Die bestellte Braut
von daher war sie sich sicher, dass ihre dezenten Hinweise auf fruchtbaren Boden gefallen waren. Jetzt hieß es nur noch Luke Sullivan darüber die Augen zu öffnen, wie gut sie sich als die nächste Herrin der Black Creek Ranch machen würde.
Und Luke war für die so schöne wie raffinierte Frau im Moment eine leichte Beute. Finneys Zurückweisung hatte ihn tief getroffen. Tiefer als er es vorher hätte ahnen können. Und auch wenn seine Gefühle gegenüber Doc Daves Krankenschwester ehrlich waren, so war er nur ein Mann und Mary-Sues Bewunderung und Schmeicheleien ließen zumindest seine verletzte Eitelkeit und seinen geprellten männlichen Stolz nicht kalt.
In der Sullivan-Familie wurde nicht weiter über den Vorfall und Miss Finney gesprochen. Josh und Bill hatten sich sehr schnell einen Reim auf Lukes seltsames Verhalten gemacht. Bill war sowieso ein ruhiger Mensch, der selten redete und so gut wie nie Fragen stellte und selbst Josh nahm sich mit seinen bissigen Kommentaren zurück, da er ahnte, dass Finney für Luke mehr als nur ein harmloser Flirt gewesen war. Charlie verstand zwar die Welt nicht mehr, aber sein Vater hatte ihm ziemlich nachdrücklich klar gemacht, was er mit ihm anzustellen gedachte, wenn er auch nur einmal den Namen Steffiney O'Brian in Gegenwart seines ältesten Bruders fallen lassen würde.
Es war eine blasse und abgemagerte Miss Finney, die zwei Wochen später wieder ihren Dienst in Doc Daves Praxisraum aufnahm und nach und nach in das Green Hollower Leben zurückkehrte. Auch wenn die Leute genug Mitgefühl hatten, sie nicht selbst auf das Geschehene anzusprechen, so wusste die junge Frau doch, dass, sobald sie außer Hörweite war, die fleißigen Klatschmäuler ihre Köpfe zusammensteckten. Sie debattieren darüber, ob sie so abgehärmt aussah, weil ihr geliebter Luke sie missachtete und jetzt wieder ganz offensichtlich mit seiner alten Flamme Mary-Sue anbandelte oder ob sie so mitgenommen war, weil ihr bewusst geworden war, wie absonderlich sie sich verhalten hatte. Man war hier ja nicht in einer der schicken Städte an der Ostküste, wo die Leute sich immer so geziert benahmen, aber auf offener Straße hinter einem Mann herzurennen, war selbst hier ein starkes Stück.
Steffiney versuchte das alles mit so viel Würde wie möglich zu ertragen und wann immer man sie sah, trug sie den Kopf hoch und lächelte alle Leute freundlich an. Doch diese Maske fiel von ihr ab, sobald sie die Haustür hinter sich geschlossen hatte. Manchmal, in den dunklen Abendstunden, wenn sie allein auf ihrem Zimmer war, dann fragte sie sich, ob sie nicht weniger gelitten hätte, wenn sie den Antrag angenommen hätte. Wenigstens hätte sie bei Luke sein können.
Doch tief in ihrem Innersten wusste sie genau, dass sie das Richtige getan hatte. Sie kannte sich gut genug, um zu wissen, dass es sie viel unglücklicher gewesen wäre, hätte sie immer glauben müssen, dass Luke sie nur aus Pflichtgefühl geheiratet hatte. Diese Qual hätte ihr ganzes Eheleben angedauert. So würde es zwar eine Weile wehtun, aber spätestens in einem dreiviertel Jahr würde sie damit abschließen. Wenn sie genug Geld angespart hatte, um nach Boston zurückzukehren.
Miss Finneys Feuerprobe, was ihre Contenance anging, stand ihr aber noch ins Haus. Reverend Brinkley war auf die glorreiche Idee verfallen anlässlich des Erntefestes einen Dankgottesdienst im Freien abzuhalten. Und die eifrigsten unter Green Hollows Kirchenvorsteherinnen entwickelten die entzückende Idee diesen Gottesdienst mit einem Picknick zu verbinden. Gerade wo das Wetter doch so gut hielt! Und wie es immer so ist, kam eines zu dem anderen und am Ende sahen die braven Ehemänner sich genötigt auf der Wiese hinter der Kirche lange Tafeln für das Kaffeetrinken aufzubauen sowie eine kleine Tribüne für den Kuchenwettbewerb.
Die Witwe Straight, die sich selbst für die fähigste Bäckerin der kleinen Stadt hielt, hatte auf den Kuchenwettbewerb bestanden, da sie sich sicher war, dass sowieso sie die ersten drei Preise gewinnen würde. Sie würde gleich mit drei Kuchen an den Start zu gehen. Mrs. Eugenia neigte dazu, ihre Backkunst genauso überzubewerten wie ihre diversen eingebildeten Krankheiten.
Finney selbst kümmerte das alles herzlich wenig und erst als Mrs. Trudi ihr klar machte, dass alle sich wieder das Maul zerreißen würden, wenn sie sich von diesem albernen Wettbewerb ausschloss, erklärte auch sie sich bereit einen Kuchen beizusteuern. Und wenn
Weitere Kostenlose Bücher