Die besten Freunde meines Lebens - Roman
Klamotten, die sie mit siebzehn getragen hatte (hauptsächlich Sachen, die ihr älterer Bruder aussortiert hatte), und Mona, tja … wo war Mona?
»Ich habe mir heute früh einfach irgendwas übergezogen, was gerade greifbar war«, sagte Jo schließlich, während sie den Bräter kurz unter fließendes Wasser hielt und dann in die Spülmaschine stellte. »Ich habe gestern vergessen, meine Sachen aus der Reinigung zu holen. Du weißt ja, wie das ist.«
»Das meinte ich nicht. Obwohl Nicci deinen, ähm, Stil wohl nicht gutgeheißen hätte.«
Warum hatte sie sich nicht mehr Mühe gegeben? Jo hätte wissen müssen, dass Lizzie das auffallen würde, aber sie war heute früh einfach nicht in der Stimmung gewesen, sich großartig zurechtzumachen.
»Mal ganz ehrlich«, sagte sie achselzuckend, »Niccis Mei nung über mein Outfit ist im Moment meine kleinste Sorge.«
Es sollte lässig klingen, kam aber bitter heraus und warf nur noch mehr Fragen auf. Um sich dem Gespräch zu entziehen, zog sie Topfhandschuhe über und trug die Schüssel mit dem dampfenden Gemüse zum Tisch.
Während nach und nach alle Speisen auf den Tisch gestellt und die Teller verteilt wurden, glitt Mona neben Dan auf die Sitzbank und nahm Charlie auf den Schoß. Harrie hatte bereits Davids Schoß in Beschlag genommen.
»Wo warst du, Mona? Dan hat dich gesucht.« Jo bemühte sich um einen sachlichen Ton, um ihre Neugierde zu verbergen.
»Er hat mich ja gefunden, nicht wahr, Liebling?« Mona zauste ihrem Sohn durch das Haar und beschäftigte sich dann geflissentlich mit dem Zerschneiden des Nussbratens. »Will jemand etwas davon haben, oder bin ich hier die Einzige, die keine toten Tiere isst?«
Jo und Lizzie wechselten einen verstohlenen Blick. Sie waren nicht überzeugt.
»Bilde ich mir das nur ein, oder war Mona heute komisch?«, fragte Jo gähnend, den Kopf an Sis Brust gelehnt. Sie waren von Dunkelheit umhüllt, nur das Licht der Straßenlaterne drang durch die Jalousien und warf orangefarbene Streifen auf die Bettdecke.
Das Mittagessen hatte sich in die Länge gezogen, bis David dann um sieben Uhr einfiel, dass Harrie und Charlie schon längst im Bett sein sollten.
Unterstützt von Pinot Grigio, Chablis, noch mehr Chablis und danach Brandy war das Essen ein voller Erfolg gewesen. Jo war froh, dass dieses Treffen stattgefunden hatte. Natürlich hatte es auch angespannte Momente gegeben, und Mona und David hatten kaum einen Blick gewechselt, geschweige denn mehr als zwei Worte, aber dennoch: Es war ein Anfang.
»Mona war komisch, Lizzie war komisch, David war komisch, alle waren komisch«, sagte Si, »außer Charlie, Harrie und Dan.«
»War ich komisch?«
»Nicht komischer als sonst.«
Sie gab ihm einen Klaps auf den noch immer straffen Bauch. »Ich meine es ernst.«
»Jeder war komisch, Liebes. Und das ist auch kein Wunder. Schließlich waren wir seit der Beisetzung zum ersten Mal wieder alle in diesem Haus versammelt. Beim nächsten Mal wird es entspannter sein. Und du warst nicht direkt komisch, sondern einfach nur ziemlich fertig.« Jo hörte, wie er tief Luft holte. »Was dieses Thema angeht, so sollten wir …«
Jo merkte, wie sie sich innerlich verkrampfte. Es geschah ganz von selbst, sie konnte nichts dagegen tun. »Nicht jetzt, Si«, bat sie. »Wie du gesagt hast, ich bin total fertig.«
»Irgendwann müssen wir reden.« Si gab ihr einen Kuss auf den Scheitel. »Wir können nicht so tun, als wäre es nicht geschehen.«
»Von welchem ›es‹ sprichst du?«, fragte Jo und schloss die Augen.
»Das ›es‹ mit Nicci«, antwortete Si.
Und Jo atmete erleichtert aus.
»Aber auch das ›es‹ mit der IVF .«
»Bitte, Si …«
»Und das ›es‹ mit der Firma.«
Sie wusste, dass er ihr mit dem letzten Punkt einen Ausweg bot. Vorerst. Und sie war ihm dankbar dafür.
»Du kannst so nicht weitermachen«, fuhr er fort. »Du brauchst jemanden, der dir bei der Leitung der Firma hilft. Sicher, du hast Kelly und das restliche Team, aber das genügt nicht. Du kannst nicht deinen und daneben auch noch Niccis Job machen. Ich weiß, sie hat dir die Leitung übertragen, doch sie würde bestimmt erwarten, dass du dir Unterstützung holst. So, wie du die Firma jetzt leitest, kannst du nur scheitern.«
Seine Worte kamen ihr vage bekannt vor.
Si rollte sich zur Seite und umfasste mit beiden Händen behutsam Jos Gesicht, sodass ihr keine andere Möglichkeit blieb, als ihn anzusehen. Zuerst die Dinge, die anstehen, sagte sein Blick im
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