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Die Besteigung Des Rum Doodle

Die Besteigung Des Rum Doodle

Titel: Die Besteigung Des Rum Doodle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. E. Bowman
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Constant sagte, auch er werde das nicht so schnell vergessen.
    Constant nahm Lo Too mit sich, mir verblieben So Lo und Pong. Da ich meine geistigen Kräfte schonen wollte, ließ ich So Lo die Führung übernehmen und hielt nach Höhenhalluzinationen und Warpeln Ausschau. Mehrmals glaubte ich, einen Warpel zu sehen, doch erwies er sich stets als Halluzination. Mehrmals glaubte ich, eine Halluzination zu sehen, doch erwies sie sich stets als Fleck auf meiner Schneebrille. Einmal glaubte ich, einen Fleck auf meiner Schneebrille zu sehen, doch erwies er sich als Warpel, der sich als Halluzination erwies. Um meine Magenschmerzen unter Kontrolle zu halten, hatte ich nur wenig gefrühstückt und war von Hunger geschwächt. Ich ernährte mich von Magentabletten, von denen ich Kopfschmerzen bekam. Durch Zufall entdeckte ich, dass es meine Magenschmerzen linderte, wenn ich die Gletschercreme von meinem Gesichtableckte. Unglücklicherweise bekam ich davon Sonnenbrand, und meine Zunge fror ein. Als ich meine Zunge in die Mundhöhle zurückzog, um sie aufzutauen, bekam ich Zahnschmerzen. Ich war außerdem besorgt darüber, dass mein Traum größtenteils wahr geworden war. Genau wie im Traum vorhergesehen, hatten sich meine vier Gefährten in alle Richtungen zerstreut, was mir unheimlich erschien.
    Das alles störte den Rhythmus, der für das Bergsteigen in großen Höhen unerlässlich ist. Ich beschloss, alles andere zu vergessen und mich auf den Rhythmus zu konzentrieren. Ich dachte mir einen kleinen Vers aus, um den Schritt zu halten:
    König und auch Königin
Zieht’s zu süßen Bohnen hin,
Auf dem Rum Doodle dreimal täglich
Isst auch der Narr sie, weil verträglich. *
    Er ging mir den ganzen Tag nicht mehr aus dem Kopf und irritierte mich derart, dass er meine Sorgen nur noch vermehrte. Allmählich fürchtete ich, die Kontrolle über mein Schicksal zu verlieren.
    Zum Glück erreichten wir Lager 3, ehe es so weit kam. Noch immer Herr über mein Schicksal, begrüßte ich Wish und Jungle, die einen Ruhetag einlegten. In Erwartung der Wiederbegegnung mit Pong hatten sie bereits zu Mittag gegessen und es im Übrigen verstanden, ihre Vorräte seinem Zugriff zu entziehen. Ich aß allein zu Abend, Dörrfleisch und Linsen.
    Ich war völlig erschöpft, aber doch glücklich bei dem Gedanken, Pong nun bald los zu sein. Doch irgendwie kamalles ganz anders. Entsprechend der Anti-Pong-Strategie, die, wie Wish sagte, in Lager 2 so gut funktioniert hatte, entschied Wish, dass einer von uns am Morgen aufbrechen sollte; Pong würde bei der Mehrheit von zwei Mann bleiben. Später würde einer der beiden losziehen, so dass Pong mit dem letzten Mann im Lager verbliebe. Da ich Ruhe benötigte, müsste ich dieser letzte Mann sein.
    Wish erklärte das sehr freundlich. Er sagte, ich hätte sein tiefstes Mitgefühl. Er sagte, wenn überhaupt, dann schmerze ihn das noch mehr als mich. Er sagte, nur das strengste Pflichtgefühl habe ihn daran gehindert, gegen alle meine eventuellen Einwände Pong selbst mit sich zu nehmen. Er sagte, dass er nie zuvor den Konflikt zwischen persönlichen Wünschen und dem Wohlergehen der Expedition derart empfunden habe. Er sagte, dass ich gewiss Verständnis haben werde.
    Ich sagte, dass dies tatsächlich der Fall sei und dass ich seinen Schmerz so lebhaft empfinde wie er selbst. Ich bat ihn, sich tapfer zu halten und das Gefühl erfüllter Pflicht als Lohn zu betrachten. Er dankte mir und sagte, er werde meine Worte nicht vergessen. Im Gefühl tiefer Demut wünschte ich ihm eine gute Nacht und ging zu meinem einsamen Zelt.
    *
    So brach am nächsten Morgen Wish in Begleitung eines Trägers als Erster auf, um den Versuch zu machen, Lager 4 zu errichten. Jungle sagte, sein Zustand habe sich dermaßen verschlechtert, dass er, koste es, was es wolle, zum Lager 1 absteigen müsse, um wieder zu Kräften zu kommen. Während er darauf wartete, dass es wärmer wurde, suchte ich nach einer Möglichkeit, ihn dazu zu bewegen, mir ein wenig von sich zu erzählen. Schließlich gelang es mir, auf taktvolle Weise zum Ausdruck zu bringen, dass er, soweit ich wisse,keine Braut habe. Er sagte, das sei in der Tat so, und ich erwiderte, dass ein Mann mit seiner Wanderlust sich gewiss nicht so leicht an ein Heim binden möge. Er überraschte mich mit der Bemerkung, dass er sich im Gegenteil zutiefst nach einem Heim und einer Liebsten sehne. Er erinnerte mich daran, dass jeder Vogel sein Nest und jede Expedition ihre Heimatbasis habe. Er

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