Die bestellte Braut
die Sie mir erweisen und Ihre Absichten sind sehr edelmütig.“ Steffiney stockte und musste kurz die Augen schließen. Sie durfte nicht schwach werden. Das hier war so viel schlimmer, so viel schwieriger als damals mit Bobby. „Es tut mir leid, aber ich kann Ihren Antrag nicht annehmen.“ Ihre Hände hatten sich immer stärker um die Lehne des Stuhls gekrampft und erst bei den letzten Worten zwang sie sich Luke anzusehen.
Der starrte einen Moment ungläubig zurück. Er hatte zwar nicht geglaubt ein „Ja!“ schon in der Tasche zu haben als er los ritt, aber er hatte doch gedacht, dass er Finney nicht gleichgültig war. Mit einem derart unverblümten Nein hatte er nicht gerechnet.
„Ich hatte geglaubt...“ Doch weiter kam Luke nicht. Steffiney hatte das Gefühl, diese Szene keinen Augenblick länger ertragen zu können ohne nicht in Tränen auszubrechen.
„Ich habe das gestern nicht getan, um Sie dazu zu bringen mir einen Antrag zu machen! Sie haben Ihre Pflicht getan und nun gehen Sie!“ Ihre Worte klangen barscher als sie beabsichtigt hatte. Ja barscher sogar, als sie fühlte, doch Luke hatte nun endgültig das Gefühl unerwünscht zu sein. Mit einem geknurrten „Guten Tag!“ wandte er sich abrupt um und stürmte zur Tür hinaus.
Mrs. Trudi, die glaubte den jungen Liebenden genug Zeit gegeben zu haben, kam gerade aus der Küche und alles was sie sah, war Lukes überstürzter Aufbruch. So hatte die alte Dame sich das eigentlich nicht vorgestellt und überraschend behände für ihr Alter und ihre Massen lief sie sofort in den Salon. Das Bild, das sich ihr dort bot, sagte ihr genug. Finney war neben dem Stuhl auf die Knie gegangen und schluchzte so sehr, dass man glaubte, sie würde keine Luft mehr bekommen.
Vorsichtig zog sie das junge Mädchen auf die Füße und mit sich zur Couch, wo sie sie in den Arm nahm und erst mal weinen ließ. So lange bis die erste Tränenflut abgeebbt war und man erwarten konnte auf eine Frage auch eine halbwegs verständliche Antwort zu bekommen.
„Was haben Sie denn nur angestellt, mein liebes Mädchen?“, wollt die Arztgattin sanft wissen.
Mit Mühe brachte Steffiney hervor: „Er...er hat...mir.... Er hat mir einen Antrag gemacht.“
Etwas verblüfft war Mrs. McAbberty dann doch. Früher oder später hatte sie ja damit gerechnet, aber musste dieser Holzkopf von einem Mann sich denn ausgerechnet heute, einen Tag nach dieser unseligen Schießerei, ein Herz fassen und die Sache fest machen wollen?
„Und das ist ein Grund zu weinen, Herzchen?“, fragte sie scherzend, auch wenn sie längst wusste, was der Grund sein musste.
„Nein,.....aber..... aber dass ich ihn abgelehnt hab.“ Und nun sprudelten die Worte nur so aus der jungen Frau heraus. „Ich hab ihn so gern. Ich.... Nicht mal Bobby hat mir so viel bedeutet, aber ich kann ihn nicht heiraten. Jeden anderen Mann hätte ich aus Vernunft nehmen können, aber nicht ihn! Mit ihm verheiratet zu sein und zu wissen, dass er nicht das Gleiche fühlt wie ich. Dass er einen nur aus Pflichtgefühl genommen hat, weil man sich selbst und seine Gefühle vor den Leuten so zur Schau gestellt hat!“
Finney weinte noch lange und Mrs. Trudi tat das einzig Richtige. Sie ließ sie weinen und hielt sie einfach fest an ihren mütterlichen Busen gedrückt. Sie hatte Luke Sullivan immer für einen vernünftigen Mann gehalten und sie zweifelte nicht einen Augenblick daran, dass Steffiney O'Brian ihm wirklich viel bedeutete, aber bei seinem Antrag hatte er sich wirklich selten dumm angestellt.
„Ich weiß ja mein Kind, ich weiß...“, murmelte sie nur ab und an in Finneys kastanienbraune Locken.
Charles Sullivan indes sah sich an diesem Nachmittag mit einer Reaktion der ganz anderen Art konfrontiert. Er hatte wieder an seinem Schreibtisch gesessen und einige Briefe geschrieben, als er durchs Fenster Luke von seinem Fuchs absteigen sah. Mit langen Schritten war er seinem Sohn entgegengeeilt, doch als dieser in den Flur stürmte, machte er keine Anstalten seinen Vater um Glückwünsche zu bemühen. Ja er wäre glatt an ihm vorbei gerannt, wenn Charles ihn nicht angesprochen hätte.
„Luke! Was um Himmels willen ist denn passiert? Wie geht es Miss Finney?“
Erst auf der Treppe blieb sein Ältester kurz stehen und wandte sich um. „Ganz gut, soweit ich das beurteilen kann.“ Und schon war er nach oben verschwunden und sein Vater konnte sich selbst zusammenreimen, dass irgendetwas nicht ganz nach Plan gelaufen sein
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