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Die Besteigung Des Rum Doodle

Die Besteigung Des Rum Doodle

Titel: Die Besteigung Des Rum Doodle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. E. Bowman
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trugen uns so für den Rest des Tages.
    Auf 27 000 Fuß Höhe hielten wir nochmals nach Lager 1Ausschau. Wiederum konnten wir es trotz Anweisungen über Funk nicht finden. In unserer Verzweiflung entschlossen wir uns, zur vorgeschobenen Basis weiterzuwandern. Am späten Nachmittag trafen wir dort ein, so erschöpft, wie zwei Männer überhaupt nur sein können.
    Als Erstes mussten wir unsere Stiefel auftauen. Dazu stellten wir unsere Füße in einen Eimer mit geschmolzenem Schnee und siedeten dann das Ganze auf einem Druckkocher. Zum Glück waren Ersatzstiefel vorhanden. Anschließend meldeten wir uns per Funk kurz bei Lager 1 und gingen danach direkt schlafen; auf Essen und Trinken verzichteten wir.
    *
    Am nächsten Tag waren wir einigermaßen wiederhergestellt. Unter normalen Umständen hätten wir eine längere Ruhepause eingelegt. Da das aber bedeutet hätte, Pong noch weiter ausgeliefert zu sein, kam es überhaupt nicht in Frage. In der Nacht waren wir ins Versorgungszelt gekrochen und hatten in aller Eile ein paar Lebensmittel an uns gebracht. Damit gestärkt, konnten wir uns das Frühstück versagen und brachen kurz nach Sonnenaufgang zum Lager 1 auf. Diesmal unternahmen wir keinen Versuch, Pong zurückzulassen. Er hatte uns völlig demoralisiert, und es bedurfte sogar unseres vereinten Mutes, um eine Mahlzeit auszuschlagen.
    Die Nachricht, dass Shute, Jungle und Wish nach Lager 2 gestartet waren, war uns eine gewisse Ermunterung. Burley, der sich jetzt allein in Lager 1 befand, hatte unglücklicherweise den Zenit seiner Akklimatisierung überschritten; sein Zustand hatte sich am Vortag erneut verschlechtert. Er hielt es für ratsam, zurückzubleiben und sich zu erholen.
    Der Aufstieg dieses Tages war anstrengend, aber ohne besondere Vorkommnisse. Weder Constant noch ich konntenan diesem Tag mehr leisten, als verbissen hinter den Trägern her zu stapfen. Seit wir eine Höhe von mehr als 20 000 Fuß erreicht hatten, erwartete ich beständig jene Verbesserung ihrer Gemütslage, die Constant vorausgesagt hatte. Sie stellte sich nie ein. Bis zum Schluss blieben die Träger folgsam und arbeitseifrig, aber völlig unabhängig und unzugänglich. Constant konnte das überhaupt nicht verstehen, glaubte aber, dass sie vielleicht überhaupt keine Yogistani seien, sondern Rudistani, ein ganz anderer Volkstyp. Wieder daheim, so sagte er, werde er in den Notizen zu seinem Fernkursus nachlesen.
    Bei 27 000 Fuß stellten wir unsere übliche Suche mit dem üblichen Resultat an. Bis zum heutigen Tage bin ich völlig außerstande zu erklären, warum es uns wiederholt misslang, Lager 1 zu orten.
    So müde wir waren, blieb uns doch nichts anderes übrig, als zum Lager 2 weiterzuklettern. Es war ein Jammer, Burley allein im Lager 1 zurücklassen zu müssen, doch tröstete ich mich mit dem Gedanken, dass sich bald schon die Last Pong auf fünf Mann verteilen würde. Unser vereinter Scharfsinn würde vielleicht eine Methode ersinnen, wie mit ihr umzugehen war.
    So ging es wieder vorwärts und aufwärts. Wir benutzten die Stufen, die wir zwei Tage zuvor ins Eis gehackt hatten. Schnell stiegen wir auf, und Lager 2 wurde ohne weiteren Zwischenfall erreicht.
    *
    Constant und mir war es so lange elend ergangen, dass wir beinahe überrascht waren, im Lager 2 auf glückliche Menschen zu stoßen. Als wir näher kamen, scholl uns die Melodie von »Roll out the Barrel« wie das Hosianna der Seligen entgegen.
    Wir wurden mit offenen Armen und mit fröhlichem Schulterklopfen begrüßt. Wir erhielten Boxhiebe und Schläge. Unser Haar wurde zerzaust. Man stellte uns ein Bein und setzte sich auf uns. Uns wurde Schnee in den Kragen geschoben. Man band uns die Schnürsenkel zusammen, so dass wir hinfielen.
    Seit dem Zwischenfall in der Gletscherspalte hatte ich meine Gefährten nicht so übermütig gesehen. Ich fragte mich, was wohl die Ursache dafür sein mochte.
    Dann erblickten sie Pong.
    Nie habe ich eine Stimmung so schnell umschlagen sehen. Wie eine biblische Plage senkte sich die düsterste Depression auf uns herab. Die drei, die kurz zuvor kreuzfidel gewesen waren, verfielen in die Melancholie alter Männer. Finster blickten sie einander an und stießen Verwünschungen aus. Sie rangen die Hände und wackelten fortwährend mit dem Kopf. Sie murrten. Sie schlichen in ihre Zelte und verkrochen sich in die Ecken, wo sie an den Nägeln kauten und wirres Zeug faselten. Wenn sie sich unbeobachtet glaubten, weinten sie.
    Nach meiner langen Tortur

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