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Die Besteigung Des Rum Doodle

Die Besteigung Des Rum Doodle

Titel: Die Besteigung Des Rum Doodle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. E. Bowman
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vermuten, dass Schottland gar nicht existiere: dass es erfunden worden sei, um mich zum Narren zu halten. All die Bücher, die ich gelesen hatte, all die Geschichten über sparsame Schotten, Shakespeares Macbeth, Robert Burns, all die Lieder über Loch Lomond und Bonnie Charlie – das alles war Teil der Verschwörung. Die Leute aus dem Norden, die vorgaben, ausSchottland zu stammen, waren Teil der Verschwörung, ihr Dialekt war eigens für diesen Zweck erfunden worden. Ich war beinahe überzeugt, in Berwick-upon-Tweed von Tausenden von Spaßvögeln ausgelacht zu werden, deren ganzes Leben dem Ziel geweiht war, dieses eine lächerliche Ereignis herbeizuführen. Ich wurde derart verstört, dass ich die Reise nicht auf dem Fahrrad fortsetzen konnte. Wenn ich die Reise mit dem Zug fortsetzte, dachte ich mir, ließe sich die Bloßstellung vermeiden, denn wenn Schottland tatsächlich nicht existierte, würde die Eisenbahngesellschaft davon wissen und keine Fahrkarten dorthin verkaufen. Als ich aber an den Schalter kam, wurde mir klar, dass es keine Rolle spielte, ob ich eine Fahrkarte kaufen oder radfahrend über die Grenze zu gelangen versuchte, in jedem Fall stand ich blöd da. Wenn es tatsächlich eine solche Verschwörung gab, dann war die Eisenbahngesellschaft daran beteiligt und würde an jedem Schalter falsche Fahrkarten bereithalten für den Fall, dass ich vorbeikam. Aber es war zu spät, umzukehren. Also kaufte ich ein Billett nach Berwick und war mir beinahe sicher, dass der Mann hinterm Schalter mich enttäuscht ansah. Im Zug stellte ich dann bei meinen Mitreisenden und bei den Schaffnern diskrete Nachforschungen an. Außerdem inspizierte ich die Kofferanhänger im Gepäckwagen und kam zu dem Schluss: Wenn das alles zur Verschwörung gehört, dann ist sie bemerkenswert gründlich organisiert worden. Ich entschied, dass Schottland ein kalkulierbares Risiko war, auf das man sich einlassen konnte. In Berwick verließ ich den Zug und fuhr mit dem Fahrrad über die Grenze.
    Wish sagte, das sei genau die Sorte Erfahrung, wie er sie mit Bräuten gemacht habe. Leider habe er keine so leichte Lösung gefunden wie ich. Kurz nach dem Erlebnis im Entropischen Eichhörnchen sei er einer jungen Person begegnet, die genau von jener Art war, wie er sie gerne zur Brautgehabt hätte, würde er es über sich gebracht haben, an Bräute zu glauben. Seine Gefühle seien derart heftig gewesen, dass er sich entschloss, eine Bloßstellung zu riskieren, indem er um ihre Hand anhielt. Zu seiner großen Freude sagte sie ja.
    Das hatte sich unmittelbar vor unserer Abreise aus England ereignet. Für wenige Tage war Wish der glücklichste Bergsteiger der Welt gewesen. Sein Kindheitstraum war Wirklichkeit geworden. Beinahe hätte er an den Weihnachtsmann geglaubt.
    Dann kamen ihm Zweifel. War es wirklich
wahr
?
Konnte
es wahr sein? War vielleicht seine Braut an der Verschwö-rung beteiligt? Würde er bei unserer Rückkehr dem Hohn und Spott des ganzen Landes ausgeliefert sein?
    Seitdem wurde er zwischen Liebe und Furcht hin und her gerissen; er hatte keine ruhige Minute mehr. Unmöglich, so sagte er, könne sich irgendjemand die Qualen vorstellen, die er durchlitten hatte.
    Er gab ein erschütterndes Stöhnen von sich. Der arme Kerl! Ich suchte ihn davon zu überzeugen, dass seine Ängste eingebildet seien, aber was konnte ich gegen seinen lebenslangen Skeptizismus ausrichten? Ich sagte ihm, ich würde nicht wieder froh, bis ich ihm seinen Seelenfrieden wiedergegeben hätte. Ich flehte ihn an, mich seine Gedanken teilen, ihm bei seinem seelischen Ringen helfen zu lassen. Er war von ergreifender Dankbarkeit, wollte aber nichts davon hören. Ich trüge, so sagte er, bereits genug Verantwortung. Er müsse seine Last tragen, so gut es ginge, und bei unserer Rückkehr nach England den Dingen mannhaft ins Auge sehen. Er dankte mir für mein offenes Ohr, sagte aber dann, es werde leichter für ihn sein, wenn wir das Thema nicht wieder ansprächen. Das versprach ich ihm, wenn auch mit einem Kloß im Hals, und mir selbst gelobte ich, in Zukunft weniger an meine eigenen Sorgen zu denken.

12
Nicht hoch genug
    D er folgende Tag begann mit Wishs Aufbruch zum Lager 3. Nach seinem Abmarsch lag ich in meinem Schlafsack und dachte über seine unglückliche Geschichte nach. Wie seltsam es doch war, dass alle meine Gefährten – Shute möglicherweise ausgenommen, mit dem ich noch keine Gelegenheit gehabt hatte, darüber zu reden – so unerwartete und

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