Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Besteigung Des Rum Doodle

Die Besteigung Des Rum Doodle

Titel: Die Besteigung Des Rum Doodle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. E. Bowman
Vom Netzwerk:
vollauf beschäftigt. Zu beinahe jeder Tageszeit konnte man ihn dabei beobachten, wie er das Eis des Gletschers mit Schaufel und Bohrer bearbeitete, Werte ablas von Thermometern, die er an verschiedenen strategischen Punkten platziert hatte, hervorstehendeFelsbrocken mit Hämmern abklopfte oder seine Siedepunkt-Thermometer kalibrierte. Für jedes Exemplar eines Lebewesens, das man ihm brachte, bot er eine Prämie von eineinhalb Pence und drei Pence für jeden Whartons Warpel; doch obgleich wir viel Zeit damit verbrachten, in Gletscherspalten herumzustochern und Steine umzudrehen, gelang es keinem von uns, seine Einkünfte damit aufzubessern. Mich als das leichteste Mitglied der Mannschaft hatte Wish als zweite Testperson für seine Ermüdungsprüfung auserkoren. Da es mein Bestreben war, die Expedition in jeder Hinsicht zu unterstützen, tat ich mein Bestes, um seiner Bitte zu entsprechen, erreichte dabei aber einen derartigen Grad der Erschöpfung, dass mir für die anderen kaum noch Kraft übrig blieb. Das war nicht fair, doch wurden, ganz im Sinne des vorherrschenden Teamgeists, keine Beschwerden laut.
    Shute nutzte die Gelegenheit, um seine Ausrüstung gründlich auszuprobieren. Sein Lieblingsmotiv für diese Probeaufnahmen war ich, wie ich für Wishs Ermüdungsprüfung einen Hügel rauf- und runterlief. Ich konnte nur hoffen, dass diese Szenen in dem später zu produzierenden Film nicht die prominente Bedeutung haben würden, die man ihnen seinerzeit zumaß.
    Jungles Aufgabe war es, die Funksprechanlage betriebsbereit zu machen und uns in die Benutzung einzuweisen. Ich habe immer einen Horror vor elektrischen Geräten jeder Art gehabt und war erleichtert, als ich feststellte, dass unsere Apparate relativ einfach zu bedienen waren und außerdem zu schwach, um uns einen Schlag versetzen zu können. Aber so einfach die Geräte selbst auch sein mochten, ihre Benutzung war es nicht. Unwissend, wie ich war, hatte ich gedacht, dass wir uns anrufen würden wie mit dem Telefon. Es ist aber viel komplizierter. Zunächst einmal spricht man niemandmit seinem wirklichen Namen an. Es werden Decknamen benutzt. Jungle gab uns unsere Decknamen, die folgendermaßen lauteten:
BURLEY:
Ballast
WISH:
Murkser
SHUTE:
Kuckuck
CONSTANT:
Elefant
PRONE:
Lazarus
ICH:
Binder
    Über Jungles eigenen Decknamen wurde lebhaft diskutiert. Er hatte sich »Pfadfinder« ausgesucht, doch das kam aus irgendeinem Grund bei den anderen nicht gut an. Shute meinte, dass »Pfadverlierer« passender wäre, was ich ziemlich taktlos fand. Schließlich einigte man sich als Kompromiss auf »Wandervogel«, aber Jungle wirkte verletzt.
    Als Nächstes mussten wir die Sprache erlernen. Unter keinen Umständen darf man in der normalen Art und Weise sprechen. Zum Beispiel »ja« oder »nein« oder »in Ordnung« zu sagen kommt nicht in Frage. Stattdessen muss man Ausdrücke wie »korrekt«, »can do«, »Bingo«, »Roger« und so weiter benutzen. Aus »Zwei Uhr« wird »vierzehnhundert«, und aus irgendeinem obskuren mathematischen Grund darf man niemals »Mitternacht« sagen. Im Osten heißt »auf drei Uhr« und 20 000 Fuß sind »zwanzig Riesen«.
    Bei Ruf und Antwort war ferner eine umständliche Zeremonie einzuhalten. Schließlich wurde uns verboten, unsere gewöhnlichen Stimmen zu benutzen; stattdessen mussten wir in einer Art Singsang sprechen, damit eine Stimme schwerer von der anderen zu unterscheiden wäre.
    Die jüngeren Expeditionsmitglieder schienen ihren Spaß an dem Ritual zu haben, doch muss ich gestehen, dass ich es eher verwirrend fand.
    Die Funkgeräte waren klein, um Gewicht zu sparen, und ihre Reichweite war begrenzt. Eventuell konnte es deshalberforderlich sein, Nachrichten über ein oder zwei Zwischenstationen zu übermitteln. Eingedenk mancher Erfahrungen auf Kinderfesten in meiner Jugend entschied ich, dass ein gewisses Training ratsam wäre. Ich bat die Mannschaft, einen großen Kreis über die ganze Breite des Gletschers zu bilden, damit Nachrichten reihum geschickt werden konnten. Zunächst fiel mir einfach keine Nachricht ein. Mein Gehirn war wie eingefroren, und einige Minuten stand ich da und fühlte mich wie ein Idiot. Schließlich gelang es mir irgendwie, mir die erste Nachricht auszudenken: »Wie heiter wirkt der Rum Doodle im Morgenlicht.«
    Das kam zurück als: »Binders süße Bohnen.«
    Nach einigem Grübeln sendete ich folgenden Text: »Bitte widmet der Nachricht größte Aufmerksamkeit.« Auch das kam zurück als »Binders süße

Weitere Kostenlose Bücher