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Die bestellte Braut

Die bestellte Braut

Titel: Die bestellte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Staub
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knurrte: „Was wollen Sie mit diesen wahrscheinlich selbst hingeschmierten Wischen schon beweisen? Dass Sie, wie die meisten Ihrer Sorte, nicht mal die Regeln der Rechtschreibung beherrschen?“
    Doch noch bevor Miss O'Brian endgültig die Beherrschung verlieren konnte, schaltete sich Mr. Sullivan ein.
    „Luke, ich verbitte mir diese Frechheiten unserem Gast gegenüber!“ Seine feste Stimme und der Tonfall ließen erahnen, dass er absoluten Gehorsam erwartete und Luke wich schweigend zwei Schritte zurück. Ganz offensichtlich aber nur widerwillig. Anscheinend hätte er noch einiges mehr zu Miss O'Brian zu sagen gehabt.
    Mr. Sullivan indes faltete die Unterlagen wieder zusammen und reichte sie an Steffiney zurück. „Nun Miss O'Brian, diese Dokumente scheinen in der Tat echt zu sein und Sie sehen mir auch nicht wie eine Heiratsschwindlerin aus. Hätten Sie wirklich vor, sich mein Wohlwollen zu erschleichen, würden Sie meinen ältesten Sohn wohl kaum mit dem Titel eines hinterwäldlerischen Ochsentreibers bedacht haben.“
    Das Zwinkern in den Augen des älteren Herren war das einzige Zeichen dafür, dass er Steffiney diese Beleidigung seines Erstgeborenen nicht übel nahm. Ganz im Gegenteil anscheinend.
    „Trotzdem kann ich mir nicht erklären, was passiert ist. Ich habe weder in Boston noch sonst wo eine Heiratsannonce aufgegeben. Ich habe mich seit dem Tod meiner Frau vor acht Jahren nie mit Heiratsgedanken getragen und tue es auch jetzt nicht. Es tut mir wirklich leid, dass Sie die weite Reise von der Ostküste hierher auf sich genommen haben, aber ich fürchte, Sie enttäuschen zu müssen, was Ihre Heiratswünsche angeht.“
    Mit einem Mal schien jegliche Kampflust von Steffiney O'Brian zu weichen. Mit einer Hand vor den Augen ließ sie sich langsam wieder auf ihren Sessel sinken.
    Wenn Charles Sullivan nicht den geringsten Wunsch verspürte sie zu heiraten, dann hatte sie ihre gesamte Existenz dafür geopfert, mutterseelenallein in einer fremden Stadt im Westen zu stranden. Sie hatte nicht einmal mehr genug Geld in der Tasche, um sich eine weitere Nacht im Green Hotel leisten zu können.
    Es dauerte einige Augenblicke, bis Steffiney ihre Selbstbeherrschung wiedergewonnen hatte, doch dann erhob sie sich langsam wieder und streckte Mr. Sullivan die Hand entgegen. „Ich danke Ihnen für Ihre freundlichen Worte, Mr. Sullivan. Mr. Smith muss anscheinend ein schwerwiegender Fehler unterlaufen sein. Ich fürchte...“ Steffiney war sich selbst nicht ganz sicher, ob sie erst die aufsteigenden Tränen oder ihren Stolz herunterschlucken musste, bevor sie weitersprechen konnte. „Ich fürchte, ich muss Sie bemühen, mich in die Stadt zurück zu bringen. Der Kutscher aus dem Mietstall hat sich vorhin sofort auf den Weg zurück gemacht.“
    Mr. Sullivan ergriff ihre Hand bereitwillig, ließ sie allerdings nicht nach einem kurzen Händedruck los. „Einer meiner Söhne wird Sie natürlich mit Vergnügen in die Stadt zurück bringen.“
    Charlie, der sich anscheinend sofort freiwillig für diese Aufgabe zur Verfügung stellen wollte, wurde durch einen scharfen Blick seines Vaters Einhalt geboten, denn der schien mit seiner Verabschiedung noch nicht ganz am Ende zu sein.
    „Miss O'Brian, ich möchte nicht indiskret erscheinen, aber sagten Sie nicht soeben, dass Ihre gesamten Ersparnisse in die Reise hierher geflossen sind?“ Er versuchte den gesenkten Blick der jungen Frau mit dem seinen einzufangen, doch hatte keinen Erfolg. Die gewachsten Holzdielen erschienen seinem Gast momentan anscheinend um einiges interessanter. Lediglich ihre roten Ohren zeugten davon, dass Mr. Sullivan mit seiner Vermutung ins Schwarze getroffen hatte.
    „Warum sind Sie heute nicht mein Gast und Charlie kann morgen in die Stadt fahren und nach Boston telegrafieren, um das Missverständnis aufzuklären. Ich bin sicher, die Agentur erstattet Ihnen Ihre Auslagen zurück. Der Fehler lag ja ganz eindeutig nicht auf Ihrer Seite.“
    Bei dem Angebot die Nacht auf der Black Creek Ranch zu verbringen, war Miss O'Brians Kopf augenblicklich in die Höhe geschossen und so etwas wie Erleichterung hatte sich auf ihrem Gesicht breit gemacht. Doch nach einem kurzen Seitenblick auf Luke, der die ganze Szene mit offenem Missfallen beobachtete, schüttelte sie den Kopf.
    „Das ist wirklich sehr freundlich, Mr. Sullivan, doch Sie sind mir nichts schuldig. Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, ihre Gutmütigkeit auszunutzen. Darüber hinaus bin ich hier ganz

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