Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime
wie hoch der Betrag war.»
«Und sie sagte nichts zu Ihnen, woraus Sie entnahmen konnten, daß sie jemanden erwartete?»
«Nein, Sir.»
«Sind Sie ganz sicher? Was hat sie denn genau gesagt?»
Martha überlegte. «Ja... sie sagte, daß ich ein Viertelpfund Tee zuviel verbraucht hätte; und dann, daß Mrs. Crabtree schrecklich albern wäre, weil sie keine Margarine essen wolle; und einer der Sixpences, die ich zurückgebracht hatte, gefiel ihr nicht – einer von der neuen Sorte mit den Eichenblättern drauf – sie meinte, er wäre falsch, und ich hatte große Mühe, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Und sie sagte... ja, daß der Fischhändler Schellfisch anstatt Weißfisch geliefert hätte, und ob ich ihm das gesagt hätte, und ich sagte ja; und... ich glaube, das war alles, Sir.»
Marthas Erzählung hatte Sir Edward das Wesen der Verstorbenen besser erläutert, als es jede andere detaillierte Beschreibung vermocht hätte. Beiläufig sagte er: «Eine ziemlich schwierige Herrin, stimmt's?»
«Ein bißchen umständlich, aber, meine Güte, sie ging nicht oft aus, und so eingesperrt, wie sie war, brauchte sie irgend etwas, um sich aufzumuntern. Sie war peinlich genau, aber gutmütig kein Bettler ging von ihrer Tür ohne irgend etwas. Schwer zufriedenzustellen mag sie ja gewesen sein, aber eine wirklich wohltätige Dame war sie.»
«Ich bin froh, Martha, daß sie wenigstens einen Menschen hinterläßt, der ihr nachtrauert.»
Die alte Köchin hielt den Atem an. «Sie meinen... aber, sie haben sie doch alle gern gehabt, wirklich, wenn sie es auch nicht so zeigten. Hin und wieder hatten sie alle schon mal eine Meinungsverschiedenheit mit ihr, aber das hat doch nichts zu sagen.»
Sir Edward hob den Kopf und lauschte. Von oben kam ein Knarren.
«Das ist Miss Magdalena, die herunterkommt.»
«Woher wissen Sie das?» fragte er schneIl.
Die alte Frau errötete. «lch kenne ihren Schritt.», stotterte sie. Sir Edward eilte hinaus.
Martha hatte recht Magdalena war gerade am Fuß der Treppe angelangt Sie sah ihn hoffnungsvoll an.
«Ich bin kaum weitergekommen», sagte Sir Edward, ihren Blick beantwortend, und fügte hinzu: «Sie wissen nicht zufällig, welche Briefe Ihre Tante am Tag ihres Todes erhielt?»
«Sie liegen noch alle zusammen. Die Polizei hat sie natürlich schon durchgesehen.»
Sie führte ihn in das große Wohnzimmer, schloß eine Kommode auf und entnahm ihr eine große schwarze Samttasche mit einer altmodischen Silberschnalle. «Das ist Tantes Tasche. Es liegt alles noch genauso drin wie am Tag ihres Todes. Dafür habe ich gesorgt.»
Sir Edward dankte ihr und begann, den Inhalt der Tasche auf dem Tisch auszubreiten. Sie war, dachte er sich, das typische Beispiel für eine einer exzentrischen alten Dame gehörenden Handtasche. Er fand Wechselgeld, zwei Pfeffernüsse, drei Zeitungsausschnitte, ein vor Rührung triefendes gedrucktes Gedicht über die Arbeitslosen, einen Old Moore's-Almanach, ein großes Stück Kampfer, zwei Brillen und drei Briefe. Einen ziemlich versponnenen von jemandem, der sich «Kusine Lucy» nannte, eine Rechnung für eine Uhrreparatur und den Bettelbrief einer Wohlfahrtsorgatnsation.
Er sah sich alles sehr sorgfältig an, dann räumte er die Tasche wieder ein und gab sie Magdalena mit einem Seufzer zurück. «Ich danke Ihnen, Miss Magdalena. Leider ist hier auch nicht viel zu finden.» Er stand auf, überzeugte sich, daß man vom Fenster einen guten Blick auf die Vordertreppe hatte, und ergriff dann Magdalenas Hand.
«Sie wollen schon gehen?»
«Ja.»
«Aber wird... wird alles in Ordnung kommen?»
«Niemand, der mit dem Gesetz zu tun hat, wird sich jemals zu so einer vorschnellen Aussage verleiten lassen», sagte Sir Edward ernst und verabschiedete sich.
Gedankenverloren ging er nach Hause. Die Lösung des Rätsels mußte in Reichweite liegen, doch er hatte sie noch nicht entdeckt. Irgend etwas fehlte noch, nur eine Kleinigkeit, um ihn auf die richtige Spur zu bringen.
Eine Hand legte sich plötzlich auf seine Schulter, und er zuckte zusammen. Es war Matthew Vaughan, etwas außer Atem.
«Ich habe Sie gesucht, Sir Edward, um mich für mein unhöfliches Verhalten vorhin zu entschuldigen. Es tut mir leid, aber ich war nicht in der besten Gemütsverfassung. Ich freue mich, daß Sie sich um die Sache kümmern. Fragen Sie mich, was Sie wollen. Wenn ich Ihnen in irgendeiner Form helfen kann...»
Sir Edwards Haltung versteifte sich plötzlich. Sein Blick war fest auf etwas
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