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Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Titel: Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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gerichtet, nicht auf Matthew, sondern auf etwas auf der anderen Straßenseite. Leicht verwundert wiederholte Matthew: «Wenn ich Ihnen in irgendeiner Form helfen...»
    «Das haben Sie bereits getan, lieber junger Freund», erwiderte Sir Edward, «indem Sie mich an diesem ganz bestimmten Punkt anhielten und meine Aufmerksamkeit auf etwas lenkten, was mir sonst bestimmt entgangen wäre.» Dabei zeigte er auf ein kleines Restaurant auf der anderen Straßenseite.
    «Die vierundzwanzig Amseln?» fragte Matthew verwundert.
    «Genau.»
    «Das ist ein merkwürdiger Name – aber man kann dort ganz gut essen, glaube ich.»
    «Auf den Versuch würde ich es nicht ankommen lassen», sagte Sir Edward. «Zwar bin ich von den Tagen meiner Kindheit weit entfernt, doch erinnere ich mich vermutlich an meine Kinderverse besser als Sie, junger Freund. Da gibt es eine Art Klassiker, der, wenn ich mich recht erinnere, so lautet: ‹Sing' ein Lied vom Sixpence, die Tasche voll mit Korn; vierundzwanzig Amseln, die waren bald verlor'n.› Der Rest interessiert uns nicht» Er drehte sich auf dem Absatz um.
    «Wohin gehen Sie?» fragte Matthew Vaughan.
    «Zurück in Ihr Haus, mein Freund.»
    Schweigend gingen sie zurück. Matthew warf hin und wieder einen verwunderten Blick auf seinen Begleiter. Als sie das Haus betreten hatten, ging Sir Edward zu der Kommode, nahm die Samttasche heraus und öffnete sie. Er blickte Matthew an, und der verließ widerwillig das Zimmer.
    Sir Edward schüttelte das Wechselgeld auf den Tisch.
    Dann nickte er. Seine Erinnerung hatte ihn nicht getäuscht.
    Er stand auf und läutete. Dabei verbarg er etwas in seiner Hand. Auf das Läuten hin meldete sich Martha.
    «Sie erzählten mir doch, Martha, wenn ich mich recht erinnere, daß Sie eine kleine Meinungsverschiedenheit mit Ihrer verstorbenen Herrin wegen eines der neuen Sippences hatten?»
    «Ja, Sir.»
    «Aha! Aber das Merkwürdige ist, daß unter diesem Wechselgeld sich kein neuer Sixpence befindet. Hier sind zwei Sixpences, aber sie stammen beide aus der alten Serie.»
    Martha starrte Sir Edward verwirrt an.
    «Verstehen Sie, was das bedeutet? Jemand kam an diesem Nachmittag ins Haus – jemand, dem Ihre Herrin einen Sixpence gab – vermutlich im Austausch dagegen...»
    Mit einer raschen Bewegung hielt er ihr die Knittelverse vor die Augen. Ein Blick in ihr Gesicht genügte. «Das Spiel ist aus, Martha. Sie sehen, ich habe es durchschaut Sie können jetzt ruhig alles gestehen.»
    Martha sank auf einen Stuhl. Tränen liefen ihr übers Gesicht «Es ist wahr... es ist wahr... Die Türglocke hatte nicht richtig geläutet ich war nicht sicher. Aber dann dachte ich, daß ich besser doch mal nachsehe. Ich öffnete die Tür, als er sie gerade niederschlug. Das Bündel mit den Fünfpfundnoten lag vor ihr auf dem Tisch – das hatte ihn dazu gebracht, sie umzubringen - das und die Annahme, sie wäre allein im Haus, weil sie ihm selbst geöffnet hatte. Ich konnte nicht einmal schreien, so gelähmt war ich. Und dann drehte er sich um – und ich sah, daß es mein Junge war...
    Er ist schon immer schlecht gewesen. Er hat von mir immer alles Geld bekommen, das ich nur übrig hatte. Zweimal hat er schon im Gefängnis gesessen. Er muß wohl gekommen sein, um mich zu besuchen, und als Miss Crabtree merkte, daß ich die Tür nicht öffnete, tat sie es selbst. Er war überrascht und zog eins von seinen Arbeitslosengedichten heraus, und die Herrin, immer wohltätig, ließ ihn herein und gab ihm einen Sixpence. Und die ganze Zeit lag das Bündel Geldscheine auf dem Tisch, wo es gelegen hatte, als ich mit ihr abrechnete. Und dann überwältigte der Teufel meinen Ben, und er schlich sich hinter sie und schlug sie nieder.»
    «Und dann?» fragte Sir Edward.
    «Oh, Sir, was konnte ich tun? Mein eigen Fleisch und Blut! Sein Vater war ein schlechter Mensch, und er gerät nach ihm – aber er ist doch mein Sohn! Ich schob ihn schnell hinaus und ging in die Küche zurück. Dann ging ich zur gewohnten Zeit hinein, um für das Abendessen zu decken. Glauben Sie, daß es sehr schlecht von mir war, Sir? Ich habe mich bemüht, Sie nicht zu belügen, als Sie mir Ihre Fragen stellten.»
    Sir Edward stand auf. «Meine arme Frau», sagte er voller Mitleid. «Sie tun mir sehr leid.
    Trotzdem muß das Gesetz seinen Weg gehen, das wissen Sie.»
    «Er ist ins Ausland geflohen, Sir. Ich weiß nicht, wo er ist.»
    «Dann mag er vielleicht eine Chance haben, dem Galgen zu entgehen. Aber bauen Sie nicht

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