Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Besteigung Des Rum Doodle

Die Besteigung Des Rum Doodle

Titel: Die Besteigung Des Rum Doodle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. E. Bowman
Vom Netzwerk:
liebenswürdig von mir. Tatsächlich gebe es eine Kleinigkeit, die ich für ihn tun könne. Er wolle nämlich gern ein Anti-Quälgeist-Serum testen, ob es mir daher etwas ausmache, wenn er es an mir erprobe?
    Natürlich freute ich mich über seinen Stimmungsumschwung und ebenso über mein Glück, ihm behilflich sein zu können. Er holte seine Injektionsspritze hervor und gab mir eine große Dosis.
    Später sagte er mir, er sei mit dem Resultat sehr zufrieden gewesen. Die Wirkung war, dass ich sofort einschlief, und so endete das einzige von Mann zu Mann geführte Gespräch, das ich mit Prone hatte.
    *
    Am nächsten Morgen stand ich spät auf; aus irgendeinem Grund fühlte ich mich deutlich unter Normalform. In Constants Abwesenheit fiel mir die Aufgabe zu, die Träger zu organisieren, ohne dass ich ein Wort ihrer Sprache beherrschte. Glücklicherweise war die Ausrüstung schon verpackt, und so hatte ich nicht mehr zu tun, als die Träger einen nach dem anderen bei der Hand zu nehmen und zu ihren Lasten zu führen. Allerdings zeigte sich dabei, dass sie eigene Vorstellungen hatten, wer was tragen sollte, und so ging es recht turbulent zu. Zur Mittagszeit waren sie eben fertig damit, woraufhin sie natürlich alle zum Essen wieder auseinanderliefen. Nach dem Essen musste das Ganze wiederholt werden, und es wurde recht spät, bis wir endlich marschbereit waren.
    Nur mit Schwierigkeiten konnte ich Prone dazu überreden, die medizinische Ausrüstung aus der Hand zu geben. Schließlich übergab er sie mir aber doch, nachdem er alles entnommen hatte, was er eventuell selbst brauchen würde. Über die Frage, ob der Champagner – der natürlich Teil der medizinischen Ausrüstung war – auf den Col Süd gebracht werden sollte, hatten wir eine lange Diskussion. Wir schlossen einen Kompromiss, indem wir eine Kiste zurückließen; er brauche sie ganz besonders, sagte er, weil sich bei ihm gerade eine Anämie entwickle.
    Burley war außerstande, mir zu helfen, da er immer noch schlafsacklägrig war. Guter Kamerad, der er ist, erschien er aber, um mich zu verabschieden. Als er sah, dass ich die medizinische Ausrüstung mitführte, wurde er ganz unruhig; offenbar war ihm nicht klar gewesen, dass sie auf den Col Süd gebracht werden sollte.
    Nachdem ich Prone freundschaftlich Lebewohl gesagt hatte, machten wir uns auf den Weg und hatten erst wenige Schritte zurückgelegt, als Burley uns einholte. Er sehe mich, so sagte er, mit Unbehagen alleine losziehen, und da er sich plötzlich viel besser fühle, habe er sich entschlossen, mich zu begleiten. Auf dem Col werde er sich auch viel schneller akklimatisieren, erklärte er noch.
    Ich war von seiner Stärke ebenso beeindruckt wie von seiner Rücksichtnahme angetan. Es mag auf seine Freundlichkeit zurückzuführen sein, dass ich an jenem Morgen Heimweh bekam. Ich erzählte Burley von meiner Familie und meinen Freunden, und als wir rasteten, zeigte ich ihm ein paar Fotografien. Der liebe Kerl wurde ganz mürrisch, man hätte es beinahe unwirsch nennen können. Ich legte freundschaftlich eine Hand auf seine Schulter, und er schnaubte ein wenig. Dieses Schnauben sagte mir mehr als jedes Wort. Zu seinem Entschluss, mich zu begleiten, hatte er sich vermutlichaus Sehnsucht nach meiner Gesellschaft durchgerungen, und nun wollte er mir wohl etwas sagen, fand aber nicht die Worte. Also sagte ich freundlich zu ihm: »Gibt es irgendetwas, das Sie mir sagen wollen, alter Knabe?« Er sagte: »Seien Sie kein verflixter Narr«, und das sprach, so meine ich, Bände für den Gemütszustand des lieben Kerls.
    Der Rest des Tages brachte nur ein mühseliges Aufsteigen über die bereits in das steil ansteigende Eis gehackten Stufen. An den schwierigeren Stellen waren Fixseile angebracht worden, so dass wir kaum etwas anderes zu tun hatten, als in stetigem Tempo zu steigen. Wir mussten nur den Rhythmus einhalten, der beim Bergsteigen in großen Höhen so wichtig ist. Trotz ihrer schweren Lasten zeigten die Träger keinerlei Zeichen des Zurückfallens; sie hielten sich glänzend.
    Am späten Nachmittag schritten wir über den letzten, nur sanft ansteigenden Hang zur vorgeschobenen Basis. Zunächst waren keine Lebenszeichen zu erkennen, als wir jedoch näher kamen, hörten wir lautes Schnarchen aus allen vier Zelten. Das sagte uns, dass sich unsere Gefährten und ihre Träger von den Strapazen des Vortags erholten.
    Im Nu schlugen wir unsere Zelte auf, und Pong machte sich schon bald darauf an den Gaskochern

Weitere Kostenlose Bücher