Die bestellte Braut
die noch im Gemstone weilten und fuhr zur Ranch hinaus. Als er gegen Abend zurückkehrte, hatte er gute Neuigkeiten. Relativ gute. Joshs Arm war mehrfach gebrochen und er hatte ihn gerichtet. Ansonsten war er nur zu Tode erschöpft nach all den Strapazen. Charles Sullivan kümmerte sich persönlich um seinen Sohn und würde so schnell wie möglich in die Stadt kommen, was aber noch ein paar Tage dauern könnte. Er war so ziemlich allein, da er alle Arbeiter für die Aufräumarbeiten der Silbermine abgestellt hatte. Auch Bill und Charlie würden dort bleiben bis alles gesichert war und von daher konnte er Josh nicht allein lassen, solange der das Bett hüten musste. Mr. Sullivan ließ ihr die besten Grüße ausrichten und bat sie, sich an seiner Stelle um Luke zu kümmern.
Eine Bitte, die ihr ein unbehagliches Gefühl verursachte. Es war doch so schon kompliziert genug zwischen Luke und ihr. Und dann war da noch Mary-Sue. Steffiney wunderte sich sowieso schon den ganzen Tag, dass die schöne Witwe noch nicht im Gemstone aufgetaucht war, um nach Luke zu sehen. Sie fragte sich, ob der Dame überhaupt schon jemand gesagt hatte, was mit ihrem Angebeteten passiert war. Sie erkundigte sich bei Doc Dave, aber der versicherte ihr, dass er Mary-Sue höchstpersönlich von Lukes Unfall berichtet hatte.
Finney hätte sich nicht so sehr über ihr Fernbleiben gewundert, wenn sie das Gespräch zwischen Harriet und der schönen Witwe mitbekommen hätte. Das kleine Mädchen hatte von Liz gewaltsam davon abgehalten werden müssen ins Gemstone zu laufen, um ihrem verletzten Freund einen Besuch abzustatten. Harriet war über die Maßen verärgert gewesen, vor allem, da sie wusste, dass Finney dort war und sicher auf sie aufgepasst hätte. In ihrer Verzweiflung hatte sie sich an Mary-Sue gewandt und sie gebeten Luke doch Grüße und gute Besserung von ihr auszurichten, wenn sie ihn besuchen würde.
Mrs. Brandon hatte auf diese Anfrage jedoch nur gelacht. „Du Dummerchen! Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich ins Gemstone gehen würde, um Luke zu besuchen. Ich sorge mich natürlich um ihn, aber Doc Dave hat mir versichert, dass er wieder gesund wird. Es gibt also keinen Grund für mich dorthin zu gehen. Keine anständige Frau lässt sich in einem Saloon blicken! Was würden die Leute nur über mich sagen!“
Harriet hatte dagegen gehalten, dass Miss Finney auch da wäre und die wäre ja eine anständige Frau. Mary-Sue hatte nur wieder affektiert gelacht und das kleine Mädchen stehen lassen.
Und so war Finney gezwungen für Luke Krankenschwester zu spielen. Sie kam der Aufgabe nicht ungern nach, aber es machte sie einfach nervös, da sie kaum wusste, wie sie sich verhalten sollte. Luke allerdings war nicht besonders gesprächig und so beschränkten ihre Pflichten sich darauf, ihm die Mahlzeiten zu bringen und seine Verbände zu wechseln.
Das machen Sie jetzt doch nur, weil ich eine Frau bin
Die nächsten zwei Tage vergingen in relativer Ruhe. Die letzten Versehrten verließen das Gemstone und das Freudenhaus nahm seinen üblichen Betrieb wieder auf. Lediglich Miss Hennys Bleibe blieb vorerst Lukes Krankenzimmer. Finney hatte feststellen müssen, dass Miss Henny und ihre Mädchen eigentlich gar nicht so viel anders waren als sie selbst, vielleicht abgesehen von ihrer Ausdrucksweise und ihrem Gewerbe. Henny ließ sich sogar dazu herab Steffiney persönlich den Hintereingang und eine schmale Stiege zu zeigen, die an der Rückseite des Hauses zu Lukes Krankenzimmer hinaufführte, so dass ihr der Spießrutenlauf durch den Saloon erspart blieb. Doc Dave hätte ihr solch einen Dienst normalerweise abgenommen, aber auch er war tagelang über Land unterwegs, um die Fortschritte der anderen Verletzten zu überwachen.
Luke sprach kaum ein Wort und Finney hielt es genauso. Es war ihm anzusehen, dass er um seinen Freund trauerte und dabei wollte die junge Frau ihn nicht stören. Lediglich einmal, als Luke besonders gequält aussah, wagte es Miss Finney mit leiser Stimme zu sagen: „Sie wissen doch, dass das mit Jim nicht Ihre Schuld war?“
Luke hatte sie eine Weile ernst angeschaut und irgendwann leicht mit dem Kopf genickt.
Am dritten Tag, nachdem bereits alle Opfer des Minenunglücks beerdigt waren, ging es endlich auch wieder Josh besser und der bestand darauf, dass sein Vater augenblicklich in die Stadt ritt und nach Luke sah. Eine Bitte, der Charles Sullivan nur zu gern nachkam.
Und während das Familienoberhaupt sich auf
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