Die bestellte Braut
Sie versuchte sich an einem zuversichtlichen Lächeln, das jedoch reichlich schief geriet. Doch Finney besann sich schnell eines Besseren und bot Luke sowohl einen Platz als auch Erfrischungen an. Letzteres wurde höflich aber bestimmt abgelehnt und nachdem sich der junge Mann ausführlich nach ihrem Befinden erkundigt und die Grüße und Sorgen seiner Brüder und insbesondere seines Vaters weitergegeben hatte, herrschte für einen kurzen Moment eine peinliche Stille.
Der älteste Sullivan fragte sich, ob es klug war gleich heute mit seinem Antrag herauszurücken, da Miss Finney doch noch reichlich angegriffen wirkte, als die junge Frau sich auf ihre Gastgeberinnen-Pflichten besann und vom Besuch des Sheriffs am Morgen berichtete.
Wellesly hatte ihre Zeugenaussage von seinem Hilfssheriff aufnehmen lassen und ihr dann berichtet, dass ein Marshall den verrückten Danvers nach Colorado Springs bringen würde, wo man ihm mithilfe der Zeugenaussagen den Prozess machen wollte. So wäre es für alle Beteiligten am einfachsten und niemand der Beteiligten würde Green Hollow für diese unschöne Angelegenheit verlassen müssen.
Nach einer weiteren kurzen Pause entschuldigte Steffiney sich dann mit gesenktem Kopf für etwaige Verfehlungen am gestrigen Nachmittag. Sie hoffte, sie hätte Luke nichts Ungehöriges gesagt, aber auf Grund des Laudanums könnte sie sich lediglich daran erinnern, dass er in das Behandlungszimmer gekommen wäre und danach ließ ihr Gedächtnis sie ihm Stich.
Ihr Besucher versicherte ihr, dass sie ganz Dame gewesen sei und nichts Seltsames gesagt oder getan hätte. Diese Eröffnung ließ Miss Finney erleichtert aufatmen. Wenigstens etwas!
Steffiney bemühte sich zwar, sich nichts anmerken zu lassen, konnte aber nichts dagegen tun, dass ihre Gedanken immer wieder zu Mary-Sues Bemerkungen über ihr Benehmen zurückkehrten und sie etwas abwesend wirkte.
Ihre Unaufmerksamkeit blieb Luke natürlich nicht verborgen und auch wenn er etwas enttäuscht war, sagte er sich, dass Miss O'Brian wohl noch nicht wieder richtig auf dem Damm war.
Und Miss Finney widersprach auch nicht, als ihr Besucher ihr Müdigkeit unterstellte und sich verabschiedete. Er war schon an der Tür, die hinaus in den Eingangsbereich des McAbberty'schen Hauses führte und Steffiney wollte schon erleichtert aufatmen, als Luke beschloss alles auf eine Karte zu setzen. Er drehte sich wieder um und schloss die Tür.
„Miss Finney, ich muss mit Ihnen reden. Oder besser gesagt muss ich Sie etwas fragen“, begann der älteste Sullivan mit leicht kratziger Stimme.
Steffiney war bereits dabei gewesen zu ihrem Aussichtspunkt am Fenster zurückzukehren, aber als sie diese Worte hörte, blieb sie für einen Moment wie erstarrt stehen und drehte sich dann langsam wieder um.
„Ich habe mit keinem Wort erwähnt, wie dankbar ich Ihnen bin für das, was Sie gestern für mich getan haben.“ Nervös suchte Luke in ihrem Gesicht nach einem Zeichen. Einem Lächeln, irgendetwas, was ihm diese Frage leichter machen würde. Etwas, dass ihm sagen würde, dass er auf dem richtigen Weg war. Doch alles, was er sah, war Miss O'Brians Leichenblässe und einen angsterfüllten Blick, der ihre grünen Augen fast schwarz erscheinen ließen. Doch nun gab es für ihn kein Zurück mehr. Er musste sie fragen.
„Ich...“ Er zögerte einen Moment, bevor er den Mut fand weiterzusprechen. „Finney, würden Sie mir die Ehre erweisen meine Frau zu werden?“
Luke war nie ein redseliger Mensch gewesen, aber er war kein Feigling. Doch in diesem Moment, unter Steffineys düsterem Blick, verließ ihn der Mut. Er brachte es einfach nicht fertig über seine Gefühle zu sprechen und so kam dieser Antrag doch etwas abrupt.
Für einen Moment hatte Finney das Gefühl, als würde die Erde unter ihr schwanken und sie griff Halt suchend nach der Lehne eines Stuhls. In ihrem Kopf, in ihrem Herzen hatten in diesem Augenblick nur die zwei giftigen Worte von Mary-Sue Brandon Platz: AUS PFLICHTGEFÜHL!
Es war genau wie mit Bobby. Sie hatte es zwar nicht geglaubt, aber doch so gehofft, dass sie diesmal vielleicht um ihrer selbst willen gemocht würde. Doch wie üblich wurde sie enttäuscht.
Für eine Weile herrschte Schweigen und sie standen sich unbeweglich gegenüber, bis Miss Finney schließlich einen tiefen Atemzug tat. Als sie endlich sprach, klang ihre Stimme brüchig, zitternd, als müsste sie Tränen zurückhalten.
„Ich... danke.....Ihnen. Ich bin mir der Ehre bewusst,
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