Die bestellte Braut
weilte draußen auf der Prärie bei einer Wöchnerin. Ob Miss O'Brian sich denn vorstellen könnte, ausnahmsweise natürlich nur, den morgigen Unterricht zu übernehmen.
Die junge Frau war von diesem Anliegen wie erwartet ziemlich überrumpelt und hielt dagegen, dass sie noch nie Unterricht gegeben hätte und der Reverend, bei allem Respekt, ja sehr spät mit seiner Bitte dran war.
Er entschuldigte sich denn auch gleich ziemlich unterwürfig und versuchte Miss Finney weiter mit ein paar Komplimenten zu ködern, die die junge Frau völlig kalt ließen. Auch Mrs. McAbberty, die vorgab mit Näharbeiten beschäftigt zu sein und nichts zu hören, konnte sich über diesen Überfall nur wundern. Aber das Reverend Brinkley weder sich selbst noch seine Arbeit im Griff hatte, war in Green Hollow ja kein Geheimnis. Die alte Dame hoffte nur, dass hinter seinem kurzfristigen Anliegen nicht mehr steckte, als man auf den ersten Blick sah.
Steffiney wehrte sich so gut sie konnte mit Händen und Füßen gegen dieses Anliegen, da sie nicht die geringste Ahnung hatte, wie sie innerhalb von acht Stunden einen Unterricht für etwa 15 Kinder von drei bis dreizehn Jahren vorbereiten sollte, musste sich aber geschlagen geben, als John Brinkley begann an ihre Christenpflicht und ihr Verantwortungsbewusstsein zu appellieren.
Und so kam es, dass die Sullivan-Männer auf das Klaviervorspiel in der Kirche verzichten mussten und ein leicht besorgt aussehender Luke bei Trudi McAbberty nachfragte, ob Miss Finney denn krank sei.
Die erzählte ihm auch gleich bereitwillig und mit einem spitzen Unterton von Reverend Brinkley gestrigen Auftritt im Arzthaus. Die Tatsache, dass Reverend Brinkley fast eine Stunde mit Finney im Salon zugebracht hätte, trug nicht gerade dazu bei Lukes Laune zu bessern. Aber der junge Mann rief sich selbst zur Ordnung, dass, wenn der Gottesdienst erst mal vorbei war, Miss O'Brians Gesellschaft für den Rest des Tages ihm und seiner Familie gehörte und kein Reverend Brinkley sie auf der Ranch stören konnte.
Miss Finney indes sah sich um 10 Uhr morgens mit 15 blank geschrubbten Kindergesichtern konfrontiert, die sie erwartungsvoll anschauten. Die Stunde ließ sich eigentlich ganz gut an und Steffiney beschloss sich als Erstes die Nervosität mit einem Choral von der Seele zu singen. Doch kaum war das Lied beendet, schon ging der Ärger los.
Davy Slane, ein robuster 8-jähriger Junge mit strohblonden Haaren und einem Gesicht voller Sommersprossen begann seine jüngere Schwester in einem Fort zu piesacken. Miss O'Brian rief ihn mehrmals zur Ordnung, aber nach kaum zwei Minuten fing er immer wieder von vorne an. Unter diesen Umständen war es ihr unmöglich die Geschichte von Daniel in der Löwengrube vernünftig zu erzählen.
„Davy Slane!“, rief sie schließlich lauter als bisher. „Haben Deine Eltern Dir denn nicht beigebracht, dass man zu Mädchen immer nett sein muss?“
Der kleine Mann zog einen Flunsch, aber antwortete relativ höflich: „Doch, klar. Ham se.“
Miss Finney musste sich arg zusammenreißen, um nicht mit den Augen zu rollen sondern ihre gestrenge Lehrerinnen-Rolle beizubehalten.
„Und wieso ärgerst Du dann in einem Fort Elizabeth?“
Für einen Moment herrschte Schweigen, denn Klein-Davy starrte sie verblüfft an. „Aber...aber Miss... Miss O'Brian! Elizabeth is doch kein Mädchen. Die is nur meine Schwester!“
Um ein Haar wäre es um Finneys Selbstbeherrschung geschehen gewesen bei dieser unbestechlichen Beweisführung. Sie biss sich fest auf die Lippen, um nicht in Lachen auszubrechen, erklärte dem kleinen Störenfried dann aber geduldig, dass Schwestern genauso Mädchen waren wie alle anderen auch und das er von daher auch zu seiner eigenen Schwester nett sein müsste.
Davy war natürlich alles andere als begeistert von diesem Argument, aber immerhin brachte es ihn dazu sich die nächsten zehn Minuten ruhig zu verhalten. Bis das Theater wieder von vorne losging und Elizabeth anfing Tränen zu vergießen als wäre sie ein Springbrunnen.
Steffiney hatte endgültig genug und schickte Davy nach Hause. Der trollte sich, anscheinend wütend, dass er ausgeschlossen wurde, aber ohne weiter Ärger zu machen. Von da an ging die Stunde ganz ruhig vonstatten, mal abgesehen von Harriet, die mit ihren altklugen Kommentaren allen auf die Nerven ging und sich als Einzige die Freiheit herausnahm Steffiney Miss Finney zu nennen, um auch jedem zu demonstrieren, wie gut sie mit der jungen Frau
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