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Die Besteigung Des Rum Doodle

Die Besteigung Des Rum Doodle

Titel: Die Besteigung Des Rum Doodle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. E. Bowman
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abweisenden Land jämmerlich zugrunde gehen, fernab unserer Heimat und unserer Lieben.
    Es war so traurig, dass ich die Tränen nicht zurückhalten konnte. Die Tränen gefroren sofort, und ich klebte nun durch zwei Eiszapfen am Gletscher fest und war noch schlimmer dran als zuvor.
    Ich gab die Neuigkeit an Constant weiter und tat mein Möglichstes, ihn zu trösten. Der arme Kerl nahm es mannhaft auf, und ebenso Burley, als ich mit ihm sprach. Wenn wir schon sterben mussten, so würden wir wenigstens als Gentlemen sterben.
    Immerhin bestand noch die Hoffnung, dass Jungle uns fände, aber ich war so verzagt, dass ich nur wenig darauf gab.
    So ging der Tag dahin.
    Ich war, glaube ich, halb bewusstlos, als mir eine Idee kam. Die Träger! Sie hatten uns schon einmal gerettet, konnten sie uns noch einmal retten?
    Der einzige Weg, um sie zu erreichen, führte über Prone. Keiner der Träger würde ein Funkgerät anrühren; sie hielten es, glaube ich, für Hexerei. Die Frage war: Befand sich Prone in Hörweite eines Funkgeräts, war das Funkgerät eingeschaltet, und war er gesund genug, um zu antworten?
    Ich sendete das Rufzeichen und wartete, sendete und wartete und sendete immer wieder. Ich wurde verrückt vor Angst.
    Dann erkannte ich, dass ich es falsch bediente. Ich schaltete den Summton aus und sprach ins Mikrofon:
    »Binder an Lazarus. Binder an Lazarus. Empfangen Sie mich? Over.«
    Und dann kamen jene Worte, die mir bis zum letzten Tag in den Ohren klingen werden:
    »Lazarus an Binder. Lazarus an Binder. Empfange Sie laut und deutlich. Empfangen Sie mich? Over.«
    Ich hätte heulen mögen – wenn nicht die Eiszapfen mich daran erinnert hätten, wie unklug das gewesen wäre. Ich setzte Prone unsere Lage auseinander und bat ihn, den Bang zu holen. Das tat er, und ich begann mit dem schwierigen Unternehmen, ihm Anweisungen durchzugeben. Constant übersetzte meine Mitteilungen in Yogistanisch, und ich gab sie so getreu wie möglich an Prone weiter, der sie aus dritter Hand an Bing übermittelte.
    Es war hoffnungslos. Weder Prones Magen noch mein eigener waren daran gewöhnt, Yogistanisch zu sprechen. Die Geräusche, die wir erzeugten, hätten in jeder Gesellschaft einen Skandal verursacht; als Kommunikationsmittel waren sie völlig ungeeignet. Constant sagte, die von mir übermittelten Antworten stünden in keinerlei Beziehung zu den besprochenen Problemen. Würde man sie in den Straßen von Chaikhosi äußern, sagte er, wäre lebenslange Haft oder Schlimmeres die Folge. Sie seien, so nehme er an, in der gesamten Geschichte des gesprochenen Wortes ohne Beispiel oder Parallele. Er selbst hätte sich niemals vorstellen können, dass derartige Äußerungen überhaupt möglich seien. Wenn er je lebend aus der Gletscherspalte herauskäme, würde er seine gesamte Philosophie im Lichte dessen überdenken müssen, was ich gesagt hatte. Er bat mich inständig darum, meinen Magen verschlossen zu halten und Prone das Gleiche zu sagen. Wenn auch nur die geringste Andeutungdessen, was er gehört habe, dem Bang zu Ohren käme, könne das leicht zu einem Massaker führen, mindestens aber würden die Träger desertieren oder für jede weitere Arbeit untauglich sein.
    Das machte es ernst. Es bestand noch eine letzte Hoffnung: War Prone marschfähig?
    Nein, sagte er, das sei ausgeschlossen. Seine Beine würden ihn nicht tragen.
    Aber könne er getragen werden? Ja, dazu sei er selbst in seinem Zustand in der Lage.
    So wurde es gemacht. Wieder warteten wir, diesmal aber voller Hoffnung. Prone, der vom Bang getragen wurde, erstattete uns derweil laufend Bericht über sein Vorwärtskommen.
    Dann erreichten sie uns: Bing, kurz und unglaublich stämmig, mit Prone huckepack, Bung, noch kürzer, aber genauso stämmig, und ein dritter Träger namens Bo, der noch kürzer und noch stämmiger war.
    Im Handumdrehen waren meine Eiszapfen weggehackt und Constant an die Oberfläche gehievt. Er war unterkühlt, sonst aber wohlauf. Bing und Bung wurden zur Rettung der anderen ausgeschickt, während Constant und ich zum Basislager zurückwankten. Bo begleitete uns mit Prone auf seinem Rücken.
    Binnen einer Stunde kehrten auch die anderen zurück. Bing war zu Shute hinaufgeklettert und hatte ihn, unter seinen Arm geklemmt, heruntergebracht. Auf gleiche Weise verfuhr er dann mit Wish. Beide waren von den Strapazen sichtlich mitgenommen und mussten mit Champagner behandelt werden. Burley, den sie hatten zurücktragen müssen, begab sich mit einer Flasche zu

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