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Die Besteigung Des Rum Doodle

Die Besteigung Des Rum Doodle

Titel: Die Besteigung Des Rum Doodle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. E. Bowman
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bereithielten, ihn wenn nötig unter Einsatz unseres Lebens gegen einen erneuten Angriff zu verteidigen.
    Es dauerte zwei Stunden, bis der Suchtrupp zurückkehrte.Jungle wurde von einem kleinen, aber stämmigen Träger auf dem Rücken getragen. Pong blieb ruhig, und wir gingen in Frieden in unser Zelt zurück.
    Trotz meiner Müdigkeit sah ich es als meine Pflicht an, mich über alles unterrichten zu lassen, was seit unserem letzten Beisammensein vor fünf Tagen in der vorgeschobenen Basis geschehen war. So erfuhr ich, dass Wish in den zwei Tagen seines Aufenthalts in Lager 1 dreizehn Zentner Eis geschmolzen und seine Thermometer neu kalibriert hatte. Shute hatte 500 Meter Film aufgenommen, und wäre nicht versehentlich der Deckel von seinem als Dunkelkammer benutzten Kasten heruntergeschlagen worden, wodurch der Inhalt dem Tageslicht ausgesetzt wurde, hätte er gewiss einige sehr schöne Sequenzen zustande gebracht. Jungle hatte seine Kompasse in größerer Höhe zentriert, als das je zuvor ein Mensch getan hatte. Alle Kompasse, die das überlebten, wurden von ihm für »zuverlässig mit gewissen Einschränkungen« erklärt, wobei er die Einschränkungen allerdings nicht näher anzugeben vermochte.
    Wir riefen Burley über Funk an und erfuhren, dass er noch Kräfte sammle und es gegenwärtig nicht für ratsam hielt, Lager 1 zu verlassen.
    Schließlich fragte ich noch, ob irgendjemand über ungewöhnliche Erfahrungen zu berichten habe. Die Antworten waren hochinteressant. Sowohl Wish als auch Shute hatten Höhenhalluzinationen erlebt. Wish hatte Differentialgleichungen, Reagenzgläser und Wimshurstmaschinen gesehen, während Jungle durch die Fata Morgana einer Camera obscura erschreckt worden war. Jungle tendierte dazu, sich zu verirren, wenn er nicht bei anderen angeseilt war. Er war außerdem fest davon überzeugt, von einem Prüden verfolgt zu werden. Auf die Frage, was ein Prüder sei, reagierte er verwirrt. Wish sagte: »Na prima, Wandervogel«, als obJungle irgendwie für den Prüden verantwortlich sei, und alle fingen an zu lachen. Ich muss schon sagen, dass mir die Pointe, wenn es denn eine gab, entging; vermutlich litten sie unter Höhenhysterie.
    Wir legten uns als glückliche und geeinte Mannschaft zur Ruhe, und trotz des von Pong zubereiteten Abendessens verbrachte ich eine durchaus angenehme Nacht.
    *
    Am nächsten Morgen waren wir in aller Frühe auf den Beinen. Jungle und Wish brachen ohne Frühstück auf; sie wollten rasten und essen, sobald sie nicht mehr in Sichtweite von Pong wären. Sie nahmen alle schmackhaften Lebensmittel mit und ließen uns nur Linsen und Dörrfleisch, die wir als die Pong-resistentesten Vorräte erachteten, weil sie von Natur aus unappetitlich sind. Kurz darauf verabschiedete sich Shute mit seinem Träger und ließ Constant und mich mit So Lo, Lo Too und Pong zurück. Wir krochen wieder in unsere Schlafsäcke und blieben den ganzen Tag dort, ernährten uns von kalten Speisen und versteckten die Abfälle. Am frühen Abend funkte Shute, dass er wohlbehalten bei Burley in Lager 1 angekommen sei. Burley, so sagte er, habe sich vollauf erholt und halte sich für reklimatisiert. Er leide jedoch unter Schlafsack-Trägheit und fühle sich deshalb außerstande, zum gegenwärtigen Zeitpunkt aufzubrechen.
    Kurz darauf meldete sich Wish. Er und Jungle hätten einen harten Tag gehabt, inzwischen jedoch den Punkt erreicht, an dem der Grat, auf dem wir kletterten, in die Steilwand überging, und hatten Lager 3 in 31 000 Fuß Höhe errichtet. An den schwierigen Stellen hatten sie Fixseile hinterlassen. Ihm waren noch einige Differentialgleichungen sowie zwei Filtertrichter erschienen, und er hatte drei Replikengehört. Jungle hatte eine Tendenz zum Rückwärtsgehen entwickelt.
    *
    Am nächsten Morgen standen wir früh auf. Unser geheimer Lebensmittelvorrat war aufgezehrt, und so sahen wir uns gezwungen, Linsen und Dörrfleisch zu frühstücken, die Pong zubereitet hatte. Constant nahm einen Löffel voll und erbleichte. »Tut mir leid, alter Junge«, sagte er. »Ich ertrag das einfach nicht. Ich muss runter ins Lager 1.«
    Die Nachricht war betrüblich, kam aber nicht überraschend. Wir trennten uns mit Bedauern, hatten wir doch so manches gemeinsam durchgestanden. Die mannhafte Art, so sagte ich Constant, mit der er sein Leid ertragen habe, sei mir eine ständige Inspiration gewesen. Die Erinnerung an die sechs Tage, die wir gemeinsam verbracht hatten, werde mir im Gedächtnis bleiben.

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