos, wer ist denn die da?«
    »Meine Mitbewohnerin«, sage ich, und weil ich ihn kenne, füge ich hinzu, dass sie a) bloß ein Kostüm trägt und b) tabu ist. Als er mich weiterhin angrinst, zeige ich ihm die gelbe Karte und lasse durchblicken, dass er rotgefährdet ist.
    »Schon gut«, grinst er. »Bis später.«
    Er zieht von dannen, und ich nehme mir vor, ihn im Auge zu behalten. Rene hat ein dringendes Bedürfnis, und t r kommt bei Frauen gut an. Normalerweise machen viele Frauen

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