Die besten Freunde der Welt: Fritz und Ben (German Edition)
sähe ein Krokodil deine Füße. Das würde sich dann auf dich stürzen, seine Zähne in deinen Rücken hauen und dich unter Wasser ziehen.«
»Kann es sein, dass du zu viele Bücher liest?«, frage ich ihn und wundere mich kein bisschen mehr, dass er Angst vor Wasser hat.
»Es ist nur
ein
Buch, nämlich das über die aussterbenden Tiere. Ich muss es dir mal zeigen. Es ist toll. Wenn du die Seiten umblätterst, kommen riesige Papptiere aus dem Buch heraus und bauen sich vor dir auf. Man kann Laschen herausziehen, Laschen auf klappen. Beim Krokodil zum Beispiel, das ja echt gefährlich ist, da gibt es was ganz Supermegatolles: In dem aufgeklappten Riesenmaul sitzt ein kleiner Vogel.«
»Kurz bevor er gekaut wird?«
»Nein, er kann bestimmt wegfliegen, bevor das Kroko sein Maul zumacht.«
Gerade als mein Freund mal nichts über Tiere erzählt, geht die Zimmertür auf. Meine Mutter guckt auf Ben hinunter, der in Socken, T-Shirt und Badehose auf einem Kissen mitten in meinem Zimmer liegt.
»Hi, boys! What are you doing on the floor?«, fragt sie.
»Hi, Mum, Ben war ein bisschen müde, deswegen liegt er da unten, nicht wahr, Ben?«
Ben nickt und hebt die Hand Richtung Tür.
»Aber was ist das für eine orange Ding an deine Popo?«
Ben wird feuerknalltomatenrot. »Das ist eine Freizeithose«, sagt er.
»Freizeit?«, fragt meine Mutter. »Interesting. Sieht aus wie eine Badehose von eine andere Zeit. Von früher, von deine Großvater als Kind vielleicht!«
Jetzt wird Ben noch roter.
»Mama, das ist beleidigend!«, sage ich.
»O nonono, sorry, Ben. It’s a lovely color. Really lovely.«
»Danke, Ruby!« Ben ist aufgestanden und hat seine kurze Hose angezogen. »Ich muss los!«
»Oh, bleib bitte«, antwortet Mum, »hast du noch Pancakes gelassen, Fritz?«
»Klaro!« Von den zwölf habe ich nur sechs geschafft.
»Dann mache ich eine Salat dazu, und wir essen schön zusammen! Okay?«
Wir nicken.
Meine Mutter geht in die Küche.
»Können wir an deinem Computer spielen?«, rufe ich ihr hinterher.
»Aber nur, bis das Essen fertig ist!«, antwortet sie.
So ein dusseliger Salat ist ja leider schnell gewaschen. Wir beeilen uns und laufen in ihr Zimmer. Während ich den Computer anschalte, sagt Ben: »Wusstest du, dass der Tiger die einzige Katze ist, die gerne schwimmt?«
Ich schaue ihn an.
»Nein!«, antworte ich.
Wie kann man nur so viel wissen.
Warum kann Ben sich alles merken? Er muss nur einmal etwas lesen oder hören, und schon ist es auf seiner Festplatte gespeichert.
Mein Freund, das Superhirn.
Unfassbar.
Ein verlorenes Fußballspiel und eine tolle Nachricht
Wenn ich an Rechnen denke, dauert eine Woche verdammt lange. Aber sie vergeht schnell, wenn man schöne Dinge macht. Doofe Sachen ziehen die Zeit ins Unendliche. Unendlichkeit ist in der hintersten Ecke des Sternenhimmels.
Ben und ich haben es bis jetzt nur einmal geschafft, Schwimmen zu üben. Ich hatte einfach zu viel zu tun. Am Samstag ist unser Vereinsfußballspiel. Mir bleibt kein freier Tag.
Heimspiel: FC Deppendorf – das sind wir – gegen KF 2000. Unser Name ist dämlich.
»Bedeppert«, sagt mein Vater. Jeder macht sich darüber lustig, aber der Stadtteil, in dem wir wohnen, heißt nun mal Deppendorf.
Mein Vater hat mir erklärt, dass der Nachname der Leute früher oft etwas mit ihrem Beruf zu tun hatte. Die Schneider hießen Schneider, die Schuster Schuhmacher, die Metzger Metzger.
Aber Zara Schneiders Eltern haben eine Bäckerei. Ich hab Zara gefragt, ob ihre Oma Schneiderin war, da hat sie mich angeguckt wie einen Blödmann mit weichem Hirn. Dabei hat sie ihren Kaugummi von links nach rechts geschoben, sodass abwechselnd eins ihrer tollen Grübchen verschwand. Das sah doof aus und erinnerte mich an Marie-Luise, die Lieblingskuh von meinem Opa, die er immer auf seinen Abendspaziergängen besucht und mit Butterblumen füttert.
Ich mag Zara, obwohl sie diesen Tick mit dem Kaugummi hat. Sie hat die schönsten Zöpfe, die ich jemals gesehen habe: geflochten sind die so lang, dass sie fast damit Seilchen springen kann. Na ja, vielleicht ist das jetzt ein bisschen übertrieben. Ich bin schon wie meine Übertreiber-Oma. Außerdem hat Zara diese Grübchen in ihren Wangen, die wie Falten aussehen, das finde ich auch toll. Und sie trägt immer Hosen, im Winter lange, im Sommer kurze, und dazu Turnschuhe bis über die Knöchel, in bunten Farben. Auf einem Paar sind Totenköpfe. Zara ist einfach toll. Alles, was sie
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