Die besten Freunde der Welt: Fritz und Ben (German Edition)
Feuerwehrleute tragen die gleichen Anzüge, Helme, Atemmasken und Sauerstoffflaschen.
Meine Mutter hat dann den Fernsehabend für mich beendet, aber da war es schon fast zehn Uhr. Ich war ziemlich aufgeregt wegen der ganzen schönen Böller, die so sinnlos zwischen den Kühen und Schweinen verpufften. Auf jeden Fallhatte ich keine Sekunde Zeit für Zukunftspläne. Heute Morgen bin ich natürlich todmüde aus dem Bett gekrochen. Bens Seepferdchen-Planung muss noch warten, bis mein Gute-Ideen-Zentrum hochgefahren ist.
Jetzt muss ich mit meinem Gedicht mal weitermachen. Was waren noch gleich meine Wörter:
rot – Brot – Not – Lot – Boot.
Ich stiere aus dem Fenster. Oh, ich bin so entsetzlich müde.
Stieren, das kommt doch von Stieren, die stundenlang auf einem Fleck stehen und in eine Richtung gucken, überlege ich und muss noch mal an das Silvesterfest der Rindviecher denken, die mitten im Mai ein tolles Spektakel erleben konnten. Silvester im Mai. Und mein Papa war dabei. He, das reimt sich.
Ich bin ein bisschen neidisch. Später werde ich wohl auch Feuerwehrmann. Man kann wirklich tolle Sachen erleben.
Oder ich werde Fußballer. Oder Arzt wie mein Opa.
Ein Gedicht. Ein Gedicht. Ein Gedicht. Endlich fällt mir was ein.
Das Stieren hat sich gelohnt.
Gestern waren ihre Lippen noch rot
Sie aß Käse, Butter und Brot
In ihrem Leben war alles im Lot
Sie kannte kein bisschen Not.
Doch jetzt sitzt sie mit dem Tod
In einem Boot.
Das mit dem Boot ist mir eingefallen, weil Izmir am Meer liegt. Und als ich das letzte Wort schreibe, fühle ich mich gut, weil es mir gelungen ist, alle Wörter in dem Gedicht unterzubringen.
Ich lese es mir selber leise vor, und dabei merke ich, dass es anders ist als das der anderen: Ich hatte blöderweise dieses Schema vergessen.
Egal, das Gedicht kann Hilmar trotzdem trösten. Das hat doch durch AABB nicht mehr Trost.
Wir sammeln die Gedichte auf dem Pult von Frau Specht, und dann müssen alle leise ganz alleine noch eine Seite im Lesebuch lesen.
Ich bin Schnellleser. Als ich fertig bin, starre ich weiter ins Buch, damit es keiner merkt. In Wirklichkeit denke ich an Bens Seepferdchen. Und kaum kreisen meine Gedanken um das Schwimmbad, das Wasser, den Sprungturm, Badehosen, Startblöcke und Schwimmtiere, gelangen sie zu Ben und seiner Angst. Seine Wasserangstgeht sogar so weit, dass er noch nie in seinem Leben gebadet hat. Zumindest kann er sich nicht erinnern.
Das kann ich mir ja überhaupt nicht vorstellen. Baden ist das Tollste. Alles beginnt mit wundervollem Wasserplatschen, wenn die Wanne vollläuft. Wie bei einem steilen Wasserfall. Am Anfang ist das Wasser immer zu heiß. Trotzdem kann ich nicht abwarten und steige hinein. Ein bisschen Schaum schwimmt oben. Ich stehe immer erst mal rum, bis sich meine Beine an die Hitze gewöhnt haben. Erst nach fünf Minuten setze ich mich. Das heiße Wasser brennt am Po, aber sobald man sich daran gewöhnt hat, wird es schön. Aus dem Hahn prasselt immer mehr Wasser, und wenn meine Mutter rausgeht, weil das Telefon klingelt oder weil sie das Handtuch vergessen hat, schütte ich noch mal kräftig Badegel nach. Langsam bilden sich weiße Schaumberge, und meine Schiffe stehen am Wannenrand und warten darauf, endlich in See zu stechen. Die Kapitäne gehen an Bord und lichten die Anker. Die Schiffe schaukeln auf den Wellen und verschwinden in den Schaumbergen. Die Männer halten die Ruder gegen Wellen und Stürme und meterhohe Eisberge. Sie fürchten um ihre Mannschaften. Aber schließlichgelangen beide Schiffe sicher zu einer Insel, rosa und esstellerrund, auf der Riesenenten leben, die schon lange auf Rettung warten.
»Ahoi! Quack! Quack!«, rufen die Enten. »Nehmt uns mit!«
Aber die Kapitäne antworten: »Das geht doch nicht. Ihr gehört zu dieser Insel. Ihr seid hier festgewachsen.«
Und die Riesenenten weinen grüne Tränen, die nach Apfel riechen, und eine Stimme aus dem Himmel sagt: »Fritz, you’re not allowed to play with the apple-shampoo.« Und die Stimme klingt wie Mum. Und wenn die Kapitäne dann zum Horizont schauen, sehen sie meine Mutter auf dem Rand der Badewanne sitzen, und sie zeigt auf eine Armbanduhr, die sie gar nicht trägt. Die Kapitäne und ich wissen dann, eine halbe Stunde ist schon lange vorbei. Und dann spüre ich es: Die Haut an meinen Fingern und Füßen fühlt sich an wie eingedötschter Käsekuchen und sieht auch so aus.
Ich fange an zu zittern, denn plötzlich ist
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