Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die bestellte Braut

Die bestellte Braut

Titel: Die bestellte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Staub
Vom Netzwerk:
Lediglich Harriet blieb im Klassenraum und bestand darauf ihren Verlobten und Miss Finney bis zur Kutsche der Sullivans zu begleiten. Ein Umstand, der ihrem Zukünftigen nicht zu gefallen schien. Mit der Bitte sein Gesangbuch in die Kirche zu tragen, schaffte er sich die neugierige Harriet schließlich vom Hals.
    „Brinkley scheint ja gestern einen regelrechten Überfall auf Sie verübt zu haben, wie ich hörte“, sagte er, während Finney ihre Bibel zusammenpackte und die Tafel abwischte. Sie lächelte ihm über die Schulter zu. „Ja, ich habe mich auch gewehrt so gut es ging, aber als er an meine Pflicht als guter Christenmensch appellierte, war es einfach zu viel. Darauf fiel mir kein Gegenargument mehr ein“, entgegnete sie mit einem verschmitzten Blick. Luke nahm ihr die Bibel ab und gemeinsam verließen sie das Schulhaus.
    „Und ich dachte schon, dass er sie mit seinem Charme überrumpelt hat.“ Ungewollt klang Luke etwas bissig, aber Steffiney lachte nur laut auf. „Ich hab an ihm nichts Charmantes finden können.“ Gleich darauf wurde sie etwas rot. „Ich meine, er ist sicher ein guter Pfarrer. Und sehr bemüht all seine Schäfchen zur Gemeindearbeit anzuhalten...“, stammelte sie, aber ihr offener Kommentar hatte Lukes gute Laune wieder zur Gänze hergestellt. „Ja, denn umso weniger muss er selbst tun.“
    Finney schaute ihn erst etwas entsetzt an, dann fingen sie beide lauthals an zu lachen.
    Auf der Fahrt zur Ranch gab die junge Frau dann die Geschichte von der Flasche Wein zum Besten und amüsierte die Sullivan-Männer damit über die Maßen.
     
    *Die Bibel, Psalm 23, Luther-Übersetzung
     

Finney, können Sie mich hören?
     
    Die nächsten Wochen vergingen recht ruhig in Green Hollow und Trudi McAbberty stellte zu ihrer großen Befriedigung fest, dass Miss Finney nicht mehr so oft wie am Anfang zu der kleinen Bank ging, um sich sagen zu lassen, wie viel Geld sie schon für ihre Rückreise angespart hatte. Die alte Dame hegte den nicht ganz unbegründeten Verdacht, dass diese Nachlässigkeit mit den häufigen Besuchen von Luke Sullivan in Green Hollow zusammenhing.
    Ganz zufällig liefen die beiden sich wenigstens zwei Mal die Woche in Plockton's Warehouse oder sonst wo über den Weg. Es schien, dass auf der Black Creek Ranch in letzter Zeit übermäßig viele Haushalts- und Farmgeräte kaputt gingen und nur Luke in der Lage war für Ersatz zu sorgen. Was immer damit endete, dass der älteste Sullivan am Kaffeetisch der McAbbertys saß und Finney Komplimente für ihre gelungenen Kuchen und Plätzchen machte.
    Steffiney hatte eine gewisse Zeit lang gar nicht bemerkt, dass ihr immer gerade dann einfiel, dass sie noch dieses oder jenes zum Kuchenbacken von Plockton's brauchte, wenn Lukes fuchsbrauner Hengst vor dem Laden stand. Nach einigen wirklich übermäßig offensichtlichen Sticheleien von Mrs. Trudi hatte allerdings auch sie einsehen müssen, dass sie Lukes Gesellschaft und die Gespräche mit ihm über die Maßen genoss. Diese Erkenntnis hatte ihr einen ziemlichen Schreck eingejagt. Eigentlich hatte sie seit der Sache mit Bobby gedacht, dass sie diese unselige Gefühlsduselei hinter sich gelassen hatte und nun schien sie doch wieder auf dem besten Weg zu sein sich zu verlieben.
    Hätte Miss O'Brian der Wahrheit ins Auge gesehen, dann hätte sie zugeben müssen, dass sie nicht auf dem besten Weg war, sondern bereits mittendrin im Verlieben. Vielleicht sogar etwas darüber hinaus. Aber die Enttäuschung mit Bobby hatte sie glauben gemacht, dass Aufmerksamkeiten von Männern nie so ernst zu nehmen waren, wie man es selbst gern gehabt hätte. Und auch wenn es ihr widerstrebte Bobby und Luke über einen Kamm zu scheren, so redete sie sich ziemlich erfolgreich ein, dass es alles nur Freundlichkeit und Höflichkeit von Lukes Seite war. Trotzdem konnte sie nichts dagegen tun, dass sich auf ihrem Gesicht ein strahlendes Lächeln ausbreitete oder sie etwas fahrig wurde, sobald der besagte Herr in Sichtweite kam.
    Aber erst die Nachricht, dass Mary-Sue Sutter für einen Besuch in ihre alte Heimatstadt zurückkehren sollte, versetzte Miss Finneys strahlender Laune einen wirklichen Dämpfer. Noch zu gut erinnerte sie sich an die Geschichte, die Josh über die junge Frau erzählt hatte. Luke hatte für die Dame wohl wirklich nur freundschaftliche Gefühle gehabt, aber dass Miss Sutter in Bezug auf ihn andere Pläne gehegt haben musste, war allen Bürgern von Green Hollow bekannt. Aber nicht alle

Weitere Kostenlose Bücher