Die Besteigung Des Rum Doodle
befinde sich in der unseligen Lage, gleichsam eine Expedition ohne Heimatbasis und ein Vogel ohne Nest zu sein. Während seiner einsamen Wanderungen tröste er sein einsames Herz mit Träumen davon, wie er einmal doch ans Ziel seiner Wünsche gelangen werde. Gern erfreue er sich an dem Gedanken, dass eines Tages jenseits eines fernen Hügelabhangs seine Seele ihre Heimat finden werde; in einem kleinen, aber solide gebauten Häuschen mit modernen Sanitäranlagen werde er die Seelengefährtin entdecken, die dort treu und brav auf ihren Geliebten wartete, von dem sie all die Jahre der Einsamkeit hindurch geträumt hatte. Seine Wanderungen, so sagte er, gingen alle irgendwo
hin
, nur das Ziel kenne er nicht. Das sei der Grund, weshalb er sich gelegentlich verlaufe.
Ich sagte, dass sein Vertrauen mich zutiefst rühre. Ich wisse sehr wohl, was er empfinde, da ich in jungen Jahren selbst ein Wandervogel gewesen sei. Ich fragte Jungle, ob er nie eine junge Dame gefunden habe, die seinem Geschmack entsprach. Er sagte, er habe eine ganze Reihe gefunden, tatsächlich finde er sie am laufenden Band. Leider verliere er sie aber genauso schnell, wie er sie finde. Er habe die Gewohnheit, an Samstagnachmittagen Exkursionen mit ihnen zu unternehmen, und dabei kamen sie ihm mit schöner Regelmäßigkeit abhanden. Auf den South Downs hatte er drei nacheinander verloren. Im ersten Fall waren sie vom Nebel überrascht worden, und Jungle hatte seine Dame angewiesen, sich nicht vom Fleck zu rühren, während er Hilfe holte.Er war in nördliche Richtung gegangen, bis er an ein Bauernhaus kam, und ging daraufhin mit einem Suchtrupp geradewegs nach Süden zurück. Das dumme Mädchen musste sich aber bewegt haben, denn sie konnten sie nicht finden. Ich fragte ihn, ob sie wohlbehalten nach Hause zurückgekehrt sei. Er sagte, er habe nicht nachgefragt; ein Mädchen, das sich trotz anderslautender Anweisungen im Nebel von der Stelle bewege, lohne der Nachfrage kaum. Die nächste Dame verschwand, während Jungle seine Kompasse zentrierte. Die dritte ärgerte sich, weil Jungle sie versehentlich im Kreis geführt hatte, und ließ ihn einfach stehen. Mehrere waren ihm in der U-Bahn verloren gegangen, zwei oder drei im Waterloo-Bahnhof und eine ganze Menge im Labyrinth von Hampton Court.
Ich gab ihm den freundschaftlichen Rat, beim nächsten Mal, wenn er eine junge Dame gefunden hatte, das Mädchen festzuhalten und auf das Wandern zu verzichten. Er sagte, dazu habe er sich schon oft entschlossen, aber anscheinend liege das nicht in seiner Natur. Er sei, so sagte er, ein Opfer des Schicksals. Es sei ihm bestimmt, sein Herzensglück zu finden und wieder zu verlieren und für immer einsam und ohne Zuhause über den Erdball zu wandern.
Ich sagte ihm, das sei der Stoff, aus dem Tragödien seien. Es sei so poetisch, dass es wahr sein müsse. Ich riet ihm dringend, sich als einen zu edlen und höchsten Zwecken Auserwählten zu begreifen, seine schwächlichen Wünsche hinter sich zu lassen und seine Berufung zu akzeptieren.
Er dankte mir und sagte, er werde versuchen zu tun, was ich vorgeschlagen hatte. Er sagte, für ihn sei es der einzige Trost auf dieser Welt, dass ihm, der er selbst ein ziellos Umherirrender sei, gelegentlich das Privileg zukomme, andere zu führen.
Gerade in diesem Moment brachte Pong das Mittagessen,und in aller Eile brach Jungle mit seinem Träger nach Lager 1 auf.
Allein gelassen bemühte ich mich, über Führungsverantwortung zu meditieren. Meine Konzentrationsfähigkeit war jedoch so geschwächt, dass ich lediglich an Aprikosenmarmelade zu denken vermochte. Lager 1 befand sich außerhalb der Funkreichweite, doch unterhielt ich mich am Abend mit Wish, der Lager 4 in 33 000 Fuß Höhe errichtet hatte. Das war nun wirklich eine gute Neuigkeit. Sie munterte mich derart auf, dass ich ohne die geringste Anstrengung an Pflaumenmus und Aprikosenmarmelade zu denken vermochte. Ich fragte Wish, ob er gerne Pflaumenmus esse. Ich glaube, er hielt mich für etwas wirr im Kopf.
* Dies entsprach nicht der Wahrheit.
11
Noch höher
A m nächsten Morgen war ich ausgeruht genug, um zu Lager 4 aufzubrechen, das knapp unterhalb des Horizonts zu erkennen war, ein einzelner schwarzer Punkt in der weißen Wildnis. Ich befand mich nun an der Bergwand selbst, wo das Terrain steiler war als auf dem Grat, dazu wehte ein eisiger Wind.
Ich bewegte mich langsam. Meine Knie zitterten, meine Füße drehten sich auf zehn nach zehn, und mehrfach fiel ich
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