Die bestellte Braut
dargestellt hatte. Als Hiram mit seinen grabschenden Wurstfingern vor einem Jahr dann endlich das Zeitliche gesegnet hatte und ihr all sein Vermögen hinterließ, hatte sie geglaubt, jetzt könnte ihr Leben endlich beginnen. Sie hatte ihren Geburtsort und alles was damit zu tun hatte zwar schon fast vergessen, aber was für eine Genugtuung würde es sein jetzt als reiche Frau dorthin zurückzukehren und sich bewundern zu lassen. All die alten Schachteln, die sich damals über sie lustig gemacht hatten, dass sie Danvers den Laufpass für Luke Sullivan gegeben hatte, der sie eigentlich gar nicht wollte, wie würden die schauen und staunen, wenn sie in all ihrer Pracht zurückkehrte.
Die alten Tratschmäuler hatten gestaunt und als sie gehört hatte, dass Luke Sullivan tatsächlich immer noch unverheiratet war, war ein Plan in ihr herangereift. Der älteste Sullivan war inzwischen ein gestandener Mann. Sie hatte gehofft jetzt einmal ein bisschen Spaß im Leben haben zu können und Luke schien ihr als der ideale Mann dafür. Er sah gut aus, er war noch jung, die ehelichen Pflichten würden mit ihm nicht so unerfreulich sein wie mit Hiram, seine Familie war weithin geachtet und sie würde später einmal Herrin über die berühmte Black Creek Ranch werden. Das Leben würde ein einziger Spaß sein! Sie würde nur noch tun müssen, wozu sie Lust hatte und sich von allen für ihr Glück bewundern lassen.
Und jetzt wollte Luke in die Einöde ziehen, wo sie dann versauern sollte! Das war nicht ihre Vorstellung von einem schönen Leben! Dann sollte er doch seine kleine Krankenschwester heiraten und in der Wildnis ein Balg nach dem anderen mit ihr in die Welt setzen! Sie würde irgendwo anders ihr Glück finden!
Trusty ist ebenso ein Geschöpf des HERRN wie Du und ich
Zwei Tage nach dem denkwürdigen Mittagessen auf der Black Creek Ranch erzählte Mrs. Trudi ihrer jungen Freundin ganz beiläufig, dass Mrs. Brandon überraschend aus Green Hollow abgereist sei. Natürlich nicht ohne Finney dabei genau im Auge zu behalten.
Die war über die Maßen überrascht, aber ein kleines Lächeln konnte sie sich dennoch nicht verkneifen. Auf ihre Frage, ob man wüsste was der Grund für die plötzliche Abreise der schönen Witwe sei, hatte allerdings auch die sonst so gut informierte Frau Doktor keine Antwort.
Erst als Steffiney am nächsten Sonntag wieder mit den verbliebenen Sullivan-Männern am Mittagstisch saß, ging ihr plötzlich ein Licht auf. Josh fragte sie mit einem hintergründigen Grinsen, ob sie denn schon von der Abreise der guten Mrs. Brandon gehört habe. Die junge Frau bejahte und verlieh auch ihrer Verwunderung Ausdruck, dass die Dame so plötzlich abgereist sei.
„Plötzlich?“, fragte Josh daraufhin spöttisch. „Es hat uns ja genug Mühe und Zeit gekostet, sie wieder loszuwerden.“
Steffiney starrte ihn über ihr Weinglas hin verblüfft an und hielt mitten in der Bewegung inne. Ganz langsam wandelte sich ihr Blick von fragendem Unverstand zu ungläubigen Erstaunen. Sie schaute erst Josh und dann Charles Sullivan schockiert an. „Sie haben das letzten Sonntag mit Absicht gemacht? Sie haben das alles nur erzählt, um Mary-Sue loszuwerden? Aber wie konnten Sie denn nur? Was wird Luke dazu sagen, wenn er zurückkommt?“ Miss Finney war zwar alles andere als enttäuscht darüber gewesen, dass Mrs. Brandon so plötzlich abgereist war, aber sie wäre nie auf eine derartige Intrige gekommen, um sie loszuwerden. Und sie wusste auch nicht recht, was sie davon halten sollte. Sie hatte ganz arglos ohne irgendwelche Hintergedanken in das Gespräch mit eingestimmt. Eigentlich war sie erleichtert, dass die schöne Witwe endlich verschwunden war, andererseits sagte ihre gute Erziehung ihr, dass diese Methode nicht ganz fair gewesen war.
Für ihre letzte Frage erntete sie allerdings nur das einhellige Gelächter der Sullivan-Männer, an dem sich sogar Bill beteiligte.
„Luke wird uns wahrscheinlich auf Knien danken, dass Mrs. Brandon verschwunden ist und das dürfte doch nur in ihrem Sinne sein“, platzte Charlie kichernd heraus. Was zur Folge hatte, dass Finney ihren Kopf hochrot über ihren Teller senkte und Bill seinem jüngeren Bruder unter dem Tisch gegen das Schienbein trat.
„Reiß Dich zusammen, Charlie!“, fuhr Mr. Sullivan seinen Jüngsten an, dann wandte er sich an seinen Gast. „Miss O'Brian, wir haben das nicht nur erzählt um Mrs. Brandon loszuwerden. Luke hegt tatsächlich einen derartigen Plan
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