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Die bestellte Braut

Die bestellte Braut

Titel: Die bestellte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Staub
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gar nicht zu Luke. „Lass uns in klaren Worten sprechen: Hättest Du es je in Erwägung gezogen Miss Finney einen Antrag zu machen, wenn das heute Nachmittag nicht passiert wäre?“
    Luke hielt dem Blick seines Vaters ohne die geringste Unsicherheit stand. Vor seinem alten Herren musste er nichts verbergen und sich auch seiner Gefühle nicht schämen. „Ja. Nicht so übereilt, aber ja. In ein paar Wochen hätte ich mein Glück bei ihr so oder so versucht. Wozu also Zeit verlieren?“ fragte er, bevor sich ein etwas schiefes Grinsen auf sein Gesicht schlich. „Und wann bekomme ich nochmal so eine Ausrede, um einen Heiratsantrag zu machen?“
    Mit einem Lachen stand Charles Sullivan auf und umarmte seinen Sohn. „Ich wünsche Dir viel Glück, mein Junge. Ich könnte mir keine bessere Schwiegertochter wünschen.“
    Die beiden Männer tranken in aller Stille noch einen Whisky, bevor Luke sich in sein eigenes Zimmer verabschiedete. Es gab noch einiges zu bedenken, bevor er am nächsten Tag nach Green Hollow reiten würde.
     

… aus Pflichtgefühl ...
     
    Schon am nächsten Tag fühlte Steffiney sich, bis auf ein leichtes Ziehen im Arm, wieder im Vollbesitz ihrer Kräfte, aber Doc Dave bestand darauf, dass sie sich schonte. Und Mrs. Trudi wachte darüber wie ein Cowboy über seine Rinderherde.
    So fand Miss Finney sich ganz gegen ihren Willen auf der Couch im Salon mit einer zerlesenen Ausgabe von Jane Austens Sinn und Sinnlichkeit auf dem Schoß wieder. Und sie sah sich gezwungen am Vormittag eine besorgt wirkende Mrs. Brandon zu empfangen. Finney war zwar verwundert, dass ausgerechnet die junge Witwe ihre erste Besucherin war, aber all ihrer Abneigung zum Trotz versuchte sie höflich zu bleiben. Was ihr auch leidlich gut gelang und wenn es gar zu unerträglich wurde, rief die junge Frau sich einfach die verschwommene Erinnerung an Lukes Besorgnis um sie wieder ins Gedächtnis. Mit derartiger Stärkung ertrug sie sogar Mary-Sue.
    Erst eine ganze Weile nachdem diese sich wieder verabschiedet hatte, drangen die Worte der Witwe allerdings richtig in ihr Bewusstsein und machten Miss Finneys verträumter Laune ein jähes Ende.
    „Meine Güte, Miss O'Brian, da haben sie aber einen Aufruhr angerichtet mit ihrer Heldentat! Die ganze Stadt redet darüber“, hörte sie Mary-Sue plötzlich wieder sagen, obwohl diese längst gegangen war. „Damit haben Sie den guten Luke aber in eine arge Bredouille gebracht. Natürlich denken jetzt alle, dass da zwischen ihnen etwas ist. Sie sind ein cleveres kleines Ding ihn sich so zu sichern. Unter Einsatz Ihres Lebens sozusagen.“ An dieser Stelle hatte ihre Besucherin eines ihrer affektierten Kichern hören lassen. „Jetzt kann er gar nicht mehr anders, als Ihnen einen Antrag zu machen. Naja, ich gönne es Ihnen ja, meine Liebe. So einen anständigen Kerl wie Luke muss man erst mal finden. Mit solch einem starken Pflichtgefühl!“
    Steffiney hatte mit einem geistesabwesenden „Nein, nein, davon kann doch keine Rede sein.“ geantwortet, aber jetzt, in der Ruhe von Mrs. Trudis Salon, wurde der jungen Frau plötzlich die ganze Tragweite dieser Worte bewusst.
    Hatte sie sich wirklich dermaßen unverantwortlich benommen? Würde Luke sich jetzt gezwungen fühlen ihr einen Antrag zu machen, um ihrer beider Ruf zu retten?
    Heftig sprang Miss Finney auf und lief zum Fenster, das auf Mrs. Trudis Rosengarten an der Seite des Hauses hinausführte. Aus Pflichtgefühl...
    Gedankenverloren starrte die junge Frau hinaus und diese zwei Worte hallten noch lange in ihrem Inneren nach, brachten Bilder aus der Vergangenheit zurück. Bilder aus Boston und auch Bilder vom letzten Nachmittag.
    Erst als Mrs. McAbberty sie mit einem fröhlichen „Schauen Sie, wen ich Ihnen hier bringe, Kindchen!“ den Salon betrat, wandte Finney sich um und sah Luke in der Tür stehen. Die alte Dame war dermaßen schnell verschwunden, dass man sich fragen musste, ob sie überhaupt wirklich im Raum gewesen war.
    Der älteste Sullivan war mit einem Lächeln auf sie zugekommen, doch als er vor ihr stehen blieb, hatte sein Gesicht einen besorgten Ausdruck angenommen.
    „Sie sehen blass aus, Finney. Geht es Ihnen noch nicht besser? Dann sollten Sie sich dringend hinlegen.“ Ihr Besucher fasste sie vorsichtig am Ellenbogen und wollte sie zu der Couch zurückbegleiten, doch Steffiney wehrte die sonst so willkommene Berührung ungewohnt brüsk ab.
    „Nein. Es ist nur.... Es ist nichts, danke. Mir geht es schon besser.“

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