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Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Titel: Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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einer vierräderigen Kutsche zu kommen, das einzige sichere Transportmittel in ihren Augen. Sonst verließ sie nie das Haus.
    In Scotland Yard erfuhr Sir Edward, daß man die Frage der Finanzen besonders sorgfältig untersucht hatte. Die nächste Abhebung von Miss Crabtree war fällig gewesen. Vermutlich waren also die vorhergehenden dreihundert Pfund verbraucht, oder zumindestens fast verbraucht worden. Doch dieser Punkt schien nicht klar zu sein. Bei Überprüfungen des Haushaltsbuches wurde es schnell klar, daß diese Aufwendungen von Miss Crabtree wesentlich weniger als dreihundert Pfund im Vierteljahr betrugen. Auf der anderen Seite hatte sie die Angewohnheit, notleidenden Verwandten oder Freunden etwas zukommen zu lassen. Ob zur Zeit ihres Todes sich viel oder wenig Geld im Haus befand, war also ein ungeklärter Punkt. Gefunden hatte man keins.
    Es war dieser spezielle Punkt, der Sir Edward im Kopf herumging, während er sich seinem Ziel näherte. Die Tür des Hauses (das ohne Kellergeschoß war) wurde von einer kleinen, wachsam blickenden, ältlichen Frau geöffnet. Sie führte ihn in ein großes Wohnzimmer auf der linken Seite der kleinen Eingangshalle, wo ihn Magdalena begrüßte. Deutlicher noch als am Tag zuvor bemerkte er die Spuren nervöser Anspannung in ihrem Gesicht.
    «Sie haben mich gebeten, Fragen zu stellen, und deswegen bin ich gekommen», sagte Sir Edward lächelnd, während er ihr die Hand gab. «Zunächst einmal möchte ich gern wissen, wer Ihre Tante zuletzt sah und zu welcher Uhrzeit das war?»
    «Martha war das, nach dem Fünf-Uhr-Tee. Sie hatte am Nachmittag die Rechnungen bei den Kaufleuten beglichen und brachte Tante Lily nun die Belege und das Wechselgeld.»
    «Vertrauen Sie Martha?»
    «Oh, ja, unbedingt. Sie ist schon warten Sie ich glaube dreißig Jahre bei Tante Lily beschäftigt. Sie ist absolut ehrlich und zuverlässig.»
    Sir Edward nickte. «Eine andere Frage. Warum nahm Ihre Verwandte, Mrs. Crabtree, eine Kopfscnmerztablette ein?»
    «Nun, weil sie Kopfschmerzen hatte.»
    «Natürlich, aber warum hatte sie Kopfschmerzen?» «Nun, beim Mittagessen hatte es einen ziemlichen Streit gegeben. Emily ist sehr nervös und erregbar. Sie und Tante Lily hatten hin und wieder einmal Krach miteinander.»
    «Und das war während des Mittagessens der Fall?» «Ja. Tante Liliy regte sich oft über Nichtigkeiten auf. Es fing mit einer Kleinigkeit an,und im Handumdrehen hatten sie einen großen Streit Emily sagte Dinge, die sie gar nicht so gemeint haben konnte – daß sie das Haus verlassen und niemals wiederkommen wolle, daß man ihr jeden Bissen im Mund mißgönnen würde – solche albernen Sachen. Und Tante Lily entgegnete, je schneller sie und ihr Mann die Sachen packen und verschwinden würden, desto besser wäre es. Aber niemand hat das ernst gemeint, glauben Sie mir.»
    «Weil Mr. und Mrs. Crabtree es sich gar nicht leisten konnten, zu packen und das Haus zu verlassen?»
    «Oh, nein, nicht nur deshalb. William hatte Tante Lily sehr gern, wirklich!»
    «Und dieser Tag war nicht zufällig ein Tag, an dem allgemein gestritten wurde?»
    Magdalena stieg die Röte ins Gesicht. «Spielen Sie auf mich an? Auf den Ärger wegen meines Wunsches Mannequin zu werden?»
    «Ihre Tante war damit nicht einverstanden?»
    «Nein.»
    «Warum wollten Sie Mannequin werden, Miss Magdalena?. Erscheint Ihnen dieses Leben besonders attraktiv?»
    «Nein, aber alles andere schien besser als das abhängige Leben hier.»

    «Ich verstehe. Aber zukünftig werden Sie über ein ausreichendes Einkommen verfügen können, nicht wahr?»
    «Ja, das stimmt. Jetzt hat sich alles geändert.» Diese Bemerkung machte sie mit entwaffnender Einfalt.
    Sir Edward schmunzelte, ging aber nicht weiter darauf ein. Statt dessen fragte er: «Und Ihr Bruder? Hatte der auch Ärger?»
    «Matthew? Nein.»
    «Dann hatte er also kein Motiv, seine Tante aus dem Weg zu räumen?» Ihm entging nicht die momentane Bestürzung in ihren Zügen. Beiläufig sagte er: «Ach, ich vergaß. Er hatte doch eine Menge Schulden, nicht wahr?»
    «Ja. Armer alter Matthew.»
    «Aber das ist ja nun auch vorbei.»
    Sie seufzte. «Ja. Es ist schon eine Erleichterung.»
    Begriff sie eigentlich noch immer nicht? Hastig wechselte er das Thema «Sind Ihre Verwandten und Ihr Bruder zu Hause?»
    «Ja, ich sagte ihnen, daß Sie kommen. Sie sind bereit, zu helfen. Oh, Sir Edward, irgendwie habe ich das Gefühl, daß Sie herausfinden werden, daß alles in Ordnung ist daß

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