Die bestellte Braut
Maus lauerte.
Luke war nicht anders als die meisten Männer hier im Westen und sprach so gut wie nie über seine Gefühle, aber im letzten Monat war er doch so weit gegangen Josh gegenüber anzudeuten, dass er sich mit Mary-Sue in einer Falle fühlte und seine Gefühle eigentlich jemand ganz anderem gehörten. Josh war weder blind noch dumm und hatte sich natürlich sofort einen Reim auf diese Andeutungen gemacht. Dementsprechend war er jetzt nur allzu bereit seinen Teil zur Rettung seines großen Bruders beizutragen.
Mit einem verschlagenen Lächeln wandte er sich der schönen Witwe zu. „Ja, Luke hat schon oft darüber geredet weit hinaus in die Wildnis zu ziehen und dort ganz allein zu leben. Niemand sonst, keine Haushälterin, keine aufdringlichen kleinen Brüder, keine Nachbarn. Nur er und seine Frau. Sie würden alles selbst machen und wären sich zu zweit genug. So ist er halt, unser einsamer Wolf.“
Dieser Einwurf war zwar glatt gelogen, da Luke nie etwas Derartiges zu seinem jüngeren Bruder gesagt hatte, aber Josh konnte sich vorstellen, dass seine Gedanken in eine ähnliche Richtung gingen. Und schließlich heiligte der Zweck die Mittel.
Wenn irgend möglich wurde Mary-Sue bei der Vorstellung mit Luke allein im Wald zu hausen und dort selbst Wasser schleppen zu müssen oder Brot zu backen noch etwas blasser.
Der Rest der Mahlzeit verging mit angeregten Unterhaltungen zwischen Mr. Sullivan, Josh und Finney über Lukes kleines Haus im Wald.
Schon bald nach dem Essen bat Mrs. Brandon nach Green Hollow zurückgebracht zu werden, sie hätte noch einige Dinge zu erledigen und Josh war nur allzu gerne bereit sie umgehend in die Stadt zu fahren.
Dass diese Dinge dringendes Kofferpacken waren verriet Mary-Sue nicht, aber sobald sie wieder in ihrem Hotelzimmer war, begann sie mit Hilfe ihrer Gesellschafterin, die bei Bedarf auch als Dienstmädchen herhalten musste, hektisch ihre Garderobe ohne Rücksicht auf Falten in die Reisekisten zu stopfen. Schon morgen wollte sie Green Hollow verlassen. Und auf Nimmerwiedersehen wenn es nach ihr ging.
Ein Haus im Wald! Nur Luke und sie allein! Und sie sollte wahrscheinlich die ganze Hausarbeit machen! Das wäre ja noch schöner! Und dann mitten in der Einöde wo es keine Bewunderer für sie geben würde. Keine Vergnügungen und keine schönen Kleider! Nein, dann würde sie diesen hinterwäldlerischen Bauern beim Wort nehmen und wieder nach Californien reisen. Das würde sie nicht mitmachen! Sie hatte nicht all das ertragen, um am Ende wie eine verbannte Dorfschönheit mitten in der Wildnis zu enden! Ohne sie!
Als endlich alles verstaut war, scheuchte Mrs. Brandon ihre Gesellschaftsdame hinaus. Sie ließ sich erschöpft auf ihr Bett fallen und vergrub das sorgsam gepuderte Gesicht in ihren Händen, um ihren Tränen freien Lauf zu lassen.
Ihre Mutter hatte ihr von Kindesbeinen an eingebläut, dass es darauf ankam einen Mann zu finden, damit sie nicht als alte Jungfer endete. Nichts wäre entwürdigender als eine Frau jenseits der 20 ohne einen Mann. Es hieße versagt zu haben. Und natürlich müsse der Mann auch wohlhabend sein, denn ihre Tochter sollte es ja mal besser haben als sie selbst. Und als dann nach ihren Eltern auch noch ihr Bruder gestorben war und Luke Sullivan, der ihr als Inbegriff einer guten Partie erschienen war, keinen Antrag machen wollte, hatte sie ihr Heil in der Flucht gesucht. Sie war schön, sie war jung und in Californien würden die Männer sich nur so um sie reißen. Männer von Welt und nicht diese hinterwäldlerischen Goldgräber wie der pleite gegangene Danvers. Sie war damals wirklich ein wenig in Luke verliebt gewesen, aber sie würde schon darüber hinwegkommen. Danvers dagegen hatte sie nur wegen dessen Geld akzeptiert.
Doch auch Californien hatte ihr nicht das ersehnte Glück gebracht. Mary-Sue Sutter hatte feststellen müssen, dass sie nicht die einzige hübsche Frau auf der Suche nach einem Ehemann war. Am Ende hatte sie froh sein müssen als der über 60-jährige Mr. Brandon ihr einen Antrag machte. Sie war noch keine 21 Jahre alt gewesen als sie Mrs. Brandon wurde. Hiram war zwar ein alter Lüstling, der kaum eine Nacht die Hände von seiner jungen Braut lassen konnte, aber wenigstens war sie nie schwanger geworden. Mary-Sue war in ihrer Ehe zwar alles andere als glücklich gewesen, aber sie war jung, sie war wohlhabend und sie war verheiratet. Damit hatte sie alles erreicht, was man ihr von Kindheit an als erstrebenswert
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