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Die besten Freunde der Welt: Fritz und Ben (German Edition)

Die besten Freunde der Welt: Fritz und Ben (German Edition)

Titel: Die besten Freunde der Welt: Fritz und Ben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Wegmann
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Vögeln wieder los, denke ich und gehe aber trotzdem den Zollstock aus der Küchenschublade holen. Ben und seine Tiergeschichten. Er liebt Tiere. Besonders die, die fliegen.
    Ben steht immer noch mit ausgebreiteten Armen auf der Teppichkante. Ich drücke ihm das eine Ende des Zollstocks in die Hand und klappe so lange die Holzstöckchen auf, bis ich an seiner zweiten Hand ankomme.
    »Ein Meter fünfundzwanzig!«, lese ich.
    »Oh«, staunt Ben, »das ist wenig.«
    »Du bist ja auch kein Vogel«, sage ich. »Sollen wir jetzt mal mit den Übungen anfangen?« Ich lege den Zollstock zur Seite.
    »Weißt du«, fährt Ben fort, als hätte er meine Frage gar nicht gehört, »so ein Adler, der würde mich beim Schwimmen stressen. Zum Glück leben die meisten in Amerika. Stell dir mal vor: Der sieht was am Boden, ein Kaninchen zum Beispiel oder einen Fisch im Wasser, dann stürzt der sich mit einer Geschwindigkeit von hundertsechzig Stundenkilometern auf sein Opfer. Wenn ich jetzt im Meer wäre und würde da rumschwimmen, und so ein Adler käme angeflogen und würde mich mit einem Fisch verwechseln, dann wäre ich aber schnell erledigt.«
    »Der Adler ist doch nicht blöd. Der sieht doch, dass du kein Fisch bist!«, antworte ich.
    »Meinst du?«
    »Klar! Woher kennst du den   – wie heißt der?«
    »Weißkopfseeadler, weil er einen weißen Kopf hat. Den kenn ich aus meinem Buch über gefährdete Tiere, und ich habe ihn schon mal auf einer Dollar-Note gesehen.«
    »Komm, wir fangen an!«, drängel ich.
    »Der hat siebentausend Federn!«
    »Ben, willst du jetzt den ganzen Nachmittag über diesen Horst reden, oder willst du schwimmen üben?«
    Ben ist von den Kniebeugen außer Atem, und jetzt kriegt er einen Lachanfall und überhaupt keine Luft mehr.
    »Ich weiß nicht, warum du lachst«, sage ich ganz ernst, »aber ich zeig dir jetzt eine Übung, und du kannst sie nachmachen.«
    Ben unterdrückt sein Kichern, weil er merkt, dass ich sauer werde.
    Die Sonne verschwindet hinter der Kastanie, die in unserem Vorgarten steht, und sofort wird es kühl im Würfelzimmer. Ich sehe es an Bens Beinen und seiner Gänsehaut. Manche Leute sagen ja Hühnerhaut. Das finde ich irgendwie eklig.

    Ich lege mich mit dem Bauch auf ein Kissen, sodass ich ein bisschen schwebe, und zeige Ben, wie er zum Brustschwimmen die Arme nach vorne strecken muss, die Handflächen zusammen.
    »Jetzt musst du sie auseinandernehmen, als wolltest du das Wasser teilen, und dann die Hände wie Maulwurfsschaufeln nach hinten ziehen, hinter den Po.«
    Ich stehe auf, und er legt sich hin. Er konzentriert sich auf seine Hände und macht es am Anfang ganz gut. Zweimal gelingt es ihm, aber dann rutscht er vom Kissen und landet auf dem Fußboden. Als ich ihn anschaue, sehe ich, dass er immer noch versucht, nicht zu lachen. Sein Kopf ist schon ganz rot.
    »Spinnst du?«, frage ich ihn. »Was ist los?«

    »Du hast doch eben gefragt, ob ich über den Horst den ganzen Tag reden will.« Er kriegt kaum Luft. »Das ist so lustig. Ich habe ja über den Horst noch gar kein Wort gesagt.«
    »Ich meinte doch mit Horst den Seepferdchenadler.«
    Ben platzt jetzt fast. »Jetzt hast du Seepferdchenadler gesagt. Der heißt Weißkopfseeadler, und das Nest, in das die Weibchen ihre Eier legen, das heißt Horst.«
    »Sag mal, Ben, willst du mich verarschen?« Langsam vergeht mir die Lust, mit Ben zu üben, wenn er so einen Mist erzählt.
    Mein Freund steht steif auf. Seine dünnen Beine haben vor Kälte einen bläulichen Schimmer.
    »Sei nicht sauer! Das stimmt, was ich sage. Adler bauen riesige Nester aus Ästen und Gras, mit zwei Meter Durchmesser, und die nennt man Horst.«
    »Zieh dir mal lieber deine Strümpfe und dein T-Shirt an.« Ich überlege, ob ich das glauben soll. Irgendwie klingt Ben überzeugend. Außerdem erfindet er solche Sachen nicht.
    Ben trippelt auf Zehenspitzen zum Bett, um den Kontakt mit dem Fußboden zu vermeiden. Zitternd schlüpft er in T-Shirt und Socken. »Was macht man eigentlich mit den Füßen?«, fragt er.
    »Das ist die zweite Übung. Die kommt jetzt!«
    Ich lasse mich auf das Kissen fallen und lege den Kopf auf meine Hände. Dann paddel ich mit den Füßen abwechselnd von oben nach unten, so hat mein Vater mir das damals auch erklärt.
    Ben schaut zu. »Und das bringt es?«, fragt er.
    »Ja! Die andere Übung kann man nur im Wasser machen.«
    »Stell dir mal vor«, sagt Ben, während er sich auf das Kissen legt, »du würdest im Nil schwimmen, und dann

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