Die besten Freunde meines Lebens - Roman
orangefarbenen Schein der Straßenlaterne. Und danach werden wir alles andere in Angriff nehmen. Und wir werden es in Angriff nehmen .
»Sieh den Tatsachen ins Auge, Liebste«, sagte er. »Ich weiß, du hältst Nicci für unersetzbar, aber du wirst jemanden finden müssen, der sie trotzdem ersetzt.«
15. Kapitel
Es war für David nicht schwierig, sich von der Arbeit loszueisen. Da er der Boss war, oder zumindest einer der Bosse, war er niemandem Rechenschaft schuldig. Seine Kollegen waren an sein Kommen und Gehen gewöhnt, und aus Höflichkeit teilte er ihnen mit, wo sie ihn erreichen konnten. Schon immer hatte er vorwiegend von zu Hause aus gearbeitet, und wenn er nicht zu Hause war, war er vor Ort. So oder so, er war immer auf seinem iPhone zu erreichen. Eigentlich war er erst in den letzten Monaten dazu übergegangen, regelmäßig ins Büro zu gehen, genauer gesagt, seit er gemerkt hatte, dass ihn das einsame Grübeln an den Punkt trieb, wo er nur noch irgendetwas gegen die Wand werfen wollte. Oder sich selbst von einem Hochhaus.
Es war ihm nach wie vor unbegreiflich, weshalb er eingewilligt hatte, sich mit Niccis Mutter zu treffen. Die meisten Männer lernten ihre Schwiegermutter zu Beginn einer Ehe kennen, nicht am Ende. Es war der reinste Hohn: die Frau zu verlieren und die Schwiegermutter zu gewinnen.
Instinktiv hatte er für das Treffen das Starbucks in Kingston-upon-Thames gewählt. Es lag weder für sie noch für ihn günstig, aber es war weit genug entfernt. Weit genug entfernt von dem Heim, das Nicci sich ohne die Liebe, Unterstützung, Einmischung oder Erfahrung ihrer Mutter geschaffen hatte. Weit genug entfernt von den Enkeltöch tern, die Nicci ihrer Mutter nie hatte vorstellen wollen. So weit wie möglich entfernt von Niccis Leben. Und anonym genug, um nicht zufällig einem Bekannten zu begegnen.
Also, Nicci, dachte David, als er den knallgrünen Mini Cooper, den er zu Niccis fünfunddreißigsten Geburtstag hergerichtet hatte, auf der zweiten Etage des Parkhauses abstellte und zu Fuß nach unten ging, wenn du so schlau bist, dass du glaubst, du könntest alles hübsch ordentlich hinterlassen – für alle einen Platz und jeder an seinem Platz – Jo und die Mädchen, Lizzie und der Garten, Mona und ich … nun, dann beantworte mir doch eine Frage, Nicci Morrison. Wie zum Teufel soll ich das Problem mit deiner Mutter angehen? Damit hattest du nicht gerechnet, was?
Auf halbem Weg nach unten blieb er stehen und neigte den Kopf zur Seite, als wartete er auf eine Antwort. DerVerkehr auf der Hauptstraße lärmte, Kinder schrien, elektronische Verriegelungen piepsten, Sirenen heulten, Schritte hallten auf Betonstufen.
Verstehe, dachte er traurig, während er durch die Flügeltür ins nächste Treppenhaus ging, deine Mutter konntest du nicht ordentlich an ihrem Platz verstauen.
»Wie erkenne ich Sie?«, hatte Niccis Mutter gefragt, als er sich geschlagen gab und anrief. Er hatte keine andere Wahl. Die ständige Sorge, sie könnte anrufen, wenn er nicht da war, und stattdessen eines der Mädchen an den Apparat kriegen, hatte ihn zermürbt. Auch wenn die Mädchen kein Wort von dem, was sie sagte, verstehen würden, so müsste er doch der Nanny gegenüber irgendeine Erklärung abgeben.
Oder schlimmer noch, sie würde anrufen, wenn Jo oder Lizzie da waren und er nicht. Dieser Ostersonntag hatte ihm den Rest gegeben. Er wusste, er hatte sich verdächtig verhalten, weil er bei jedem Klingeln aufgesprungen war und schließlich heimlich den Stecker herausgezogen hatte. Jo hatte es sicher bemerkt, ihr entging nur selten etwas. Und sie war den ganzen Nachmittag über höchst wachsam gewe sen, hatte ihn kaum aus den Augen gelassen. Wie er Niccis Freundinnen kannte, dichteten sie ihm wahrscheinlich eine Affäre an.
Wie absurd. Es war ihm unvorstellbar, sich jemals wieder auf eine Beziehung einzulassen.
Nicht einmal mit Mona.
Nicht einmal mit Mona? Wie kam er denn auf diesen Gedanken? Vor allem nicht mit Mona!
Sein Frösteln hatte nichts mit der Kälte zu tun. Ostern lag in diesem Jahr ziemlich spät. Heute früh war ein Mairegen niedergegangen, doch der war schon längst vorbei, und jetzt war die Luft mild und warm.
Ein Tag, wie Nicci ihn liebte.
Wie konnte er überhaupt an Mona denken? Und was hatte sich Nicci dabei gedacht, derart manipulativ in das Le ben ihrer Freundinnen einzugreifen, so als wären sie Bauern in ihrem privaten Schachspiel? Die Freundinnen, die in den Monaten nach Niccis Tod sein
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