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Die Besteigung Des Rum Doodle

Die Besteigung Des Rum Doodle

Titel: Die Besteigung Des Rum Doodle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. E. Bowman
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zu erinnern, und bat mich, nach Whartons Warpeln Ausschau zu halten.
    Und weiter ging es. Wir stiegen gut auf, wobei wir den ungestümen So Lo bremsten, der dazu neigte, den Berg im Sturmschritt anzugehen – ein Fehler, in den alle Anfänger leicht verfallen. Ein Anfänger ermüdet binnen einer Stunde, ein erfahrener Bergsteiger hält das gleiche stetige Tempo den ganzen Tag über durch.
    Höher und höher stiegen wir, und unsere Beine wurden von Schritt zu Schritt schwächer, unsere Atmung angestrengter. Inzwischen mussten wir recht oft anhalten, aber zunächst empfand ich das beinahe als Vergnügen, weil ich es musste, und nicht weil ich
glaubte
, es zu müssen. Die grandiose Landschaft rundum interessierte mich jetzt viel weniger. Mehr und mehr konzentrierte ich mich auf Constants Hosenboden, da er vor mir stieg. Ich kam zu der Überzeugung, nie im Leben einen derart schäbigen Hosenboden gesehen zu haben. Ich fand, Constant sollte sich schämen, einen derart schäbigen Hosenboden zu besitzen. Ich dachte, wie ganz anders doch Burleys Hosenboden war. Am Abend trug ich das dann als interessante Wirkung der großen Höhe in mein Tagebuch ein.
    Wir erreichten die Höhe von 27 000 Fuß in bemerkenswert guter Zeit und hielten nach Lager 1 Ausschau. Zu unserer Bestürzung konnten wir es nirgends sehen. Ich kontaktierte die anderen per Funk. Shute meldete sich. Ich beschrieb ihm, so gut ich das konnte, die von uns benutzte Strecke und unsere unmittelbare Umgebung. Er sagte, soweit er erkennen könne, müssten wir eigentlich im Lager 1 sein. Er riet mir, einen höher gelegenen Punkt aufzusuchen, von dem aus ich gute Rundumsicht hätte. Das war alles schön und gut,aber an dieser Stelle bestand der Grat aus einem Labyrinth höher gelegener Punkte; die Zelte konnten hinter jedem der Zacken und jeder der Felsnadeln versteckt sein, die es hier zu Hunderten gab. Wir erkundeten das Gelände und riefen laut. Wir pfiffen und jodelten. Wir ließen Papiertüten platzen. Alles ohne Ergebnis.
    Wir hatten uns gerade zum Überlegen hingehockt, als Constant einen erstickten Schrei hören ließ und nach unten zeigte.
    Unter uns stieg Schritt um Schritt auf den von uns gehauenen Stufen eine dunkle, grimmige Gestalt nach oben.
    Pong!
    Es war grauenhaft.
    Eilig hielten wir Kriegsrat. Pong war schwer beladen. Er schien die gesamte Küchenausrüstung und den größten Teil der Lebensmittel mit sich zu führen, die wir in der vorgeschobenen Basis zurückgelassen hatten. Es war gerade noch möglich, ihn vielleicht abzuschütteln. Wir würden die Suche nach Lager 1 aufgeben. Wir würden so schnell und so hoch wie möglich steigen und Lager 2 errichten, sobald wir nicht mehr weiterkonnten.
    Während wir uns besprachen, war Pong beängstigend nahe gekommen. Als wir aufbrachen, musste ich gegen eine ganz unmännliche Panik ankämpfen. Constant sagte, er habe nichts dergleichen empfunden, seitdem er an einem Feiertag in Broadstairs von einem Stier gejagt worden war.
    Wir gaben So Lo freie Hand beim Stufenhacken und taten unser Bestes, um mit ihm Schritt zu halten. Er schlug ein Wahnsinnstempo an. Ich bezweifele, dass je auf irgendeiner Höhe Stufen so schnell ins Eis gehauen worden sind. Es hatte geradezu etwas Unnatürliches. Das Bergsteigen in 27 000 Fuß Höhe soll bereits etwas beinahe Übermenschliches sein; hier aber hackte So Lo ohne Sauerstoff Stufenso schnell, dass wir, mit Sauerstoff, mit dem Steigen kaum hinterherkamen. Das war verrückt und bereitete mir Sorgen. Sorgen bereitete mir auch Constants Stier. Es schien mir außerordentlich unwahrscheinlich, dass ein Stier an einem Feiertag in Broadstairs frei herumlaufen konnte. Hielt mich Constant zum Narren? Außerdem schämte ich mich, weil ich an ihm zweifelte, und auch das trug zu meinen Sorgen bei.
    Trotz unserem flotten Tempo holte Pong weiter auf. Wir wurden schneller und schneller. Constant und mir wurde schwindlig, und mehrfach stürzten wir. Ich war von blauen Flecken übersät. Constant erging es noch schlimmer. Da er größer war, hatte er weiter zu fallen. Der Gipfel war erreicht, als er nach einem besonders schlimmen Sturz feststellen musste, dass es Pong war, der ihn wieder auf die Füße stellte. Er hatte uns eingeholt. Constant stieß einen Schrei des Entsetzens aus und brach besinnungslos zusammen. Ich brachte ihn wieder zu Bewusstsein, indem ich ihm auf den Kopf schlug, und fragte ihn, was wir tun sollten. Er sagte, da ich augenscheinlich nicht in einem Zustand sei,

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