Die besten Freunde der Welt: Fritz und Ben (German Edition)
schon auf der Treppe sind.
»Meine Schwachstelle ist ganz klar Rechnen.«
Pudding, Schwimmübungen und gefährdete Tiere
Die Nachmittage, an denen ich nicht zum Training gehe, sind irgendwie komisch und schön zugleich. Manchmal macht meine Mutter dann Pudding. Wenn sie supergute Laune hat, sogar zwei Sorten: Vanille und Schoko. Die Puddings lassen wir gleichzeitig aus Kännchen in Glasschalen fließen, da mischen die sich zu einem gelbbraunen Kunstwerk. Dabei muss man sehr aufpassen, denn Schoko ist stärker als Vanille, und ganz schnell wird aus einem modernen Gemälde braune Matschepampe. Vor einem Monat musste ich mit meinen Eltern zu einer Ausstellung. Es sah aus wie im Museum, aber man konnte die Bilder kaufen. In einer Halle mit kilometerlangen Gängen liefen Millionen von Menschen rum, und die starrten auf Ölbilder, Fotos und alle möglichen Figuren aus Holz oder Plastik und sprachen mit leisen Stimmen und wichtigen Gesichtern.
An einer Wand hingen Kunstwerke von einem uralten Künstler, den meine Mama ganz toll findet. Also, der ist uralt, aber der lebt noch. Sogar in Köln. Eins der Bilder war schokoladenbraun und so groß wie ein Blatt Papier. Es sah original aus wie unser Schokoladenpudding. Nur viereckig. Bestimmt hat der Künstler Kinder und eine Frau, und die lieben Pudding, und das hat ihn auf die Idee gebracht. Mum hat zu Dad gesagt, er soll ihr das kaufen. Sie würde das Schokoladending so sehr mögen. Mein Vater ging dann sehr nah an das Bild heran, sah den Preis, guckte meine Mutter fassungslos an und murmelte: »Dreißigtausend Euro. Das kriege ich niemals zusammengespart.«
Und dann bekam er so ein verschmitztes Gesicht, das ist so ähnlich wie zerknirscht, nur in freundlich, und sagte: »Da musst du schon einen Richter heiraten, wenn du solche Bilder an die Wand hängen möchtest.«
Okay, dachte ich, Richter verdienen also viel mehr als Feuerwehrmänner. Vielleicht sollte ich Richter werden.
Meine Mutter umarmte und küsste meinen Vater, lachte und rief immer wieder: »Never ever – never ever.«
Erst später im Auto habe ich den Witz meines Vaters verstanden: Der Maler heißt Richter.
Heute ist wieder Mittwoch, und mein Fußballtrainer ist immer noch krank. Deshalb bin ich früh zu Hause.
Als ich die Wohnung aufschließen will, ist irgendwas anders, denn ich muss den Schlüssel dreimal herumdrehen, bevor die Tür aufspringt. In der Wohnung ist es ganz leise.
»Mum?«, rufe ich. Aber niemand antwortet. Das ist komisch. Ich habe ihr extra gesagt, dass ich kein Training habe, damit sie Pudding macht. Außerdem ist sie meistens da und telefoniert, wenn ich aus dem Hort komme. Oder sie singt.
Ich habe plötzlich so ein Gefühl, als ob ich ganz alleine auf der Welt wäre. Mums Zimmertür ist zugezogen. Ich lege mein Ohr ans Holz, aber drinnen herrscht auch Stille. Vorsichtig drücke ich die Klinke nach unten und öffne die Tür einen Spaltweit. Mamas Zimmer ist leer, und wie immer sieht es aus, als habe jemand mit einem Laubsauger alles durcheinandergewirbelt. Auf dem Klappsofa liegen Wollsocken und eine Strickjacke neben einer Decke mit Leopardenmuster. Der Fußboden ist übersät mit Notenblätternund Texten. Auf dem Schreibtisch steht ihr Laptop und daneben ein supermodernes Aufnahmegerät mit Mikrofon, das sie erst vor ein paar Tagen zum Geburtstag bekommen hat. Die Wand neben ihrem Schreibtisch hängt voller Zettel, Zeitungsartikel von Bands, Zeichnungen und Listen mit Songtiteln. Auf der Fensterbank blühen die lilafarbenen Rosen, die ich ihr geschenkt habe. Ihre Lieblingssorte. Mein Vater hat mir Geld dazugegeben, sonst hätte ich wohl nur zwei kleine Röschen kaufen können. Taschengeld ist ja nicht zum Sparen da, und deshalb habe ich auch nichts, wenn ich mal was brauche.
Mit dem Rucksack auf dem Rücken setze ich mich auf Mamas Sofa und rätsel, wo sie sein könnte, während ich die Nase auf ihre Decke drücke, um ihren Duft zu riechen.
Meine Mutter duftet wie eine exotische Blume. Das sagt mein Vater ihr, wenn er denkt, ich höre nicht zu. Für mich duftet sie nach weich und hellrosa und flauschig wie der Stoff von meinem Winterpyjama.
Mir wird plötzlich ganz heiß, und ich gehe zurück in den Flur, wo ich Jacke und Rucksack unter die Garderobe schiebe.
Auf dem Küchentisch steht ein Teller. Auf demTeller ist ein Berg aus goldgelben Teigfladen, davor liegt ein Zettel. Als ich näher komme, erkenne ich, dass das Goldgelbe ein Pfannkuchenberg ist.
»Wow!«,
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