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Die Besteigung Des Rum Doodle

Die Besteigung Des Rum Doodle

Titel: Die Besteigung Des Rum Doodle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. E. Bowman
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Bett.
    Blieb die Frage: Wo war Jungle? Wir sendeten einen Funkruf aus, erhielten aber keine Antwort. Shute sagte,wir hätten ihn vermutlich zum letzten Mal gesehen; gewiss werde er nächstes Jahr in Wladiwostok oder im Jahr darauf in Valparaiso auftauchen und ein Buch schreiben mit dem Titel
Streckensuche in Asien und Amerika
. Da Jungle sich das Basislager zum Ziel gesetzt hatte, so Shute weiter, sei es eine mathematische Gesetzmäßigkeit, dass er es nie erreichen werde; besser, wir vergaßen ihn.
    Ich konnte daraus nur den Schluss ziehen, dass Shute noch unter Schock stand.
    Gebraucht wurde ein Suchtrupp. Aber keiner von uns war gesund genug, um das Lager zu verlassen. Waren die Träger bereit, uns zu helfen? Constant trug den Gedanken dem Bang vor. Der ließ sogleich die Träger eine lange Reihe bilden, deren eines Ende sich beim Lager, das andere weit draußen auf dem Gletscher befand. Mit dem Lager als Fixpunkt marschierten sie nun im Kreis, und es dauerte nicht lange, bis Jungle eingefangen und zu uns zurückgebracht wurde, müde, aber wohlbehalten. Er war einigermaßen überrascht, dass wir uns Sorgen um ihn gemacht hatten, und witterte darin mangelndes Vertrauen in seine Fähigkeiten. Ich sagte ihm, er müsse Verständnis haben für unsere Überängstlichkeit angesichts der bloßen Möglichkeit, er könnte uns verloren gehen. Er sah das ein und wirkte befriedigt.
    *
    Am nächsten Tag hielten wir Kriegsrat. Die Nordwand erwies sich als eine härtere Aufgabe, als wir angenommen hatten, und so würden wir unsere Pläne gründlich revidieren müssen. Zudem erklärte Burley, unter keinen Umständen werde er es zulassen, noch einmal allein mit Wish an einem Seil zu klettern. Er habe, so sagte er, seiner Braut versprochen, keine unnötigen Risiken einzugehen, und ein Felsexperte, der bei der ersten sich bietenden Gelegenheit imFels festsitze, sei offensichtlich ein unnötiges Risiko. Seine bereits mehrfach vorgetragene Meinung, ein Wissenschaftler sei am Berg nichts als eine Last, habe sich, so Burley, als ganz und gar gerechtfertigt erwiesen. Der bergsteigende Wissenschaftler erscheine ihm als einer der schlimmsten und gefährlichsten Fälle von gespaltener Persönlichkeit; auf ihn sei nur in einer Hinsicht Verlass, nämlich dass er das Falsche tun werde.
    Wish entgegnete, der Mann an der Spitze einer Seilschaft habe das Recht, vom zweiten Mann Hilfe zu erwarten. Der gestrige unglückliche Zwischenfall wäre nie passiert, wenn Burley auch nur ein halber Bergsteiger und nicht ein totaler Ausfall wäre. Er sagte, beleibte Männer seien notorisch ungeschickt am Fels und ihm, Wish, wäre es nur allzu recht, wenn Burley am Fuß des Berges bliebe, wo er den geringsten Schaden anrichten könne. Wer immer eine Braut habe, schulde es ihr, sich von Burley so weit wie möglich fernzuhalten.
    Nun mischte sich Jungle mit den Worten ein, er selbst habe keine Braut, wenn er aber eine hätte, würde er es als seine elementare Pflicht ansehen, sich so weit wie möglich von Shute fernzuhalten, dem man, wie er sagte, mit einem Eispickel so wenig trauen könne wie einem Indianer auf dem Kriegspfad. Shute, der mir ziemlich aufgebracht schien, sagte,
seine
Braut habe ihn ausdrücklich vor Trittbrettfahrern gewarnt, die andere die ganze Arbeit tun ließen und die dann nicht zur Stelle seien, wenn die Reihe an sie komme. Er erklärte, es genüge vollauf, Jungle am anderen Ende des Seils zu erblicken, damit der erfahrenste Eisexperte seinen Pickel fallen lasse. Nichts, so sagte er, könne ihn dazu bewegen, sich noch einmal allein mit Jungle hinauszuwagen.
    Das alles war recht verwirrend. Natürlich war völlig klar, dass meine Gefährten sich noch nicht vom Schock derjüngsten Erlebnisse erholt hatten. Jene ihrer Äußerungen, aus denen nicht freundschaftliche Offenheit sprach, waren zweifellos nichts anderes als eine nervöse Reaktion auf ihre Strapazen; in ein oder zwei Tagen würden sie ihr normales, fröhliches Gemüt zurückgewinnen. In der Zwischenzeit fiel mir die Verantwortung dafür zu, zwei Freundschaften zu kitten, und das versprach schwierig zu werden. Was zusätzlich zu meiner Verwirrung beitrug, war die Frage, wer von ihnen eine Braut hatte und wer nicht.
    Zu guter Letzt fiel mir nichts anderes ein, als sie daran zu erinnern, dass der Rum Doodle nicht der Montblanc sei. Shute meinte, er sei mir dankbar, daran erinnert zu werden, denn diese Tatsache habe er völlig vergessen. Er fragte, ob ich mich weiterer Bemerkungen von

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